Arni - Mütter kämpfen für den Schwimmkurs
Während 15 Jahren konnten die Arner Schulkinder für wenig Geld einen Schwimmkurs besuchen. Jetzt wurde das Angebot von der Gemeinde gestrichen. Eine Gruppe Mütter setzt sich dafür ein, dass es weitergeführt wird.
Es ist eine kurze Mitteilung in den Arni Dorfnachrichten: Da die bisherige Schwimmlehrerin ihre Anstellung gekündigt hat, hat sich der Gemeinderat entschieden, das freiwillige Schwimmangebot ab dem nächsten Schuljahr nicht mehr anzubieten.
"Wir sind enttäuscht"
"Wir sind enttäuscht, dass der Schwimmkurs ungefragt gestrichen wird", schrieb eine Gruppe betroffener Mütter an BERN-OST. Zusammengezählt haben die fünf Frauen 14 Kinder zwischen 5 und 16 Jahren. Alle 14 profitieren von dem praktischen Angebot. "Eltern konnten Fahrgemeinschaften bilden und die Kinder konnten mit ihren Schulgspändli schwimmen gehen, was vielen sicher auch die Angst vom Wasser nahm", schreiben die Mütter. Nun wollen sie sich gemeinsam dafür einsetzen, dass er irgendwie weitergeht. Beim Fototermin in Arnisäge erzählen sie, wie.
Das Schwimmen war ein Angebot im Rahmen des freiwilligen Schulsports. Entstanden war es vor rund 15 Jahren auf Initiative einer Arner Schwimmlehrerin. Das Angebot bereitete die Kinder auf den obligatorischen Wasser-Sicherheitscheck Ende 4. Schuljahr vor.
Zu teuer für die Gemeinde
Die Eltern organisierten gemeinsam die Fahrt ins Schwimmbad und zahlten den Eintritt, die Gemeinde steuerte den Lohn der Schwimmlehrerin bei. 65 Franken für 10 Mal Schwimmen zahlten die Eltern, das ist ein Bruchteil dessen, was man für einen privaten Schwimmkurs zahlt. Die Kosten für die Gemeinde beliefen sich auf 2000 Franken pro Jahr.
Das Geld ist denn auch der Hauptgrund, warum die Gemeinde das Angebot einstellt. Der für die Bildung zuständige Gemeinderat Christoph Schweingruber verweist auf die knappen Gemeindefinanzen und die Steuererhöhnung vor zwei Jahren (BERN-OST berichtete). "2'000 Franken klingen nicht nach viel. Aber jeden Franken, den wir ausgeben, müssen wir irgendwo holen."
"Kommunikation war vielleicht etwas trocken"
Die Mütter erfuhren aus den Dorfnachrichten, dass mit dem Schwimmunterricht Schluss ist. "Wir wussten nicht, dass das Geld der entscheidende Punkt ist", sagt Christine Schenk beim Treffen beim Schulhaus Arnisäge. Dass sie nicht vorher informiert wurden, sei schade. "Die Kommunikation war vielleicht etwas trocken", räumt Gemeinderat Schweingruber ein. "Wir waren uns der emotionalen Tragweite des Gemeinderatsentscheids nicht so bewusst."
Tanja Kilchenmann ist ebenfalls engagiert in der Sache. Sie hat in Zusammenarbeit mit der Schulleitung eine Umfrage gestartet. "Wir wollen herausfinden, wie gross das Interesse ist und was Eltern allenfalls bereit wären, zu zahlen, damit es weitergeht." Für sie selber liege die Schmerzgrenze etwa bei 120 Franken, sagt sie.
Was sind die Bedürfnisse?
"Wenn wir die Bedürfnisse kennen, schauen wir, wie wir eine Weiterführung finanzieren könnten. Möglicherweise gehen wir dann auch wieder auf die Gemeinde zu." Im persönlichen Gespräch sei ihnen von Gemeinderäten signalisiert worden, dass man den Entscheid auch schade finde.
Das bestätigt auch Schweingruber. "Ein Teil meiner Kinder hat auch von dem Angebot profitiert. Aber es war halt ein freiwilliges Angebot der Gemeinde und wir müssen sparen." Er hoffe, dass das Gespräch mit den Betroffenen weitergehe. "Ich würde als Privatperson auf jeden Fall mithelfen, die Weiterführung zu organisieren und allfällige Anliegen auch in den Gemeinderat tragen."
[i] Schwimmunterricht in Arni:
Im Kanton Bern sind Schulen, und damit die Gemeinden, verpflichtet, Ende 4. Schuljahr den "Wasser-Sicherheitscheck" durchzuführen. Weiter muss das Schwimmen Teil sein des Sportunterrichts. Das kann als obligatorischer Unterricht (1-3 Wochenlektionen) oder als fakultativer Unterricht sein. In der Schule Arni gehen die Kinder im zweiten Kindergartenjahr von Herbst bis Frühling alle zwei Wochen schwimmen, die Schulkinder machen ungefähr zwei Mal pro Jahr Ausflüge ins Schwimmbad. Für den freiwilligen Kurs, der nun eingestellt wird, mietete die Gemeinde Wasserzeit in Walkringen und in Lützelflüh.