Arni - "Vom Emmentaler allein könnten wir heute kaum mehr leben"

Ueli und Elisabeth Schlüchter können auf 30 Jahre Käserei Kleinroth zurückblicken. Wo ursprünglich nur Emmentaler hergestellt wurde, entstehen heute viele Spezialitäten.

Kathrin Schneider, Wochen-Zeitung
28-jährig waren Ueli und Elisabeth Schlüchter, als sie 1984 die Käserei mit Laden im Kleinroth bei Arni übernahmen. «Wir mussten uns vorher bei allen 24 Bauern persönlich auf dem Hof vorstellen, bis wir die Zusage erhielten.» Ueli Schlüchter lacht und weist auf die heutigen Verhältnisse hin: «Man kann froh sein, wenn man überhaupt noch einen Käser findet.»

Die Käsereigenossenschaft Kleinroth ist sich dessen wohl bewusst und schätzt Schlüchters Treue zur Käserei. Ueli Schlüchter ist als Betriebsleiter angestellt. Neben ihm käsen seit mehreren Jahren Daniel Bähler und Hans Jakob Fankhauser mit. Ehefrau Elisabeth wirkt vor allem im Laden oder beim Einpacken der Käseportionen, ebenfalls können sie in Spitzenzeiten auf eine weitere Mitarbeiterin, Madlen Liechti, zählen.

Grosser Aufwand, breites Sortiment

«Vom Emmentaler allein könnten wir heute kaum mehr leben.» Ueli Schlüchter hat die Entwicklung beim Emmentaler Käse seit dem Aufheben der Kontingente hautnah miterlebt. Mittlerweile sei der Markt wegen der Allgemeinverbindlichkeit zwar wieder im Gleichgewicht, aber danach sei die Entwicklung wieder ungewiss. Ueli Schlüchter hat aber schon vorzeitig Nischen gesucht und gefunden. «Als die Käseunion vor rund zehn Jahren ihre Vorschriften lockerte, begann ich sofort mit der Entwicklung verschiedener Spezialitäten.» «Ueli’s Tröimli» heissen sie, «Jodlerchäs», «Märitchäs», «Magerchäs», «Chlirother», «Mutschli», «Bärlauchkäse» und noch viele mehr. Einige Käse seien mehr zufällig entstanden, zum Beispiel aus einer Notlage heraus nach einem Stromausfall. Andere habe er nach Rezepten von der Molkereischule ausprobiert und weiterentwickelt. Missraten sei eigentlich keiner, aber der Aufwand sei natürlich immer grösser geworden.

Mehr Milch, weniger Lieferanten

Der Strukturwandel hat auch im Kleinroth seine Spuren hinterlassen. Wenn 1984 noch 24 Landwirte aus Grosshöchstetten, Biglen, Arni und Oberthal rund 1,2 Millionen Liter Milch ablieferten, sind es heute von nur noch zehn Lieferanten sogar 1,8 Millionen. Von dieser Menge werden rund 400’000 Kilogramm zu Spezialitäten verarbeitet. Die kleinste Menge wird im Laden verkauft, das meiste geht an verschiedene Händler und Abnehmer. Man müsse flexibel sein, sonst verliere man Kunden, meint Ueli Schlüchter.

Das Ehepaar hat in den letzten dreissig Jahren viele Erinnerungen gesammelt. Ein spezieller Moment war zum Beispiel 2009 die Filmaufnahmen mit Xavier Koller für die Emmentaler-Werbung. «Aber auch die Reisen mit der Käsereigenossenschaft haben wir sehr genossen.» Ebenfalls stolz sind die Schlüchters auf alle positiven Rückmeldungen zu ihren Käsespezialitäten, den Preisen und Auszeichnungen für die Innovationen.

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Erstellt: 08.05.2014
Geändert: 08.05.2014
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