80 Jahre Loryheim Münsingen: "Wir wollen niemanden fallen lassen"
Das Loryheim Münsingen feiert das 80-jährige Jubiläum. Seit der Eröffnung im Jahr 1935 hat sich im Heim für verhaltensauffällige junge Frauen vieles verändert. Heute ist vor allem eines wichtig: Dass niemand fallen gelassen wird.
Carla Reinhard, carla.reinhard@bern-ost.ch
Schon seit achtzig Jahren werden im Jugendheim Lory in Münsingen junge Frauen betreut. Die Bewohnerinnen im Alter von 14 bis 22 Jahren wurden früher als "gefallene Mädchen" und "sittlich Verwahrloste" bezeichnet. Heute spricht Eliane Michel, Direktorin des Jugenheims, von verhaltensauffälligen, aber normalbegabten jungen Frauen.
Keine Abschottung
Neben den Begrifflichkeiten habe sich im Loryheim auch sonst viel veändert, so Michel. So sei heute das interne Angebot viel breiter. Im Heim gibt es zum Beispiel eine eigene Schule und verschiedene Ausbildungsbetriebe für die 28 Bewohnerinnen.
Im Gegensatz zu früher versuche man heute, aktiv mit dem Umfeld der Jugendlichen zusammenzuarbeiten. "Es ist wichtig, dass die Frauen auch ausserhalb des Heimes Erfahrungen sammeln können, damit wir sehen wo sie stehen", erklärt die Direktorin. Zu diesem Zweck organisiert die Heimleitung auch immer wieder Wochenendausflüge und Lager. "Wir gehen in die Badi, ins Kino oder wandern", so Michel.
"Veränderung kann man nicht erzwingen"
Die sieben Bewohnerinnen der geschlossenen Gruppe im Loryheim sind von solchen Aktivitäten ausgeschlossen. Ihnen ist es nicht erlaubt, das Heim zu verlassen. Laut Eliane Michel, die schon seit siebzehn Jahren im Loryheim tätig ist, sei die geschlossene Gruppe oftmals eine letzte Lösung für junge Frauen, die anderen Orten immer weggelaufen sind.
Die geschlossene Gruppe sei aber kein Garant für einen Erfolg. "Die minimale Anforderung bei dieser Gruppe ist Anwesenheit, aber Veränderung kann man nicht erzwingen", sagt die Direktorin. "Wenn die Jugendliche nicht einsieht, dass das Angebot sie weiterbringt, funktioniert es nicht."
Frauen werden ernst genommen - egal was vorher war
Oftmals seien aber gerade schwierige Fälle die grössten Erfolgsgeschichten. "Ein Problem, das sich über Jahre angebahnt hat, kann nicht in sechs Monaten gelöst werden", erklärt Michel. "Einige Frauen starten in der geschlossenen Gruppe, wechseln dann nach zwölf Wochen in eine halbgeschlossene, gehen vielleicht von hier aus in eine externe Schule und werden Schritt für Schritt abgenabelt." Dieser Prozess kann zwischen zwei und drei Jahre dauern.
Für Eliane Michel ist wichtig, dass die jungen Frauen während ihrer Zeit im Heim immer ernst genommen und akzeptiert werden - egal was vorher passiert ist. "Die Jugendlichen haben vielleicht etwas gemacht, was nicht schön ist. Als Menschen sind sie trotzdem 'feine Modis'. Wir wollen niemanden fallen lassen."
[i] Anlässlich des 80-jährigen Bestehens öffnet das Jugendheim Lory in Münsingen am Samstag, 29. August von 9 bis 17 Uhr seine Türen. Mehr Infos...
Keine Abschottung
Neben den Begrifflichkeiten habe sich im Loryheim auch sonst viel veändert, so Michel. So sei heute das interne Angebot viel breiter. Im Heim gibt es zum Beispiel eine eigene Schule und verschiedene Ausbildungsbetriebe für die 28 Bewohnerinnen.
Im Gegensatz zu früher versuche man heute, aktiv mit dem Umfeld der Jugendlichen zusammenzuarbeiten. "Es ist wichtig, dass die Frauen auch ausserhalb des Heimes Erfahrungen sammeln können, damit wir sehen wo sie stehen", erklärt die Direktorin. Zu diesem Zweck organisiert die Heimleitung auch immer wieder Wochenendausflüge und Lager. "Wir gehen in die Badi, ins Kino oder wandern", so Michel.
"Veränderung kann man nicht erzwingen"
Die sieben Bewohnerinnen der geschlossenen Gruppe im Loryheim sind von solchen Aktivitäten ausgeschlossen. Ihnen ist es nicht erlaubt, das Heim zu verlassen. Laut Eliane Michel, die schon seit siebzehn Jahren im Loryheim tätig ist, sei die geschlossene Gruppe oftmals eine letzte Lösung für junge Frauen, die anderen Orten immer weggelaufen sind.
Die geschlossene Gruppe sei aber kein Garant für einen Erfolg. "Die minimale Anforderung bei dieser Gruppe ist Anwesenheit, aber Veränderung kann man nicht erzwingen", sagt die Direktorin. "Wenn die Jugendliche nicht einsieht, dass das Angebot sie weiterbringt, funktioniert es nicht."
Frauen werden ernst genommen - egal was vorher war
Oftmals seien aber gerade schwierige Fälle die grössten Erfolgsgeschichten. "Ein Problem, das sich über Jahre angebahnt hat, kann nicht in sechs Monaten gelöst werden", erklärt Michel. "Einige Frauen starten in der geschlossenen Gruppe, wechseln dann nach zwölf Wochen in eine halbgeschlossene, gehen vielleicht von hier aus in eine externe Schule und werden Schritt für Schritt abgenabelt." Dieser Prozess kann zwischen zwei und drei Jahre dauern.
Für Eliane Michel ist wichtig, dass die jungen Frauen während ihrer Zeit im Heim immer ernst genommen und akzeptiert werden - egal was vorher passiert ist. "Die Jugendlichen haben vielleicht etwas gemacht, was nicht schön ist. Als Menschen sind sie trotzdem 'feine Modis'. Wir wollen niemanden fallen lassen."
[i] Anlässlich des 80-jährigen Bestehens öffnet das Jugendheim Lory in Münsingen am Samstag, 29. August von 9 bis 17 Uhr seine Türen. Mehr Infos...