Arni - Offene Türen für neue Schützen
Seit 125 Jahren schiessen die Feldschützen im Arnimoos. Das feierten sie mit einem Tag der offenen Tür. Ein Anlass, der auch neue Mitglieder anziehen sollte.
Es ist ruhig im Arnimoos, nur selten ist ein Auto von der Strasse zu hören. Auf einem Mast tanzt ein rot-weisser Wimpel im Wind. Peng. Ein Schuss zerschneidet die Luft, setzt der Ruhe jäh ein Ende. Ein weiterer Schuss fällt. Eine Millisekunde später hallt das Echo nach. Vor dem Schützenhaus der Feldschützen Arni ist ein blau-weiss gestreiftes Festzelt aufgebaut. «Härzlich wiukommä» begrüsst ein Schild die Besucher. Die Feldschützen feiern ihr 125-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür.
Schiessen für jedermann
Durchs Festzelt hindurch gelangen die Besucher ins Schützenhaus. Männer und Frauen lösen am Stand eine Scheibe, kaufen Munition. An eine Holzstange angelehnt stehen die Gewehre bereit. Sturmgewehre 57, 90 und einige Karabiner. «Wessen Gewehr willst du?», fragt ein Mann im Vereins-T-Shirt. «Sicher nicht deins!», sagt der Gefragte, lacht und schnappt sich ein Sturmgewehr 57. Er installiert sich am Boden, blickt konzentriert durchs Visier. «Bereit, Achtung!» Die Männer und Frauen im Schützenhaus setzen ihre Gehörschütze auf. Es knallt. Auf einem Bildschirm, der von der Decke hängt, erscheint auf einer Zielscheibe ein Kreuz im zweiten Ring. Neun Punkte.
Mit dem Tag der offenen Tür will der Verein das Schiessen allen Interessierten näherbringen. «Wie fast alle Schützenvereine kämpfen auch wir mit Nachwuchsproblemen», sagt Präsident Kurt Moser. Schiessen sei nicht mehr attraktiv, immer weniger Männer würden die RS absolvieren, erklärt er die Gründe. Die Feldschützen Arni zählen noch rund 40 Mitglieder. «Die meisten davon sind in meinem Alter», sagt der 50-Jährige. Früher seien es mehr Mitglieder gewesen und das Alter durchmischter. Jedoch galt damals die Vereinspflicht für die Männer, die das Obligatorische schiessen wollten.
Zukünftige Jungschützen
Vor dem Schützenhaus rennen Kinder umher, schreien und lachen. Für sie hat der Verein einen Schiesssimulator aufgestellt. Ein Gewehr ist auf einem Tisch aufgebaut, versehen mit einem Laser. Ein paar Meter weiter vorne steht eine Scheibe. Ein Junge, 9 Jahre alt, liegt auf dem Tisch. Das linke Auge geschlossen, blickt er konzentriert durchs Visier. Auf einem Bildschirm neben ihm zeichnet eine orange Linie die Bewegungen des Gewehrs nach. Ein Schütze gibt ihm Anweisungen.
Mit der Installation trainieren normalerweise die Feldschützen. Am Tag der offenen Tür stelle man es den kleineren Kindern zur Verfügung, weil Schiessen erst ab zehn erlaubt sei. «Natürlich hoffen wir, dass es dadurch das eine oder andere Kind packt», sagt Kurt Moser.
Bereits gepackt hat es Kevin Eichenberger. Der Elfjährige legt im Schützenhaus gerade das Gewehr weg. 77 Punkte hat er erreicht. «Ich hab schon besser geschossen.» 85 Punkte von möglichen 100 sei sein Rekord. Aufs Schiessen sei er durch seinen Vater gekommen. «Und auch schon der Vater von meinem Vater hat geschossen.» Er selbst absolviert bereits die zweite Saison als Junior bei den Feldschützen.
Schiessen hat Tradition
«Wir sind stolz, gibt es uns schon 125 Jahre», sagt Kurt Moser. Denn die Schützenvereine hätten es nicht immer einfach. Beispielsweise müssen die Schiessanlagen saniert und Kugelfänge installiert werden. «Für überalterte Vereine ist das je nachdem zu teuer», sagt Moser. Weiter gebe es Vereine, die Probleme mit den Anwohnern haben. Zu viel Lärm. «Bei uns ist das zum Glück nicht so. Aber wir versuchen auch Rücksicht zu nehmen.» An Sonntagen wird deshalb nicht geschossen. Auch hören die Schützen früher mit dem Training auf, wenn der Bauer sein Heu ins Trockene bringen muss.
An der Wand im Schützenhaus hängt ein Plakat: «Hände weg vom Schweizer Waffenrecht.» Eine Botschaft an die EU und an Bern, wie es weiter heisst. Darauf angesprochen sagt Kurt Moser: «Natürlich beschäftigt uns das neue Waffengesetz.» Die Schweiz habe ohnehin ein relativ strenges Waffenrecht. Mit weiteren administrativen Aufwänden würden wohl noch weniger schiessen. Und sowieso: «Wir sind hier der EU gegenüber eher kritisch eingestellt.»
Er zieht sein Schiessgewand an. Wieder pfeifen Schüsse durchs Arnimoos.