Zäziwil - Eine zentrale Käserei für die Region

Wie in Marbach-Schangnau und doch nicht: Käser Urs Glauser und seine Mitstreiter arbeiten auf eine neue Käserei in Zäziwil hin.

Stephan Künzi / Berner Zeitung BZ
Die Geschicke in der Käserei von Oberhünigen prägt er seit bald 25 Jahren. Schritt für Schritt habe er «aus dem Durchschnittsbetrieb eine der grössten Käsereien der Region gemacht», hielt die BZ schon vor acht Jahren fest. Er übernahm die Milch von Bauern aus den Gemeinden Bowil, Signau und Lauperswil, deren Käsereien zu klein und kaum mehr überlebensfähig waren – kein Wunder, wird Urs Glauser weitherum als initiativer Berufsmann geschätzt.

Aus drei mach eins

Jetzt arbeitet der Käser an einem weiteren, grossen Schritt. Auch wenn es, wie er gestern auf Anfrage betonte, für eine Information in der Öffentlichkeit eigentlich noch zu früh sei: Glauser bestätigte, dass seine in den Käsereigenossenschaften Oberhünigen und Steinen organisierten Milchlieferanten mit der Nachbargenossenschaft Zäziwil im Grundsatz beschlossen haben, ihre Produktionsstätten zusammenzulegen und neu zu bauen. In der Zäziwiler Eyweid, gleich hinter dem Friedhof an der Strasse nach Oberthal, haben sie einen möglichen Standort gefunden.

Rationeller produzieren

6,8 Millionen Kilo Milch könnte Glauser hier mit seinen Angestellten sowie mit den Kollegen aus der Käserei Zäziwil pro Jahr verarbeiten. Hauptsächlich zu Emmentaler, daneben aber auch zu Spezialitäten wie dem Appenberg-Käse oder dem Kiesenthaler – gerade diesen Bereich, erklärt der Käser, möchte er weiter ausbauen.

Wenn er dafür nur etwas mehr Platz hätte. Glauser erzählt, dass er sowohl in der Käserei Oberhünigen, wo er vor allem den Emmentaler herstellt, als auch in der Käserei Steinen, wo die Spezialitäten herkommen, an Grenzen stösst. Er wisse, dass sich das Problem in Zäziwil genau gleich stelle.

Dazu kommt, dass in allen drei Käsereien grössere Investitionen anstehen. Und: Allein in seinem Betrieb reife der Käse an nicht weniger als sieben Orten heran, so Glauser. Ein ständiges, einem rationellen Betrieb nicht eben förderliches Hin und Her von Keller zu Keller sei die Folge, weiter sei es auch nicht möglich, alle Räume optimal zu klimatisieren, weil bei einer so komplizierten Struktur die Investition viel zu hoch wäre.

Eine zentrale Käserei brächte nicht nur in diesem Bereich Vorteile. Auch in der Produktion könnten die Maschinen besser ausgelastet werden, statt drei Gebäude gäbe es nur noch eines zu unterhalten – und für Glauser zentral: «Mit dem Neubau könnten wir ein Zeichen für die Zukunft setzen und junge Leute für unsere Branche motivieren.» Ein Mangel an Berufsleuten zeichne sich nämlich bereits ab.

Nicht die erste ihrer Art

Die Käserei in der Zäziwiler Eyweid wäre nicht die erste ihrer Art. Erst im letzten Herbst eröffnete im bernisch-luzernischen Grenzgebiet die Bergkäserei Marbach-Schangnau AG die Türen. Auch hier trieb ein innovativer Käser den Neubau voran: Michael Jaun stiess in seinem angestammten Betrieb in Wald bei Schangnau ebenfalls an Grenzen, und ihm gelang es in der Folge, seine Milchlieferanten von der Idee einer neuen, grösseren und moderneren Käserei im benachbarten Marbach zu überzeugen. Gegen 300 Aktionäre zeichneten Kapital.

Heute liefern knapp 200 Landwirte aus Eggiwil, Schangnau, Marbach und Escholzmatt Milch in die Bergkäserei – wobei Glauser wieder mit Blick auf das Zäziwiler Projekt einen Unterschied betont: Anders als in Marbach plane er mit seinen Leuten keine industrielle Fertigung.

Zuerst noch umzonen

Auf einen Zeitrahmen mag sich der Käser noch nicht festlegen. Kein Wunder, erst seit wenigen Tagen ist klar, dass sich der Kanton auf der Eyweid überhaupt eine Käserei vorstellen kann. Daher wird auch Gemeindepräsident Urs Grunder derzeit kaum genauer: Zäziwil werde frühestens in einem Jahr über die für das Projekt nötige Umzonung abstimmen.

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Stephan Künzi / Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 18.07.2009
Geändert: 18.07.2009
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