Archiv Worb: Behalten war zu aufwändig

Die neu gestaltete Website der Gemeinde Worb hat nur noch ein abgespecktes Archiv. Die Übertragung wäre laut Gemeinderat zu aufwändig und zu teuer gewesen. Für Politiker:innen ist es nun schwieriger, sich zu informieren.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Wie oft wurde im Grossen Gemeinderat von Worb (GGR) schon über die Tagesschule diskutiert? Wieviele Vorstösse gab es in den letzten 10 Jahren zum Thema Familienspielplatz? Wie gross war das Defizit der Jahresrechnung 2015?

 

Wer sich für die Politik von Worb interessiert, konnte auf der Gemeindewebsite bis vor Kurzem ganz einfach per Suchfunktion nach alten Protokollen, parlamentarischen Vorstössen und Kreditanträgen suchen. Auch die alten Budgets, Rechnungen und Finanzpläne konnte man einsehen.

 

"Die Frage ist, wieviele es überhaupt brauchen"

Dieses umfangreiche Archiv wurde mit der Neugestaltung der Gemeindewebseite Ende letztes Jahr empfindlich abgespeckt. Zu finden sind aus dem GGR-Betrieb nur noch Dokumente ab Mai 2022, ebenso Budgets, Finanzpläne und Medienmitteilungen. Einzig die Gemeinderechnungen gehen etwas weiter zurück - immerhin bis 2017.

 

Das liege daran, dass das Übertragen der alten Dokumente auf die neue Website sehr aufwändig und damit teuer gewesen wäre, erklärt Gemeindepräsident Niklaus Gfeller (EVP). "Dafür wird es in Zukunft einfacher sein, die Dokumente am richtigen Ort abzulegen und wieder aufzufinden." Zum Verschwinden des alten Archivs sagt er: "Die Frage ist, wie viele es überhaupt brauchten."

 

Die Änderung wurde auch von einzelnen Politiker:innen bemerkt. So fragte GGR-Mitglied Sven Christensen an der letzten GGR-Sitzung, wann die alten Dokumente wieder aufgeschaltet würden. Als Antwort erhielt er dieselbe Auskunft wie BERN-OST: Wenn man etwas einsehen wolle, könne man das melden und bekomme die Dokumente zugeschickt.

 

"Das Archiv wäre eigentlich ein Muss"

Ihm sei es aufgefallen, als er nachlesen wollte, was in Sachen Sanierung Worbboden schon alles gegangen sei. "Das Archiv wäre eigentlich ein Muss. Zum Beispiel auch für Leute, die neu in den GGR kommen und die Vorgeschichte von einem Thema nicht kennen. Aber auch für die Bewohner:innen von Worb." Dass es nicht möglich sei, die Dokumente ohne grossen Aufwand zu übertragen, verstehe er nicht ganz..  

 

Nicht glücklich über den Abbau ist auch GGR-Mitglied Marco Jorio (GLP). Der Historiker steht der IG Worber Geschichte vor. Auch dort sind weniger Dokumente aufgeschaltet. "Das ist schade", sagt er dazu. Die Jahresberichte etwa gehen bis 2019 zurück. Bis jetzt habe ihn das Fehlen der alten GGR-Dokumente nicht persönlich gestört, weil er selber noch vieles in ausgedruckter Form habe. "Ich bin aber der Meinung, dass die Gemeinde schon einen Archivteil bieten müsste, gerade auch für uns Milizpolitiker. Sonst wird es immer schwieriger, sich für die politische Arbeit zu dokumentieren."


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Erstellt: 08.05.2023
Geändert: 09.05.2023
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