Aare- und Kiesental: Eine Gross-ARA an der Aare?
Die ARA in Grosshöchstetten und Konolfingen stehen vor dem Aus. Sie suchen Anschluss in Münsingen und Kiesen. Aber finden sie ihn auch?
Im Kiesental tickt die Uhr gleich für zwei Abwasserreinigungsanlagen. Die ARA Oberes Kiesental in Konolfingen darf noch längstens bis 2030 betrieben werden. Und die Bewilligung für die ARA Grosshöchstetten läuft 2035 aus. Dann müssen die beiden Anlagen aufgehoben werden. Denn die Chise ist ein ökologisch schützenswertes Gewässer.
Nun suchen die beiden Verbände Anschluss. Ende 2014 gründeten sie zusammen mit der ARA Region Münsingen und der ARA Unteres Kiesental aus Kiesen eine Gesellschaft namens Araka. Ihr Ziel ist die Planung einer «umweltfreundlichen und wirtschaftlichen Abwasserentsorgung im Kiesental und im Aaretal».
Die Zeit drängt. Ende 2017 oder maximal ein Jahr später wird die Araka wieder aufgelöst. «Bis dann müssen wir eine Lösung finden», sagt Araka-Präsident Moritz Müller, SVP-Grossrat und Gemeindepräsident von Bowil. «Sonst haben wir versagt.»
Wichtige Fragen
Kürzlich stellte ein Planungsbüro der Araka vier Varianten für die künftige Struktur vor. Die SVP Münsingen machte die Vorschläge publik – zum Ärger von Verantwortlichen und Behörden. «Jetzt sind wir noch nicht in einer Phase, in der sich die Parteien dazu äussern können», sagt Rosmarie Münger, Präsidentin der Betriebskommision der ARA Region Münsingen und SP-Gemeinderätin. «Wenn alle mitplanen, kommen wir nie an ein Ziel.»
Die Varianten reichen von einem Teilzusammenschluss bis zu einer Fusion aller vier ARA (siehe Kasten). «Wir brauchen noch genauere Angaben zu den Kosten», sagt Müller. Bis Ende August sollen diese vorliegen. Dann will die Araka einen Variantenentscheid fällen.
Die zentrale Frage lautet, ob am Ende noch beide Anlagen in Münsingen und Kiesen in Betrieb stehen oder ob nur noch der Standort Münsingen übrig bleibt. Im zweiten Fall stellt sich noch eine weitere wichtige Frage: Wird im Raum Münsingen eine neue ARA gebaut? Als Standort steht die Hunzingenau in Rubigen im Vordergrund.
Alle Optionen offen
Noch ist fraglich, ob die ARA in Münsingen und Kiesen überhaupt zu einer gemeinsamen Lösung Hand bieten. Es gibt Widerstand. Die SVP Münsingen verlangt per Motion einen Grundsatzentscheid, ob Münsingen eigenständig bleiben solle. Für eine Gross-ARA müssten gewichtige Argumente vorliegen, findet sie. «Wir sehen die Gefahr, dass die Kosten für uns massiv steigen», sagt Vorstandsmitglied Michael Hochstrasser.
Und Herbert Riem, Präsident der ARA unteres Kiesental, sagte kürzlich im «Thuner Tagblatt»: «Wir können abwarten, denn wir haben alle Optionen offen. Auch ein Alleingang ist möglich.» Die Münsinger ARA-Präsidentin Münger hält entgegen: «Für uns besteht zwar kein Druck. Aber wir sind bereit, mit der Region zusammenzuarbeiten.»
Das geschieht freiwillig. Gemäss Statuen könnten die einzelnen ARA-Verbände auch vorzeitig aus der Araka aussteigen. Präsident Müller: «Das wäre das Schlimmste.»
DIE VIER VARIANTEN
Laut der Araka liegen derzeit vier verschiedene Szenarien zur Zukunft der ARA im Kiesen- und im Aaretal auf dem Tisch. Variante eins sieht einen Zusammenschluss von Grosshöchstetten und Konolfingen vor – was aber «laut Kanton nicht realisierbar» ist. In Variante zwei fusionieren Grosshöchstetten, Konolfingen und Kiesen, Münsingen bleibt eigenständig. Dies würde geschätzte Kosten von 77 Millionen Franken verursachen. Die dritte Variante geht von einer Fusion aller vier ARA aus. Kosten: rund 97 Millionen Franken. Der Bau einer Abwasserleitung zwischen Kiesen und Wichtrach wird jedoch als «schwierig und kostspielig» eingestuft. In Variante vier schliessen sich Grosshöchstetten und Konolfingen mit Münsingen zusammen, Kiesen bleibt eigenständig – zum Preis von 93 Millionen Franken.