Aaretal - Sechs Wochen Engpass für Pendler
Auf der Aaretal-Linie Bern-Thun führen die SBB auf dem Streckenabschnitt zwischen Uttigen und Thun während sechs Wochen Sanierungsarbeiten durch. Weil die Züge deshalb nur einspurig verkehren können, werden Pendler diverse Einschränkungen in Kauf nehmen müssen.
Es sind jeden Tag Tausende Menschen, die wegen Ausbildung, Beruf oder Freizeit mit einem Zug zwischen Thun und Bern hin- und her pendeln. Sie alle müssen vom Montag, 31. Oktober, bis zum Samstag, 10. Dezember, erhebliche Einschränkungen beim Fahrplan in Kauf nehmen.
Während sechs Wochen führen die Schweizerischen Bundesbahnen SBB zwischen Uttigen und Thun «auf einer Länge von 4,5 Kilometern Gleis- und Oberbau-Erneuerungsarbeiten» durch, heisst es in einer Mitteilung.
Laut SBB-Mediensprecher Reto Kormann werden «Schienen, Schwellen und Schotter sowie auf einer Länge von fast einem Kilometer der Gleisunterbau ausgewechselt». Unter dem Strich ersetzen die SBB 9012 Meter Schiene, wechseln 7500 Schwellen aus und heben rund 13 000 Tonnen Schotter aus.
Nur noch einspurig befahrbar
Solange die Sanierung andauert, ist die Passage lediglich einspurig befahrbar. Den Zügen steht somit nur noch die halbe Trassenkapazität zur Verfügung. Für Bahnreisende hat dies unterschiedliche Auswirkungen:
Fernverkehr: Je nach Tageszeit fallen mehrere Fernverkehrszüge zwischen Bern und Interlaken Ost beziehungsweise zwischen Bern und Brig aus. Sie werden durch Züge, die ein Umsteigen in Spiez verlangen, ersetzt. Diese Massnahmen haben jedoch keine Auswirkungen auf die Fahrzeit.
Ab Bern fallen zwischen 5 und 16.30 Uhr die Züge mit Abfahrt um XX.04 aus (also 5.04, 6.04, 7.04 Uhr, etc.); als Alternative bleiben die Züge mit Abfahrt um XX.07. In der Stosszeit zwischen 16.30 und 19.30 Uhr gibt es jedoch keine Einschränkungen.
Ab Thun gibt es zwischen 5 und 9 Uhr ebenfalls keine Einschränkungen. Zwischen 9 und 17.30 Uhr hingegen fallen alle Züge, die jeweils zur vollen Stunde in Interlaken Ost abfahren, zwischen Spiez und Bern aus. Als Alternative dient hier der Intercity Brig– Bern–Zürich HB.
Regio · Express-Züge: Die Regio · Express-Züge Lötschberger verkehren zwischen Bern und Spiez unverändert, bei jenen zwischen Spiez und Zweisimmen kommt es hingegen ebenso zu verschiedenen Fahrplanänderungen.
S-Bahn-Verkehr: Die Züge der Linie S1 halten während der Sanerung in Uttigen nicht. Anstatt dessen verkehren Bahnersatzbusse von und nach Kiesen sowie teilweise von und nach Thun beziehungsweise Uetendorf. Der Weg zu den Haltestellen der Ersatzbusse ist signalisiert und die normalen Fahrausweise behalten ihre Gültigkeit. Allerdings ist der Transport von Velos in diesen Bussen nicht möglich. Je nach Tageszeit kommt es im S-Bahnverkehr Thun–Bern auch sonst zu Zugsausfällen oder einem Angebot mit Ersatzbussen zwischen Münsingen und Thun. Die Fahrzeit der Strecke Münsingen–Uttigen verlängert sich dadurch um 20 Minuten, jene der Strecke Uttigen–Thun um 7 Minuten.
Ab Bern verkehren zwischen 5 und 16.30 Uhr die Züge der Linie S1 Fribourg–Bern–Thun mit Abfahrt um XX.16 bis Münsingen normal, fallen danach aber ersatzlos aus; jene mit Abfahrt um XX.46 verkehren ohne Halt zwischen Kiesen und Thun. Reisende nach Uttigen müssen die Ersatzbusse ab Kiesen benützen.
Zwischen 16.30 und 19.30 Uhr verkehren die Züge mit Abfahrt um XX.16 Uhr bis Münsingen normal und werden auf den Strecken Münsingen–Uttigen und/ oder Münsingen–Thun durch Busse ersetzt. Die S1-Zusatzzüge zwischen Bern und Münsingen fahren unverändert.
Ab Thun verkehren die Züge der Linie S1 zwischen 5 und 9 Uhr mit Abfahrt um XX.13 Uhr und XX.43 ohne Halt zwischen Thun und Kiesen. Reisende nach Uttigen können die S1 benützen und in Kiesen auf die Ersatzbusse umsteigen. Zwischen 9 und 17.30 Uhr fallen die Züge mit Abfahrt um XX.13 Uhr zwischen Thun– Münsingen ersatzlos aus, verkehren ab Münsingen aber normal.
Die Auflistung der Fahrplanänderungen ist nicht vollständig. An den direkt betroffenen Bahnhöfen werden die Kunden mit Transparenten, Durchsagen, Ankunfts- und Abfahrtsplakaten sowie in den ersten Tagen durch Kundenbetreuer informiert.
«Neuralgisches Netzteil»
Eine Sanierung von diesem Ausmass wird nicht ohne Lärm und Dreck vonstatten gehen. «Wir bemühen uns, die Emissionen auf das Minimum zu beschränken und bitten die Anwohner schon jetzt um Verständnis», sagt SBB-Mediensprecher Reto Kormann.
Vorerst unbeantwortet bleibt die Frage, ob die Fahrplaneinschränkungen während der sechswöchigen Sanierung nicht auch zu einem Chaos im Pendlerverkehr führen. Im Abschlussbericht einer Betriebsprüfung der SBB-Infrastruktur vom November 2009 wird die Strecke Thun–Bern jedenfalls als «neuralgisches Netzteil» bezeichnet.