Mein Hobby: "Gefilmte Erinnerungen sind doch eine tolle Sache"
Rolf Eggli aus Wichtrach digitalisiert alte Filme. Über 600 Streifen hat er in den letzten Jahren modernisiert. Für sich und für andere.
Er ist ein echter Filmfan. Vor 59 Jahren kaufte er seine erste Filmkamera – eine Paillard L 8. Damals war er gerade mal 16 Jahre alt. Und heute, mit 75, sitzt Rolf Eggli im oberen Stock seines Einfamilienhauses an einem umgerüsteten Projektor Bauer T 502 und beginnt gerade, einen 8-Millimeter-Film zu digitalisieren. Einen Film, der 1965 analog gedreht wurde und der von einem Glockenaufzug in Sutz-Lattrigen handelt. Der Streifen gehört zu seinem eigenen Fundus und wird nun auf einer externen Festplatte gespeichert. Bereit für die Zukunft.
«Mir macht es einfach riesigen Spass, filmische Erinnerungen zu modernisieren und damit zu erhalten. Für mich selber wie auch für andere Leute», sagt Rolf Eggli. «Abspielgeräte und Projektoren für älteres Filmmaterial sind heute ja kaum noch vorhanden. Irgendwann geht es vergessen, verschwindet in der Versenkung.» Dem wolle er mit seinem Hobby entgegenwirken. Und er betont: «Das Digitalisieren ist wirklich bloss eine Freizeitbeschäftigung. Ich verlange nichts dafür.»
Fünf Paar Socken
Seit 4 Jahren digitalisiert der pensionierte Betriebselektriker 16-Millimeter-, 8-Millimeter-, Super-8-Filme sowie gängige Videowiedergabeformate. Das Know-how dafür hat er sich durch einschlägige Literatur angeeignet. Auch ein «enger Freund» habe ihn mit Fachwissen versorgt. Mehr als 600 Aufnahmen hat Rolf Eggli bisher mit den diversen dafür notwendigen Geräten seiner Ausrüstung aufgemöbelt. Filme mit einer Länge von 120 Metern (25 Minuten) digitalisiert er in rund zwei Stunden.
Dazu gehört das Reinigen der alten Bänder, das digitalisierte Aufnehmen des Materials, das Bearbeiten, das Schneiden und so weiter. Er investiert also viel Zeit in sein Hobby. Aber diese Zeit ist es ihm wert: «Ich habe Freude daran, wenn ich auch anderen Leuten damit eine Freude bereiten kann.»
Beispielsweise jenem «alten Müeti» aus Frutigen, das noch analoge Aufnahmen von einem Alpaufzug und dem Sennen besass. Nachdem die Frau den digitalisierten Film gesehen hatte, war sie so begeistert, dass sie Rolf Eggli spontan fünf Paar Socken und ein grosses Stück Käse schenkte. «Aber meine eigentliche Gage, das war ihre Freude.»
Familie, Skilager, Dorfleben
Rolf Egglis Begeisterung für das Filmen wurde ausgelöst durch einen Lehrer von ihm. Dieser filmte das Dorfleben von Sutz-Lattrigen, dort, wo Eggli zur Schule ging. «Der Lehrer war handwerklich nicht sehr begabt. Deshalb durfte ich während der Religionsstunde jeweils seine Filme schneiden und kleben», erzählt Rolf Eggli, der seit 1979 in Wichtrach wohnt, mit einem Schmunzeln. Insbesondere das Handwerkliche habe ihn beim Filmen immer fasziniert. «Und natürlich die Technik der Kameras und der Projektoren.»
Er habe in seinem Leben etwa 80 Filme selber gedreht. Zu den verschiedensten Themen: Familie, Ferien, Schulreisen, Skilager, Dorfleben.
Nun digitalisiere er diese Sammlung Schritt für Schritt. «So bleibt alles für die Nachwelt erhalten. Auch meine Kinder und die Enkelkinder können sich die Filme immer wieder am Bildschirm anschauen», betont der verwitwete Hobbyfilmer und Digitalisierer. «Gefilmte Erinnerungen sind doch einfach eine tolle Sache.»
Rolf Eggli sagts – und strahlt dabei übers ganze Gesicht.