Freimettigen - Noch ein wenig stiller als sonst

Während in grossen Gemeinden wie Münsingen auf der Gemeindeverwaltung der Ausnahmezustand herrscht, geht in kleinen Dörfern die Arbeit fast normal weiter. Irene Locher, Gemeindeverwalterin von Freimettigen, ist nun einfach noch ein wenig mehr allein in ihrem Büro.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

„Es ist schon extrem still hier im Moment“, sagt Irene Locher, Gemeindeverwalterin von Freimettigen. Ihr Schalter ist seit zwei Wochen geschlossen. Allein zu sein in ihrem Büro ist für sie aber nichts Besonderes. „Es gibt auch sonst manchmal Tage, wo niemand kommt.“ Zudem sei es zu dieser Zeit jedes Jahr eher ruhig. „Der Jahresabschluss ist fast erledigt und Bauprojekte sind noch nicht viele eingegangen."

 

Die Verwaltungstätigkeit sei nicht weniger, einfach anders. Anrufe gibt es nur wenige. Am Tag dieses Gesprächs habe das Telefon genau zweimal geklingelt. "So bleibt auch etwas mehr Zeit übrig für Ablagearbeiten und die Vorbereitung künftiger Projekte."

 

Stille im Büro und auf der Strasse

Auch auf den Strassen von Freimettigen sei es deutlich stiller als sonst, so die Beobachtung von Irene Locher. „Die Leute halten sich an die Regeln“, sagt auch Gemeindepräsident Niklaus Moser. Ansonsten würde man als Gemeinde eingreifen. „Das wäre nebst der Weitergabe von Informationen eine der wenigen Aufgaben, die wir um Zusammenhang mit dem Virus und den Massnahmen haben.“

 

Als kleine Gemeinde (450 Einwohnerinnen und Einwohner) arbeitet Freimettigen in vielen Bereichen mit der Nachbargemeinde Konolfingen oder in regionalen Verbünden zusammen. Um Feuerwehr, Jugendarbeit, Sozialdienst, Wasserversorgung und Abwasser muss sie sich nicht selber kümmern und also auch keine Veränderungen bewältigen. „Die grösste Herausforderung musste die Schule meistern. Die Lehrerschaft hat das super gemacht", sagt Locher.

 

Gedanken gemacht habe man sich um die alten Leute, ob alle die Hilfe bekommen, die sie brauchen, jetzt wo sie nach Möglichkeit zuhause ausharren sollten. Vor einer Woche erhielten alle Haushalte ein Infoblatt, in dem zur Einhaltung der Regeln aufgerufen wird und die Telefonnummern aufgeführt sind von Ämtern und Institutionen, an die man sich wenden kann, wenn man Hilfe braucht. „Wir hatten aber auch in der Zeit davor keine Anfragen. Die Leute organisieren sich selber“, sagt Locher.

 

"Man weiss genau, wer da wohnt"

Auch Niklaus Moser glaubt, dass in seinem kleinen Dorf niemand vergessen gehe. „Man weiss genau, wer da wohnt und Hilfe braucht. Sowohl unter Alteingesessenen als auch in den neuen Quartieren. Und auch, wer Hilfe vielleicht brauchen könnte, aber wohl nicht annehmen würde. Auch auf diese Leute haben wir ein Auge und vergessen sie nicht.“

 

Die Verwaltung ins Homeoffice zu verlegen, sei bei ihr kein Thema, sagt Irene Locher. Da sie niemanden hat, dem oder der sie im Büro zu nahe kommen könnte, arbeitet sie lieber gleich am gewohnten Ort als zuhause. „Hier habe ich alles beisammen. Und ein sehr schönes Büro mit toller Aussicht. Mir fehlt es an nichts.“

 

Angst, sich selber mit dem Corona-Virus anzustecken hat sie nicht. „Wenn jemand bei der Verwaltung läutet, gehe ich auf jeden Fall schauen, was ist.“


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Erstellt: 06.04.2020
Geändert: 06.04.2020
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