Arni - Freude am Tier kommt vor dem Kommerz
Wild steht momentan hoch im Kurs und in fast jedem Restaurant auf der Speisekarte, obwohl 80 Prozent importiert wird. Während der grösste Teil des einheimischen Wildes auf der Jagd erlegt wird, spielt beispielsweise die Hirschhaltung im Gehege ei
Silvia Ben el Warda-Wullschläger, Wochen-Zeitung
«Seppu» ist eine stattliche Gestalt. Mit hoch erhobenem Haupt, wachsamen Augen und gespitzten Ohren ist er bereit, seine Herde, bestehend aus fünf Hirschkühen und drei Kälbern, gegen jeden Rivalen zu verteidigen. Es ist Brunstzeit, und das Betreten des Geheges wäre gefährlich.
Dies gilt selbst für Kurt Rothenbühler, Besitzer der Wapiti Herde (kanadische Hirschart). Er kennt zwar jedes Tier mit Namen, und sie fressen ihm auch Brot aus der Hand, eine gewisse Distanz wahrt er aber dennoch. «Es sind und bleiben wilde Tiere, und das will ich respektieren. Der Stier kann zudem in der Brunstzeit ziemlich aggressiv werden.» Und mit dem elf Jahre alten und rund 300 Kilogramm schweren «Seppu» möchte er es dann doch nicht aufnehmen.
9000 Schweizer Hirsche
Die Hirschhaltung im Gehege spielt in der Schweiz mit einem Prozent am Konsum eine untergeordnete Rolle. Die Jagd macht gemäss Angaben des Landwirtschaftlichen Informationsdienstes (lid) 19 Prozent aus, 80 Prozent aber stammt aus dem Ausland, vorwiegend aus Neuseeland. Dort werden mehr als eine Million Hirsche in grossen Farmen gehalten. In der Schweiz sind es gerade 9000 Tiere in etwa 550 privaten Gehegen.
Wer Hirschfleisch aus Schweizer Zucht kaufen will, meldet sich am besten direkt beim Halter, denn es wird fast ausschliesslich über Direktverkauf abgesetzt. Dies ist auch bei Kurt Rothenbühler nicht anders. So gegen die 25 Kunden bedient er in der Regel jeden Herbst, einen Teil erhält auch die Metzgerei in Biglen. Drei bis vier Tiere lässt er jedes Jahr schiessen, je nach dem wieviele Junge auf die Welt gekommen sind.
Zartes und fettarmes Fleisch
Das Fleisch, pro Tier gibt es rund 60 Kilogramm, findet problemlos Absatz. «Ich könnte noch viel mehr Kunden bedienen, die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem», meint der Hirschhalter aus Arni. Geschlachtet wird von einem Metzger, das Verpacken und Verteilen übernehmen Manuela und Kurt Rothenbühler selber. Die zunehmende Beliebtheit führt er eher auf das zarte und fettarme Fleisch denn auf BSE- und Antibiotika-Skandale zurück.
Dass die Nachfrage bei den Konsumenten steigt, belegen Zahlen: Der Verzehr von Wild nahm in der Schweiz im letzten Jahr um rund zehn Prozent zu, im Vorjahr um sieben Prozent. 670 Gramm assen Herr und Frau Schweizer im Jahr 2001.
Liebe auf den ersten Blick
Als sich Kurt Rothenbühler 1993 für die Hirschhaltung entschied, stand nicht ein Lebensmittelskandal, sondern der Strukturwandel in der Landwirtschaft im Vordergrund. «Als ich den Betrieb von meinem Grossonkel übernahm, war mir schnell klar, dass dieser zuwenig gross ist, um die Existenz zu sichern», blickt der gelernte Landwirt und Zimmermann zurück. Er liess sich beraten, was mit den zehn Hektaren zu realisieren wäre und stiess dabei auf die Hirschhaltung. «Warum nicht?», sagte er sich und holte Informationen ein, zuerst bei einem Damhirschhalter.
Die Tiere gefielen ihm auf Anhieb. Als er dann aber auch noch kanadische Wapiti zu Gesicht bekam, war der Fall klar: die wollte er haben. Sie sind grösser, schwerer aber auch zutraulicher als Dam- oder Rothirsche. «Der elegante Gang, die schönen Augen und ihre Neugierde haben es mir angetan», schmunzelt Kurt Rothenbühler. Er zaunte eine Weide von zwei Hektaren ein, und als er alle Bewilligungen (siehe Kasten) besass, begann er mit der Zucht.
Geringer Zeitaufwand
Etwa ein Viertel aller Hirschhalter in der Schweiz sind Landwirte, die neben ihrem Betrieb als weiteres Standbein Wild halten. Aber auch Rentner, Waldarbeiter, Wirte, Unternehmer oder andere Private halten sich Hirsche «aus Freude an den Tieren». Nur zehn Prozent haben gemäss Landwirtschaftlichem Informationsdienst die Tiere aus wirtschaftlichen Überlegungen. Dies kann Kurt Rothenbühler unterschreiben. «Zuerst stand schon im Vordergrund, das Landstück extensiv zu nutzen. Dann aber kam die Freude am Tier. Heute würde ich die Hirsche auch dann halten, wenn es sich finanziell nicht lohnen würde.» Dies ist für den 36-jährigen kein so grosses Problem, weil er hauptsächlich von seiner Arbeit als Zimmermann lebt.
Er arbeitet nur etwa zu 20 Prozent auf dem Landwirtschaftsbetrieb, auf dem er nebst der Hirschhaltung noch Getreidebau betreibt. Die Hirsche benötigen nicht viel Zeit. Im Sommer ernähren sie sich selber vom Gras, im Winter erhalten sie Heu, Grassilo, Kartoffeln und hartes Brot. Auch der Pflege bedürfen sie nicht gross, ab und zu steht eine Entwurmungskur auf dem Programm.
Zucht kaum von Bedeutung
Kurt Rothenbühler ist überzeugt, dass auch andere Landwirte Hirsche halten könnten. Auskunft darüber erteilt er des öftern. Stehe ein geeignetes Stück Land zur Verfügung, brauche es noch das nötige Interesse und ein Startkapital für Zaun, Unterstand und Tiere (zirka 30’000 Franken). Doch der Schritt vom Interesse zur Durchführung scheint gross zu sein. Die Zucht gerade von Wapiti spielt in der Schweiz eine geringe Rolle. In den neun Jahren konnte Kurt Rothenbühler gerade mal zwei lebendes Tier zu Zuchtzwecken verkaufen. Dabei wäre dies auch finanziell interessanter: während ein geschlachtetes Tier etwa 1000 Franken einbringt (das Kilo kostet etwa 30 Franken), wird für ein lebendes Wapiti zwischen 2000 und 3000 Franken bezahlt.
www.wochen-zeitung.ch
Dies gilt selbst für Kurt Rothenbühler, Besitzer der Wapiti Herde (kanadische Hirschart). Er kennt zwar jedes Tier mit Namen, und sie fressen ihm auch Brot aus der Hand, eine gewisse Distanz wahrt er aber dennoch. «Es sind und bleiben wilde Tiere, und das will ich respektieren. Der Stier kann zudem in der Brunstzeit ziemlich aggressiv werden.» Und mit dem elf Jahre alten und rund 300 Kilogramm schweren «Seppu» möchte er es dann doch nicht aufnehmen.
9000 Schweizer Hirsche
Die Hirschhaltung im Gehege spielt in der Schweiz mit einem Prozent am Konsum eine untergeordnete Rolle. Die Jagd macht gemäss Angaben des Landwirtschaftlichen Informationsdienstes (lid) 19 Prozent aus, 80 Prozent aber stammt aus dem Ausland, vorwiegend aus Neuseeland. Dort werden mehr als eine Million Hirsche in grossen Farmen gehalten. In der Schweiz sind es gerade 9000 Tiere in etwa 550 privaten Gehegen.
Wer Hirschfleisch aus Schweizer Zucht kaufen will, meldet sich am besten direkt beim Halter, denn es wird fast ausschliesslich über Direktverkauf abgesetzt. Dies ist auch bei Kurt Rothenbühler nicht anders. So gegen die 25 Kunden bedient er in der Regel jeden Herbst, einen Teil erhält auch die Metzgerei in Biglen. Drei bis vier Tiere lässt er jedes Jahr schiessen, je nach dem wieviele Junge auf die Welt gekommen sind.
Zartes und fettarmes Fleisch
Das Fleisch, pro Tier gibt es rund 60 Kilogramm, findet problemlos Absatz. «Ich könnte noch viel mehr Kunden bedienen, die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem», meint der Hirschhalter aus Arni. Geschlachtet wird von einem Metzger, das Verpacken und Verteilen übernehmen Manuela und Kurt Rothenbühler selber. Die zunehmende Beliebtheit führt er eher auf das zarte und fettarme Fleisch denn auf BSE- und Antibiotika-Skandale zurück.
Dass die Nachfrage bei den Konsumenten steigt, belegen Zahlen: Der Verzehr von Wild nahm in der Schweiz im letzten Jahr um rund zehn Prozent zu, im Vorjahr um sieben Prozent. 670 Gramm assen Herr und Frau Schweizer im Jahr 2001.
Liebe auf den ersten Blick
Als sich Kurt Rothenbühler 1993 für die Hirschhaltung entschied, stand nicht ein Lebensmittelskandal, sondern der Strukturwandel in der Landwirtschaft im Vordergrund. «Als ich den Betrieb von meinem Grossonkel übernahm, war mir schnell klar, dass dieser zuwenig gross ist, um die Existenz zu sichern», blickt der gelernte Landwirt und Zimmermann zurück. Er liess sich beraten, was mit den zehn Hektaren zu realisieren wäre und stiess dabei auf die Hirschhaltung. «Warum nicht?», sagte er sich und holte Informationen ein, zuerst bei einem Damhirschhalter.
Die Tiere gefielen ihm auf Anhieb. Als er dann aber auch noch kanadische Wapiti zu Gesicht bekam, war der Fall klar: die wollte er haben. Sie sind grösser, schwerer aber auch zutraulicher als Dam- oder Rothirsche. «Der elegante Gang, die schönen Augen und ihre Neugierde haben es mir angetan», schmunzelt Kurt Rothenbühler. Er zaunte eine Weide von zwei Hektaren ein, und als er alle Bewilligungen (siehe Kasten) besass, begann er mit der Zucht.
Geringer Zeitaufwand
Etwa ein Viertel aller Hirschhalter in der Schweiz sind Landwirte, die neben ihrem Betrieb als weiteres Standbein Wild halten. Aber auch Rentner, Waldarbeiter, Wirte, Unternehmer oder andere Private halten sich Hirsche «aus Freude an den Tieren». Nur zehn Prozent haben gemäss Landwirtschaftlichem Informationsdienst die Tiere aus wirtschaftlichen Überlegungen. Dies kann Kurt Rothenbühler unterschreiben. «Zuerst stand schon im Vordergrund, das Landstück extensiv zu nutzen. Dann aber kam die Freude am Tier. Heute würde ich die Hirsche auch dann halten, wenn es sich finanziell nicht lohnen würde.» Dies ist für den 36-jährigen kein so grosses Problem, weil er hauptsächlich von seiner Arbeit als Zimmermann lebt.
Er arbeitet nur etwa zu 20 Prozent auf dem Landwirtschaftsbetrieb, auf dem er nebst der Hirschhaltung noch Getreidebau betreibt. Die Hirsche benötigen nicht viel Zeit. Im Sommer ernähren sie sich selber vom Gras, im Winter erhalten sie Heu, Grassilo, Kartoffeln und hartes Brot. Auch der Pflege bedürfen sie nicht gross, ab und zu steht eine Entwurmungskur auf dem Programm.
Zucht kaum von Bedeutung
Kurt Rothenbühler ist überzeugt, dass auch andere Landwirte Hirsche halten könnten. Auskunft darüber erteilt er des öftern. Stehe ein geeignetes Stück Land zur Verfügung, brauche es noch das nötige Interesse und ein Startkapital für Zaun, Unterstand und Tiere (zirka 30’000 Franken). Doch der Schritt vom Interesse zur Durchführung scheint gross zu sein. Die Zucht gerade von Wapiti spielt in der Schweiz eine geringe Rolle. In den neun Jahren konnte Kurt Rothenbühler gerade mal zwei lebendes Tier zu Zuchtzwecken verkaufen. Dabei wäre dies auch finanziell interessanter: während ein geschlachtetes Tier etwa 1000 Franken einbringt (das Kilo kostet etwa 30 Franken), wird für ein lebendes Wapiti zwischen 2000 und 3000 Franken bezahlt.
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