50 Jahre Brockenstube Boll: "Gebrauchtes ist wieder in"
Vom Racletteöfeli über Kleider bis hin zu Büchern und Spielen. In der vom Landfrauenverein geführten Brockenstube Boll gibt es seit einem halben Jahrhundert so einiges zu entdecken. Gefeiert wird dies Ende August mit einem Fest.
Bücher und Kleider weisen den Weg zur Brockenstube im 1. Untergeschoss. Und bereits bevor man diese betritt, hört man fröhliches Geplauder. „Bei uns geht es immer lustig zu und her“, sagt Beatrice Frauchiger. Seit fünf Jahren leitet sie die Brockenstube Boll. „Meine Mutter hat die Brocki während 20 Jahren geführt und als sie ans Aufhören dachte, bin ich 'reingerutscht'.“ Gemeinsam mit fünf weiteren Helferinnen steckt sie seither bis zu zwei Tage pro Woche in die ehrenamtliche Arbeit.
Von 50 Rappen bis zu sechs Franken
„Es gab Phasen, als vorwiegend Leute in die Brockenstube kamen, die aufs Geld achten mussten“, blickt Frauchiger zurück. Zwar bewegen sich die meisten Artikel mit Preisen zwischen 50 Rappen und sechs Franken immer noch in einem tiefen Preissegment. Mittlerweile sei die Kundschaft jedoch bunt durchmischt. Jüngere, Ältere sowie Sammler im Allgemeinen fänden den Weg in die Brockenstube. „Zu uns kommen alle, die umweltbewusst denken und nicht alles wegschmeissen möchten“, stellt die Leiterin einen Trend weg von der Wegwerfgesellschaft fest. „Generell ist die Kundschaft jünger geworden. Gebrauchtes ist wieder in.“
So finde man im Lokal an der Kernstrasse auch Sachen, die nicht mehr produziert würden. „Oder Spezielles, das sich von tausendfach produzierten Sachen abhebt“, sagt Frauchiger, die nach dem Schulabschluss der Kinder in der Brockenstube begann, „um wieder vermehrt unter die Leute zu kommen.“ Neben dem guten Teamgeist, schätze sie, dass der Erlös aus den verkauften Sachen in Boll für gemeinnützige Sachen eingesetzt werde. So etwa für die Seniorenreise, Adventsbesuche oder für den Sozialfond der Gemeinde Vechigen.
Ein Blick zurück
Gefeiert wird das 50-Jahr-Jubiläum der Brockenstube am 26. August im Dorfzentrum Boll. Mit einem Flohmärit für Kinder, verschiedenen Spielen sowie einer Festwirtschaft. Auf Plakaten wird zudem die Geschichte der Brocki aufgezeigt. Darauf wird auch zu sehen sein, dass es seit der Gründung 1967 Hochs und Tiefs gab. So wurde etwa in den 1980er Jahren ein Flohmarkt organisiert, da die Brockenstube aus allen Nähten platzte. Einige Jahre später ging hingegen der Umsatz zurück.
Eine Entwicklung, die auch dank des Internets gestoppt wurde. „Durch den Wechsel im Team wurde die Brocki altersmässig etwas verjüngt“, ergänzt Frauchiger. Seither nutze man verstärkt das Internet für Werbezwecke. Oder auch Kleinmöbel, die heute im Dorfzentrum keinen Platz fänden, würden so verkauft.
Wie Weihnachten und Geburtstag
„Die meisten Artikel nehmen wir an. Lediglich Möbel, Ski, Skischuhe und Videokassetten nicht“, erklärt Beatrice Frauchiger und bringt zugleich ihre Freude über die gebrachten Sachen zum Ausdruck. „Wenn neue Ware kommt, ist es wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.“ Sagt es, und schliesst sich der Gruppe aus Helferinnen und Kundinnen an, die soeben fröhlich gemeinsam einen Kaffee trinkt.