Allmendingen - Projekt fixfertig übernommen und in Rekordzeit gebaut

Weil sie das bewilligte Projekt des Gartencenters Vatter kaufen konnte, kann die Jumbo Markt AG schon nach nur gut einem Jahr ihre neue Filiale eröffnen.

Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
Wie schafft man es, in nur gut einem Jahr in einer Region Fuss zu fassen und obendrein noch einen kompletten Fachmarkt aufzustellen? Ganz einfach: Man kauft ein fixfertiges – sprich baubewilligtes – Projekt und setzt dieses zügig um.

Die Jumbo Markt AG hat im Sommer 2011 die Gelegenheit beim Schopf gepackt und in Allmendingen genauso ein Projekt gekauft. Denn ursprünglich wollte dort, wo die Jumbo-Kette morgen Samstag ihren neuen, über 7000 Quadratmeter grossen Garten- und Heimwerkermarkt aufmacht, die Interhydro AG einen eigenen Neubau aufstellen. Interhydro führte auf dem Areal, das vom Autobahnanschluss Muri nur durch den Wald getrennt ist, jahrelang das in der Region Bern stark verwurzelte Gartencenter Vatter. Dessen Gebäude waren alt, ein Ersatz drängte sich seit langem auf.

Eine bittere Erfahrung

Jumbo-Chef Jérôme Gilg mag die Vorzüge eines fixfertigen Projekts gar nicht kleinreden. «Normalerweise», erklärt er, «arbeitet man an einem Fachmarkt in dieser Grössenordnung fünf bis zehn Jahre lang.» Tatsächlich können Verhandlungen mit Planern und Behörden die nötigen Bewilligungsverfahren genauso in die Länge ziehen wie Einsprachen der Betroffenen und der Umweltverbände – diese Erfahrung hat Jumbo vor zehn Jahren im Raum Bern schon einmal gemacht.

Konkret peilte die Heimwerkerkette damals die Möbelmeile in Lyssach-Alchenflüh an, die sich seit dem Start mit Ikea in den 1990er-Jahren zu einem veritablen Einkaufsparadies gemausert hatte. Doch weil sich die Autos nun regelmässig bis auf die Autobahn und in die nahen Quartiere stauten, wollte der Kanton den Weiterbau an der Meile nicht einfach so zulassen. Vielmehr verpflichtete er die Investoren zu Massnahmen gegen die tägliche Verkehrsflut, und dazu gehörte eine Art Strafgeld. Es wurde ab einer gewissen Anzahl Autos pro Jahr automatisch fällig.

Für Jumbo war dies das Aus für die Pläne in Lyssach-Alchenflüh: Die Verantwortlichen schätzten die jährlichen Mehrkosten auf 900000 Franken, und damit, so rechneten sie vor, sei eine Filiale in Lyssach-Alchenflüh finanziell nicht mehr zu vertreten.

Auf der richtigen Seite

Die Situation in Allmendingen ist heute ganz anders. Abgaben, die dämpfend auf den Verkehr wirken, sind hier kein Thema, ja, die 280 Parkplätze neben und unter dem Neubau werden nicht einmal bewirtschaftet. Sicher sei es sehr positiv, wenn die Kundinnen und Kunden ihr Auto gratis abstellen könnten, sagt Jérôme Gilg dazu. Den Ausschlag, das Interhydro-Projekt zu kaufen, habe allerdings ein anderer Punkt gegeben: «Der Standort hier ist einfach gut.»

Der Jumbo-Chef erinnert daran, dass in der Region Bern schon mehrere grosse Heimwerkerketten vertreten sind. Im Norden Obi mit einer Filiale in Schönbühl, im Südwesten Bauhaus mit einer Filiale in Niederwangen – «wir sind auf der richtigen Seite der Stadt», stellt Jérôme Gilg zufrieden fest. Hier bestehe eine Lücke. Sie zu füllen, sei für Jumbo umso attraktiver, als heute kaum mehr jemand bereit sei, für einen Einkauf viel weiter als zwanzig Kilometer zu fahren.

Nicht unerwähnt lässt er bei alledem, dass der Kauf des fertigen Projekts auch Kompromisse nötig gemacht hat. Zum Beispiel in der Architektur – «wir haben noch nie eine Filiale völlig aus Glas gebaut, doch Interhydro hat halt mit einem solchen Gebäude geplant». Oder beim Sortiment – «wir müssen auf der halben Fläche Artikel mit einem Bezug zum Garten verkaufen». Möbel, Platten oder Leuchten gebe es allerdings auch in einer Ausführung für draussen – dass genau dieser Bereich der Gartengestaltung im Trend liege, erleichtere es, diese Auflage zu erfüllen.

Mit Blick auf die Tradition

Jérôme Gilg betont in diesem Zusammenhang noch, wie viel Wert Jumbo in Allmendingen auf das Geschäft mit dem Garten lege. Man wolle so an die Zeiten des Gartencenters Vatter anknüpfen, sagt er. Und gehe natürlich auch davon aus, dass hier Gartenartikel stärker gefragt seien als in anderen Filialen.

9 der rund 50 Voll- und Teilzeitangestellten in der neuen Filiale widmen sich voll und ganz dem Garten. «Sie verfügen alle über eine gärtnerische Ausbildung», so der Jumbo-Chef. Zuletzt verrät er, was die neue Filiale kostet: Jumbo hat in Allmendingen insgesamt rund 30 Millionen Franken investiert.


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Erstellt: 26.10.2012
Geändert: 26.10.2012
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