Appenberg - Beim zehnten Freilichttheater wird zum neunten Mal Gotthelf gespielt

Bereits zum zehnten Mal führt die Realschule Zäziwil ein Freilichttheater beim Hotel Appenberg auf. Auch dieses Jahr gibt es ein Gotthelf-Stück zu sehen.

Otto Neuenschwander / Wochen-Zeitung
Ein leichter Regenschauer geht über dem Gebiet des Hotels Appenberg nieder. «Göht hurti a Schärme», übertönt die Stimme von Regisseur und Schulleiter Patrik Stalder die Szene. Die Schülerinnen und Schüler des siebten bis neunten Schuljahres der Realschule Zäziwil, die gerade «Michels Brautschau» einüben, sind froh für die kurze Unterbrechung. Das gibt Gelegenheit, rasch einen Blick ins Textbüchlein zu werfen, um sich für den nächsten Einsatz zu wappnen.

An diesem regnerischen Vormittag wird erstmals unter freiem Himmel geübt. Noch muss die Regie oft korrigierend eingreifen. Beispielsweise muss ein Satz anders betont werden oder dann passt die Gestik nicht zum gesprochenen Text. Ein andermal muss die «Bedienung im Kuttlebad» richtig unwirsch daherkommen oder die Wahrsagerin hat die Brille vergessen. Doch weder die Regie noch die Darstellerinnen und Darsteller lassen sich deswegen aus der Ruhe bringen.

Gotthelf-Stücke sind beliebt


Vor zehn Jahren hat Schulleiter und Oberstufenlehrer Patrik Stalder mit zwei seiner damaligen Kollegen die Idee des Freilichttheaters auf dem Appenberg ins Leben gerufen. «Als wir mit unserem Vorhaben an die Wirtsleute Marlies und Jakob Mosimann vom Hotel Appenberg gelangten, sicherten sie uns ihre Unterstützung sofort zu», weiss Patrik Stalder. Mit Ausnahme des Dürrenmatt-Jahres 2008 kamen immer Theaterstücke von Jeremias Gotthelf zur Aufführung.

«Interessanterweise wollen unsere Schülerinnen und Schüler immer wieder Gotthelf spielen; das ist nach dem Dürrenmatt-Jahr eindeutig zum Ausdruck gekommen», stellt der Regisseur fest. Eines ist sicher: Bei Gotthelf ist urchiges Berndeutsch garantiert, so auch jetzt bei «Michels Brautschau».

Rollenverteilung nach einem Casting


Im Februar erhielten die 14 Schülerinnen und Schüler die Textbüchlein und hatten die Gelegenheit, «ihre» Rolle auszusuchen. Dann mussten sie die Regie bei einem Casting von ihrer Wahl überzeugen, was teilweise auch gelang. Nach der Rollenverteilung hiess der Auftrag: Bis Ende April muss der Text auswendig sitzen! Jetzt, erstmals unter freiem Himmel, geht es ans Ausfeilen der Details. Schliesslich hängt der Erfolg davon ab, ob das Stück dem Publikum glaubwürdig dargeboten wird. Dass dies gelingt, bezweifelt der erfahrene Lehrer keinen Moment. «Klar, wir müssen dran bleiben, uns nicht aufregen und die Nerven behalten, das ist unser Job.»

Besonders die Schülerinnen und Schüler des letzten Schuljahres, die unmittelbar vor dem Eintritt ins Berufsleben stehen, können mit dem Auftreten vor Publikum wertvolle Erfahrungen sammeln. «Um Hemmungen abzubauen und zu lernen, sich frei zu äussern, eignet sich das Theaterspielen bestens», gibt sich Lehrer Patrik Stalder überzeugt.

Die Darstellenden sind gleich in zweifacher Hinsicht gefordert: Unter kundiger Anleitung von Wirtin Marlies Mosimann werden sie dem Publikum zudem ein «Gotthälfznacht» servieren.

Alles ist bereit, höchstens das Wetter könnte sich noch als Spielverderber erweisen. Doch auch hier ist Zuversicht angesagt und man hofft, die vier Aufführungen auf dem Appenberg bei trockener Witterung über die Bühne zu bringen.

[i] Die Aufführungen finden statt: Donnerstag, 28. Juni; Freitag, 29. Juni; Samstag, 30. Juni; Sonntag, 1. Juli; jeweils um 20.30 Uhr.

Die BERN-OST Bildergalerie der Hauptprobe...

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Erstellt: 28.06.2012
Geändert: 28.06.2012
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