Worb: Elternkino – Von Erziehungsautomaten und anderen Schwierigkeiten

Erziehungsratgeber gibt es wie Sand am Meer, und doch stehen viele Eltern im Alltag oft ratlos da: Wie kann es ihnen gelingen, für die Kinder da zu sein und sie liebevoll und sicher zu begleiten? An zwei Filmabenden erhalten interessierte Eltern Input und können sich austauschen.

Claudia Weiss, claudia.weiss@bern-ost.ch

Die Vorsätze sind gut. Und doch ertappen sich Eltern im Alltag immer wieder, wie sie sich ganz genau so verhalten, wie sie das nie wollten. Dieses Dilemma kennt Mütter- und Väterberater Philippe Häni aus seinem Beratungsalltag nur zu gut: «Manchmal werden in Stresssituationen eigene Prägungen wieder wach, und unter diesem Druck verhalten sich Eltern nicht mehr bedürfnisorientiert, auch wenn sie sich sonst viele Gedanken über ihre Erziehung machen.»

 

Für all diese Eltern – und auch für Grosseltern oder Fachpersonen – sind die beiden Filmabende gedacht, die im Kanton Bern von der Mütter- und Väterberatungsstelle durchgeführt werden. Sie gehen der grossen Frage nach, die alle Eltern beschäftigt: «Wie kann es gelingen, für die Kinder da zu sein und sie liebevoll zu begleiten?» Diesen Fragen begegnet Philippe Häni immer wieder.

 

Auch engagierte Eltern stolpern immer wieder

Und er erklärt Eltern dann immer, wie wichtig es sei, die Weichen schon früh zu stellen: «Mit einer guten Beziehung können sie ihre Kinder so begleiten, dass diese selbstbewusst und selbstverantwortlich heranwachsen.» Aber auch den engagiertesten Eltern legen sich unterwegs immer wieder Steine in den Weg – und auch die engagiertesten Eltern sind keine Übermenschen.

 

An den Filmabenden zeigen deshalb zwei sehr persönliche Dokumentarfilme des Regisseurs Domenik Schuster, wie er «die Irrungen und Wirrungen seiner eigenen Vaterschaft» erlebt. Er will darin zeigen, wie wichtig Nähe und bedürfnisorientierte Erziehung für Kinder sind – «und wie man sich dabei auch mal verlaufen kann», so heisst es in der Pressedokumentation.

 

Drohender Erziehungsautomat statt liebevoller Vater?

Vor allem, seit seine Kinder ihren eigenen Willen entdeckt haben, hat der Regisseur bei sich selbst erstaunt festgestellt, dass er sich in einen «Erziehungsautomat verwandelt, der seine Kinder unter Druck setzt, Drohungen ausspricht und Angst erzeugt, um ein bestimmtes Verhalten zu ändern».

 

Dieser Erziehungsautomat habe aber rein gar nichts mit dem Vater zu tun, der er eigentlich sein wolle. «Woher kommt dieser Erziehungsautomat?», fragt er deshalb. «Wie schlimm ist er wirklich? Und wie um alles in der Welt wird man ihn wieder los?»

 

Impulse, um eine eigene Haltung zu entwickeln

Patentrezepte, erklärt Mütter- und Väterberater Häni schon im Voraus, vermittle keiner der beiden Filme. «Aber sie geben Impulse und regen zum Nachdenken an – dabei ploppen viele Fragen auf, die helfen, eine eigene Haltung zu entwickeln.» Der erste Film «Good enough parents» ist für Eltern mit Babys und ganz kleinen Kindern gedacht, der zweite unter dem Titel «Liebe, Wut und Milchzähne» für Eltern mit Kindern zwischen zweieinhalb und fünf Jahren.

 

Nach dem Film findet jeweils eine Diskussion statt, moderiert von jemandem aus der Mütter- und Väterberatung. Dort werden Fragen und Anregungen aus dem Eltern-Alltag diskutiert, die dann im anschliessenden World Café noch weiterbesprochen werden können.

 

«Für Eltern, die eine stabile Beziehung möchten»

Die Filmabende seien für alle Eltern, die sich bewusst mit der Erziehung auseinandersetzen, fasst Philippe Häni zusammen: «Für Eltern, die Wege suchen, wie sie eine stabile Beziehung zu ihren Kindern aufbauen können.»

 

Nicht zuletzt hofft er, dass einige Eltern an diesen Filmabenden merken, dass das Angebot der Mütter- und Väterberatung über die ersten Babymonate hinaus offen ist: «Wir beraten Familien mit Kindern bis zum Kindergartenalter.»

 

[i] Chino Worb: «Good enough parents», (D/f) für Eltern mit Babys und Kleinkindern, heute Dienstag, 27. Februar 2024, 19.30 bis 21.45 Uhr, Eintritt frei

 

Chino Worb: «Liebe, Wut und Milchzähne»: (D/f) für Eltern mit Kindern im Alter von 21/2 bis 5 Jahren,  Donnerstag, 21. März 2024, 19.30 bis 21.45 Uhr, Eintritt frei


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Erstellt: 27.02.2024
Geändert: 27.02.2024
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