Münsingen - Zu verkaufen: Herrschaftsvilla mit Rittersaal
Ein barockes Schmiedeeisentor fehlt ebenso wenig wie ein Rittersaal und eine luxuriöse Schwimmhalle. Das Anwesen von Sipuro-Gründer Heinrich Rohrer mit Herrschaftsvilla und Nebengebäuden steht zum Verkauf – für 6,8 Millionen Franken.
Wer dieses Onlineinserat liest, mag sich insgeheim darüber ärgern, nicht über die verlangten 6,8 Millionen Franken zu verfügen. So viel soll nämlich das Anwesen kosten, das hier ausführlich beschrieben wird. Die «einzigartige Liegenschaft» umfasse auf einer Fläche von knapp 1,7 Hektaren vier Gebäude mit alles in allem zwanzig Zimmern und einer luxuriösen Schwimmhalle. Sie zeichne sich aus durch «den unverbaubaren Blick auf die Berner Alpen und die grosszügige Gartenanlage mit riesigem Biotop, eigenem Karpfenteich, grossem Gemüsegarten und Stallungen für Pferde».
Zum Glauben gefunden
Zu finden ist dieser, wie es weiter heisst, «Berner Landsitz» mit Baujahr 1965 mitten in der Giessenlandschaft von Münsingen, und wer durch die Fotos klickt, wird sich erinnern: Hier hat einst Heinrich Rohrer gewohnt, der legendäre Entwickler des Spezialreinigers Sipuro und Gründer der gleichnamigen, inzwischen aber längst ins Ausland verkauften Putzmittelfirma.
Heinrich Rohrer hatte mit dem «Siphon-Putz-Rohrer» – Sipuro eben – einen steilen Aufstieg vom experimentierfreudigen kleinen Drogisten zum angesehenen Geschäftsmann hingelegt. Nach dem Verkauf des Unternehmens vor 30 Jahren widmete er sein Leben ganz dem Glauben. Er gründete die Agentur C und sorgte mit ihr dafür, dass an Bahnhöfen und an anderen publikumsträchtigen Orten fortan Plakate mit Botschaften aus der Bibel aufgehängt wurden. Die Agentur C ist heute noch aktiv.
Das Inserat sowie ein auf der Internetplattform Youtube aufgeschalteter Werbefilm nennen weitere Details, die das Leben auf dem Anwesen so angenehm wie möglich machen. So bietet allein die «herrschaftliche Villa» – das Haupthaus hinter dem barocken Schmiedeeisentor – zehn bis zwölf Räume mit unter anderem drei Badezimmern und einem Rittersaal für rauschende Partys. Die Schwimmhalle kann dank grosser beweglicher Fenster gegen den Garten hin geöffnet werden, und ja: Ein alter Baumbestand sorgt draussen genauso für ein gemütliches Ambiente wie ein alter Emmentaler Speicher aus dem 18. Jahrhundert.
Nicht mehr auf dem Gelände steht dagegen die auffällige Venom. Das ausgemusterte Kampfflugzeug der Schweizer Armee, das Heinrich Rohrer einst hergebracht hatte, ist längst ins Seeland weiterverkauft worden.
Zu grossen Teilen leer
Seit dem Tod von Heinrich Rohrer sind schon 20 Jahre vergangen. Im Frühling des letzten Jahres starb auch seine Frau, und das mag erklären, wieso die Liegenschaft genau jetzt auf den Markt kommt. Im Moment steht sie zu grossen Teilen leer, einzig eine Wohnung im Nebengebäude ist belegt. Der Verkauf läuft übrigens über den Immobilienmakler Kuno Rohrer, Sohn des Sipuro-Unternehmers und Vater von Snowboardlegende Fabien Rohrer.