Archäologische Ausgrabungen: Neue Erkenntnisse zum römischen Gutshof in Worb

In diesem Sommer fanden im Bereich der Siedlung Neufeldstrasse/Vechigenstrasse in Worb Umbauarbeiten statt, bei denen bisher unbekannte Teile der römischen Villa an der Sunnhalde entdeckt wurden. Der Archäologische Dienst des Kantons Bern hat die Bauarbeiten begleitet und dabei neue Erkenntnisse gewonnen.

pd/abu, info@bern-ost.ch

Der Archäologische Dienst des Kantons Bern untersuchte einen grösseren Teil der römischen Villa an der Sunnhalde vor knapp dreissig Jahren. Das vornehm ausgestattete Hauptgebäude lieferte damals reiche Funde. Sie beweisen, dass die Villa einem verheerenden Brand um 270 n. Chr. zum Opfer fiel.

Gutshof war Herrschaftsbau

Bei den archäologischen Untersuchungen im vergangenen Juli und August entdeckten die Archäologen die südliche Abschlussmauer des Herrschaftshauses und einen Treppenaufgang. Zudem wurden die Umfassungsmauer sowie weitere Mauern der Innenbebauung erfasst. Dank dieser neuen Funde kennt man nun die Breite der Anlage. Laut dem archäologischen Dienst hatte das Hauptgebäude eine 75 Meter breite Fassade und zählte damit zu den herrschaftlichen Bauten in der Umgebung der gallorömischen Siedlung auf der Engehalbinsel.

Ein römischer Gutshof (villa rustica) besteht aus einem repräsentativen Gebäudekomplex, der dem Gutsherrn saisonal oder im Alter als Rückzugsort diente. Im daran anschliessenden Wirtschaftsteil produzierten bis zu 200 Personen Güter für den Eigenbedarf und den Markt. Neben der Familie lebten Sklaven und Wanderarbeiter auf dem Gutshof. Nach den Empfehlungen des antiken Autors Columella soll ein römischer Gutshof in Hanglage, nicht zu nahe an einer grossen Strasse und gegen Süden oder Westen ausgerichtet, gebaut werden. Dies trifft auch für die Villa an der Sunnhalde in Worb zu.

Weitere Funde in der Region

Im Schweizer Mittelland stand alle zwei bis drei Kilometer ein Gutshof. Ihre Verbreitung zeigt eindrücklich, dass sie zum grössten Teil auf Böden lagen, in denen der Ackerbau einen guten Ertrag verspricht. In der weiteren Umgebung von Worb sind römerzeitliche Siedlungen etwa in Boll-Sinneringen, in Muri und bei Vielbringen bekannt. Einzelne Funde stammen aus der Kirche Worb, und ein beim Sturm Lothar umgestürzter Baum auf dem Worbberg deckte ein römisches Grab auf – vielleicht von einem der Bewohner des Gutshofs an der Sunnhalde.

[i] Siehe auch "Worb - Archäologischer Fund in der Sonnhalde" vom 31.7.2015...


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Erstellt: 12.09.2015
Geändert: 12.09.2015
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