Worb - Schützenhilfe für neue Waldstrasse

Die Bauarbeiten für eine neue Waldstrasse im Richigengraben sorgen für Kritik. Nun versuchten die Verantwortlichen von Gemeinde und Kanton, die Gegner zu beschwichtigen.

Stephanie Jungo, Berner Zeitung BZ
Eingriffe in die Natur bewegen die Gemüter: Besonders hoch zu und her geht es bei Holzschlägen. So auch in Worb, wo momentan die Burgergemeinde Richigen den Wald beim Richigengraben erschliesst. Bestehende Wege werden dazu ausgebaut, und eine Strasse kommt neu hinzu. Besonders SP und Grüne stören sich am Vorhaben: Sie kündigten gestern an, gegen die überdimensionierten Waldwege vorgehen zu wollen (wir berichteten).

Wirtschaftszone Wald

Um die aufgekommenen Zweifel zu zerstreuen, luden die Gemeinde Worb und der Kanton zu einer Begehung der Baustelle ein. «Eigentlich ist es gut, wenn sich die Menschen für den Wald interessieren», sagt Philipp Mösch vom kantonalen Amt für Wald zu den Anwesenden. Doch oft gehe dabei vergessen, dass der Wald mehrere Funktionen erfüllen müsse. «Er dient nicht nur als Naherholungszone, sondern auch dem Gewässerschutz oder der Wirtschaft.»

Er sei nicht grundsätzlich gegen die Erschliessung des Waldstücks, meldet sich ein Mann daraufhin. Doch er zweifle daran, dass das Vorhaben wirtschaftlich sei. «Ist eine neue Strasse entlang des Waldrands wirklich eine effiziente Lösung?»

Mösch und Revierförster Hans-Jörg Habegger bejahen dies. «Wir haben im Vorfeld verschiedene Varianten geprüft», sagt Mösch. So, wie das Vorhaben nun umgesetzt werde, sei es auch wirtschaftlich am sinnvollsten.

Einige blieben skeptisch: «Lohnen sich diese Investitionen denn tatsächlich?» Mösch verweist auf die Subventionen, die der Kanton für das Vorhaben bezahlt. «Wir würden uns bestimmt nicht an den Kosten beteiligen, wäre das Projekt gemäss Kosten-Nutzen-Berechnung nicht auf der richtigen Seite.»

Insgesamt 70 Prozent der Kosten übernimmt der Kanton. Ursprünglich waren für das Vorhaben 95 000 Franken veranschlagt. «Wir rechnen aber damit, dass es deutlich günstiger wird», sagt Mösch. Dass der Kanton die Erschliessung von Wäldern unterstützt, habe einen guten Grund. «Um den Wald zu erhalten, braucht es die nötige Pflege.» Dazu gehöre ab und an auch ein Holzschlag. «So funktioniert eine nachhaltige Waldwirtschaft.» Doch wenn es keine Erschliessung gebe, würden diese Aufgaben vernachlässigt.

Wildromantischer Wald

Nicht alle Anwesenden gaben sich mit den Ausführungen zufrieden. Immer wieder wurden kritische Fragen aufgeworfen. Vom Schutz der Tiere und Pflanzen bis hin zum Gewässerschutz. Doch die Experten hatten auf jede Frage die passende Antwort. Nichtsdestotrotz waren am Schluss nicht alle überzeugt: «Die Projekte erscheinen immer logisch, wenn sie Fachleute erklären», wurde gesagt. Doch ob es dann wirklich so gut sei, könne man nicht wissen.

Auch eine der Anwesenden, die in der Nähe wohnt, hat ihre Meinung nicht geändert: «Ich finde immer noch, dass die Strasse überdimensioniert ist.» Es wäre schöner, wenn der Wald so «wildromantisch» belassen würde, wie er jetzt ist. «Wir sind schliesslich 20 Jahre lang gut so ausgekommen.»

Autor:in
Stephanie Jungo, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 06.04.2017
Geändert: 06.04.2017
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