"150 Jahre Eisenbahn Konolfingen" Teil 7: Unter- oder Überführungen, Muskelkraft und zu hohe Kosten

Am 31. Mai und 1. Juni 2014 feiert die Gemeinde Konolfingen mit einem grossen Fest "150 Jahre Eisenbahn Konolfingen". Die lange Geschichte wird mit einer Sonderausstellung, sie ist jeden ersten Sonntag und Mittwoch sowie jeden dritten Sonntag im Monat geöffnet, im Dorfmuseum nachgezeichnet. BERN-OST blickt in einer Serie auf die Geschichte zurück - und auf das Bahnhoffest voraus.

Willi Blaser
Von den 13 Bahnüber- oder Unterführungen rund um Konolfingen-Stalden wurden einige im Laufe der Zeit aufgehoben oder angepasst. Der Individualverkehr, der Warentransporte mit Lastwagen und die Überbauungen bedingten einige dieser Veränderungen. Seit dem Bau der Bahnen, ob nun SBB oder die damalige Burgdorf-Thun-Bahn (BTB), bestehen aber noch einige dieser ursprünglichen Kunstwerke.
 
Die erste und vielleicht auch wichtigste Unterführung war sicher die direkt beim Bahnhof. Früher, mit Ross und Wagen, führte dieser Zubringer zur BAMG noch direkt über die Gleise. Dieser, heute unvorstellbare Übergang, wurde mit dem Bau der Unterführung eliminiert. Doch auch der enge Durchgang wurde schon gar manchem Fahrer zu Verhängnis, blieb er doch wegen der Höhe seines Lastwagens stecken und musste evakuiert werden. 1979 wurde die Unterführung durch den Bau einer getrennten Personenunterführung erweitert.
 
Die Bahnüberführung an der Bernstrasse besteht seit dem Bau der BTB und wurde im Laufe der Zeit nur verbreitert. versetzt und den neuen Anforderungen angepasst wurde auch die Unterführung Richtung Grosshöchstetten. 1978 durfte diese neue, gradlinige Unterführung dem Strassenverkehr übergeben werden. 

 

Mit der Überbauung des Gebietes Mooshaus musste der damalige unbewachte Bahnübergang „Grube“ (beim heutigen Coop) weichen. Einige Jahre später wurde auch der Bahnübergang Richtung Moos durch eine Unterführung ersetzt. Diese Unterführung wurde 1996 neben dem Gleise erstellt und innerhalb weniger Stunden an den neuen Standort geschoben. So musste der Bahnverkehr nur kurze Zeit unterbrochen werden.

 

Mit der Erweiterung der Nestlé SA wurde auch der Zugang zur Fabrik neu gelegt. Wo früher noch die Grastrocknungsanlage stand, wurde der Bahnübergang mit Barrieren aufgehoben. 1982 entstand diese neue und den Zubringer-Bedingungen angepasste Unterführung. Als einzige Kreuzung von Strasse und Schiene wurde der Bahnübergang beim Schulhaus Stalden nur mehrfach saniert aber nicht verlegt. Obwohl sich viele Autofahrer über die langen Schliesszeiten der Barrierenanlagen ärgern, es dient nur der Sicherheit von beiden Verkehrsmitteln.

 

129‘000 Franken waren zu viel

 

Seit dem Bau der BTB kreuzen sich die Geleise bei der Einfahrt von Grosshöchstetten und Zäziwil. Dies war schon in den Anfangszeiten der Bahnen ein grosser Nachteil. Mussten doch die ein- und ausfahrenden Züge aufeinander abgestimmt werden. „Um eine Niveaukreuzung zu vermeiden, wünschte das Eisenbahndepartement Studien für eine völlig unabhängige Einführung der BTB Linie von Grosshöchstetten her in den Bahnhof Konolfingen“. Angesichts der hohen Kosten von Fr. 129‘000 Franken wurde die Sache nicht mehr weiter verfolgt.

 

Steuerung mit Muskelkraft

 

Um die damaligen Barrieren zu senken oder zu heben war Muskelkraft gefordert. Deshalb stand auch bei fast jedem Bahnübergang das Wärterhäuschen. Mit einem grossen Rad musste die Barriere, die mit einem Stahlseil mit dem Rad verbunden war, von Hand bedient werden. Das war auch beim Übergang im Unterdorf und Cheer so. Beim Übergang zum Tonisbach wurde dies am Anfang sogar vom Stellwerk aus gemacht.
 
Da es aber länger dauerte bis die Barriere gesenkt oder gehoben war und harte Knochenarbeit dahinter steckte, die rund 800 Meter Seil vom Stellwerk bis zur Barriere zu bewegen, wurde die Barriere Tonisbach elektrifiziert. Aber technisch nicht so wie heute. Vom Stellwerk wurde der Befehl elektrisch zum Motor unter dem Stellwerk gegeben, dieser Motor bewegte dann die Stahlseile zur Barriere. „So konnten wir damals nur mit einem kleinen Schalter die Barriere bewegen. Aber auch alle Weichen, die ebenso mit Seilen und unseren Hebeln verbunden waren mussten wir von Hand betätigen. Den Befehl erhielten wir entweder vom Befehlsstellwerk auf dem Mittelperron oder vom Rangiermeister“, erklärt der pensionierte Bediener im Stellwerk Werner Blaser.
 
Ob im Sommer oder im Winter, eine Schicht im Stellwerk war anstrengend. „Im Winter machten uns Eis und Schnee und im Sommer war es die Schmierung, die weggewaschen oder zu wenig gut gemacht wurde, Sorge“, fährt er fort.

 

Wollen Sie wissen, wie  viel und wie der Bahnhof Konolfingen umgebaut wurde und was dies für den Arbeitsplatz bedeutete, dann lesen Sie nächste Woche hier in dieser Serie weiter…


 

[i] Sonderausstellung „150 Jahre Eisenbahn Konolfingen“

[i] Bahnhoffest „150 Jahre Eisenbahn Konolfingen“

[i] Dorfmuseum Alter Bären

[i] Konolfingen

[i] Sonderseite der BLS AG

[i] Nostalgisch an Bahnhoffest fahren

[i] Zum ersten Teil der BERN-OST Serie "150 Jahre Eisenbahn Konolfingen" mit Links auf alle bisherigen Artikel...

 


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Erstellt: 31.03.2014
Geändert: 31.03.2014
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