Zäziwil - Die Betonkirche wird gefeiert
Der Pfarrkreis Zäziwil-Mirchel feiert das 50-Jahr-Jubiläum der Kirche. Der moderne Bau mit seinem separaten Turm war 1964 nicht unumstritten.
Dieser Neubau darf den Blick auf die Kirche nicht verstellen, auf die die Gemeinde immer noch stolz ist und deren 50-Jahr-Jubiläum gefeiert wird (siehe Infobox). 20 Jahre lang hat es gedauert, bis die Zäziwiler ihre eigene Kirche mit einem Friedhof hatten. Zuvor besuchten sie die Predigt in Grosshöchstetten, wo früher auch die Toten begraben wurden.
Cabaret finanzierte Güggel
Die Gründe für die lange Planungszeit sieht Jakob Eggimann in erster Linie beim Geld, das damals fehlte. Der heute 75-jährige ehemalige Käsermeister war während der Bauzeit an der Molkereischule in Ausbildung. Nach der Einweihung des neuen Gotteshauses im Jahre 1964 wurde er Kirchgemeinderat, später Präsident. Eggimann erinnert sich, wie mit einem ersten Basar 1951 die Geldsammeltätigkeit für eine Kirche in Schwung kam.
Männer kochten und verkauften Suppe, Frauen strickten, Schüler zogen bei den Familien Wochenbatzen ein. Es gab kleine und grosse Spenden, und die Gemeinde versprach, gratis Land zur Verfügung zu stellen. Das Cabaret Kibatz (Kirchenbatzen) spielte mehrere Jahre mit Erfolg und finanzierte mit dem Erlös der Vorstellungen unter anderem den Hahn auf der 38 Meter hohen Kirchturmspitze. «Der Architekt hätte lieber ein Kreuz gesehen», sagt Jakob Eggimann, der damals im Cabaret mitgespielt hat.
1962: Bewilligt
Einflussreiche Männer aus der Politik und dem Dorf stellten sich hinter das Projekt eines Kirchenbaus in Zäziwil: unter ihnen der Tierarzt Ruedi Tröhler und der Arzt und Kirchensekretär Ernst Sanz. An der Kirchgemeindeversammlung im April 1954 war es so weit: Traktandiert waren der Zäziwiler Kirchenneubau, die Orgelrenovation in Grosshöchstetten und ein neues Pfarrhaus in Bowil.
Die 237 Anwesenden bewilligten alles, nach langer und hitziger Diskussion, wie der heute 97-jährige, damalige Dorfarzt Ernst Sanz sich erinnert. Aber bis das Bauwerk stand, sollte es noch dauern. Erst an der Kirchgemeindeversammlung im März 1962 wurde der Kostenvoranschlag bewilligt. Einer der Gründe dafür war, dass ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben wurde. Diesen gewann der Berner Werner Küenzi.
Verzögernd wirkte auch der Widerstand gegen den Neubau innerhalb der Kirchgemeinde. «Die Forderung nach einer neuen Kirche in Zäziwil war eine enorme Kampfansage an die Lobby in Grosshöchstetten», sagt Sanz. In Zäziwil war das Projekt aber tragfähig. Es wurde weiterhin fleissig Geld gesammelt. Zu den Baukosten von knapp einer Million Franken steuerte das Dorf 200000 Franken bei. Die Gemeinde Mirchel beteiligte sich mit der Stiftung einer Glocke und Oberthal mit einem Geldbeitrag.
Markante Glasfenster
Der lichte Kirchenraum ist schmucklos bis auf die hohen Fenster. Auf diesen sind links Ereignisse aus dem Alten, rechts aus dem Neuen Testament dargestellt – Glas- und Grafikerkunst der Berner Eugen Halter und Hans Hartmann. Zu sehen sind vorwiegend schwarzweisse Strichzeichnungen. Sie zeigen Szenen von der Schöpfung bis zur Kreuzigung Jesu.
Das Festprogramm
Im Jubiläumsjahr der Kirche finden in Zäziwil mehrere Veranstaltungen statt. Start bildet ein Sommerfest am Sonntag, 10.August, um 10 Uhr. Am Freitag, 29.August, um 20 Uhr machen der gemischte Chor Zäziwil und der Jodlerklub Reutenen-Zäziwil den Auftakt zu einer Konzertreihe in der Kirche. Der Pfarrkreis Zäziwil-Mirchel gehört zur Kirchgemeinde Grosshöchstetten.