Andrea Neuenschwander: Die Frau hinter dem "gleitigschte Diessbacher"
Seit fast 30 Jahren rennen in Oberdiessbach Kinder um die Wette. Seit Beginn hilft Andrea Neuenschwander, den Anlass zu organisieren. Im BERN-OST Interview erzählt, sie wann Tränen fliessen, und ob auch schon Talente entdeckt wurden.
Der "gleitigscht Diessbacher" fand erstmals 1993 statt, damals mit 159 Teilnehmenden. Beim Anlass rennen Schulkinder über die Distanz von 50, 60, 80 oder 1'000 Meter. Die Schnellsten können danach in Thun oder Interlaken beim Regionalfinal, dem "schnellsten Oberländer" antreten.
BERN-OST: Andrea Neuenschwander, wie kamen Sie zu diesem Anlass?
Andrea Neuenschwander: Ich bin schon lange im Turnverein Oberdiessbach, schon seit der Schulzeit. Die Idee für den Wettkampf kam damals vom Vorstand des Turnvereins. Davor gab es nur eine Vorausscheidung in Thun. Wir wollten eine eigene Vorausscheidung für die Kinder aus der Umgebung. Als der Vereinsvorstand beschloss, eine solche zu organisieren, half ich mit. So entstand der "gleitigscht Diessbacher".
Der Turnverein Oberdiessbach organisiert den Anlass?
Bis 2019 organisierte der Turnverein den Anlass selbst. Dann fanden sich im Dorf glücklicherweise ein paar Leute, die sich bereit erklärten, den Anlass ab 2020 zu organisieren und bereits erste Neuerungen in Form einer Website mit Online-Anmeldeplattform beisteuerten. Es helfen am Anlass rund 25 Helfer:innen. Die sind nicht alle beim Turnverein, es helfen auch viele Eltern mit. Im OK sind wir fünft.
Wer kann beim "Gleitigschte" mitmachen?
Alle mit Jahrgang 2007 (15-jährig) und jünger. Es rennen bei uns auch 4-Jährige mit. Bedingung ist, sie müssen ohne Eltern die Strecke bewältigen können. Bei den Kleinsten braucht es schon Betreuung von uns. Wir erklären ihnen, dass sie auf der Bahn bleiben und bis ins Ziel rennen müssen. Solange sie Spass haben, können sie mitmachen. Es gibt auch solche, die auf der Startlinie umkehren und unter Tränen davonlaufen. Viele Kinder aus der Leichtathletik-Nachwuchsgruppe des Turnvereins sind natürlich auch dabei.
Es gibt einen 50, 60, 80 und 1'000 Meter Lauf. Können die Kinder wählen?
Es wird jahrgangsmässig bestimmt, wer wo läuft. Die Jüngsten rennen einen 50er.
Wie ehrgeizig gehen die Kinder an den Start?
Es ist schon noch erstaunlich heftig, das ist nicht altersabhängig. Was ich schampar schön finde ist, auch Kinder, die nicht so schnell sind, machen mit und sie werden von anderen lautstark unterstützt. Das sieht man beim 1'000er, wie die Kinder die letzten Läufer:innen anfeuern.
Es fliessen auch ab und zu Tränen. Manchmal aus Erschöpfung oder weil das Kind merkt, es reicht nicht für einen Podestplatz. Oder weil das jüngere Geschwister auf dem Podest steht und das andere nicht.
Wurden auch schon Talente entdeckt?
Es gab auch schon solche, die danach in den Turnverein eintraten und trainierten und zu einem Verein wechselten. Bis an die nationale Leichtathletikspitze hat es jedoch noch niemand geschafft.
Wer kann an den weiteren Wettkämpfen teilnehmen?
Immer die drei ersten in allen Kategorien des "gleitigschten Diessbachers" können am "schnellsten Oberländer" teilnehmen. Die fünf ersten vom "schnellsten Oberländer" qualifizieren sich für den Kantonalfinal. Die zwei Schnellsten vom Kantonalfinal laufen am Schweizer Final mit. Ein Mädchen schaffte es bis in den Schweizer Final.
Sind Sie selbst eine Leichtathletin?
Nein, als Kind trainierte ich gerne Weitsprung, Hürdenlauf oder Speer werfen. Aber mehr aus Spass an der Koordination, leistungsmässig "längte" ich nicht. Das Schöne ist: Im Turnverein muss man nicht "längen", sondern mitmachen wollen.
[i] Dr gleitigscht Diessbacher findet am 30. April 2022 statt. Zur Anmeldung
[i] Dieser Artikel erschien zuerst im Newsletter der Gemeinde Oberdiessbach.