ARA Kiesental AG: Drei Rücktritte – Projekt in Gefahr?
In der ARA Kiesental AG herrscht Unruhe. Der Präsident und ein Mitglied des Verwaltungsrates sowie der Geschäftsführer treten zurück.
Verwaltungsratspräsident Moritz Müller mag seinen Rücktritt gegenüber der Wochen-Zeitung nicht weiter kommentieren, als dass er kurzfristig auf den 5. Mai demissioniert habe. Auch Verwaltungsrat Walter Hostettler hat auf die nächste Generalversammlung hin seinen Rücktritt bekannt gegeben. Zudem sei er per sofort bei Geschäften rund um die Planung des ARA-Projektes in Kiesen nicht mehr dabei.
"Es hapert zwischenmenschlich"
Bis zum Ablauf der Amtszeit Ende Juni war Hostettler zudem Vizepräsident der ARA Oberes Kiesental, einer der drei Aktionärinnen der ARA Kiesental AG. Hostettler stützt weiterhin das Vorhaben einer gemeinsamen ARA in Kiesen, da dies finanziell und ökologisch sinnvoll sei. Doch es hapere im Verwaltungsrat auf zwischenmenschlicher Ebene. Es würden nicht alle beteiligten ARA gleichwertig behandelt. Mit seinem Rücktritt will Hostettler wachrütteln, da das Projekt Gefahr laufe, zu scheitern.
Während in Kiesen kein Handlungsbedarf besteht, müssen die ARA Oberes Kiesental und Grosshöchstetten reagieren, da ihre Betriebsbewilligungen 2030 respektive 2035 auslaufen. Darum soll nun die ARA Unteres Kiesental in Kiesen ausgebaut und das Abwasser aus der ARA Oberes Kiesental und Grosshöchstetten auch dort gereinigt werden. Für dieses 50-Millionen-Projekt haben die genannten drei ARA 2014 die ARA Region Kiesental AG gegründet.
Wie das Projekt angehen?
Auch ARA Kiesental-Geschäftsführer Heinz Berger tritt auf die nächste Generalversammlung hin zurück, aufgrund von Meinungsverschiedenheiten im Verwaltungsrat. Auch das Amt als Sekretär und Kassier der ARA Unteres Kiesental gibt er ab. Bei der ARA Oberes Kiesental bleibt er weiterhin im selben Amt.
Auch Berger zweifelt nicht am Projekt, jedoch gebe es verschieden Möglichkeiten, es anzugehen. "Dazu gab es im Verwaltungsrat Differenzen", so Berger zur Wochen-Zeitung.
Es geht zu langsam
Der Vizepräsident des Verwaltungsrats der ARA Kiesental AG und Präsident der ARA Unteres Kiesental, Herbert Riem will sich nicht zur Sache äussern. Nach der Generalversammlung im September, an der die weitere Strategie besprochen und Wahlen abgehalten würden, werde informiert.
Aus dem Geschäftsbericht 2019 der ARA Unteres Kiesental geht hervor, dass für Riem das Projekt in Kiesen zu wenig rasch fortschreitet. "Wir sind ein Gremium und Einigkeit ist halt eine zwingende Voraussetzung für Fortschritte", heisst es da.
Baurechtsvorvertrag unterzeichnet
Gemäss dem Geschäftsbericht laufen derzeit Vorabklärungen zum Bauprojekt. Im März hat die ARA Kiesental AG einen Baurechtsvorvertrag für bis zu 20 000 Quadratmeter Land unterschrieben. Bis 2023 wird das Bauprojekt ausgearbeitet und den Gemeinden der Region vorgelegt. Bei Zustimmung würde die neue Anlage zwischen 2023 und 2028 gebaut.
Bei einem Scheitern des Projektes hätte die ARA in Kiesen –anders als die beiden anderen ARA – lediglich einen finanziellen Schaden, da sie ihre Anlage weiterbetreiben kann. Gemäss Riem im Geschäftsbericht 2018 kostet der Zusammschluss abzüglich kantonaler Beiträge 2.5 Millionen, das maximale Risiko bei einem Scheitern betrage 375 000 Franken.