Worb - Neuer Anlauf für den Ortsbus
Die Gemeinde Worb möchte einen Ortsbus, der die Quartiere Sonnhalde und Lindhalde besser ans ÖV-Netz anschliesst. Ein erster Anlauf vor bald 14 Jahren war im Grossen Gemeinderat am Widerstand der bürgerlichen Parteien gescheitert. Nun kann sich die Bevölkerung per Fragebogen zur Idee äussern.
Über einen Ortsbus, der insbesondere das Quartier Lindhalde im Osten von Worb besser an den öffentlichen Verkehr anbindet, wurde in Worb schon mehrmals diskutiert. Das letzte Mal ist allerdings schon eine Weile her: Im März 2009 lehnte der Grosse Gemeinderat (GGR) von Worb einen dreijährigen Versuchsbetrieb ab. "Zu teuer", "ein Wunschtraum", "ein Fass ohne Boden" - so hatten SVP, FDP und EDU damals argumentiert und die Vorlage des Gemeinderats versenkt.
Zwei Ringe über Sonnhalde und Lindhalde
Nun starten die Regionalkonferenz Bern-Mittelland RKBM und die Gemeinde Worb und einen neuen Versuch. Gemeinsam mit dem Amt für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination AÖV haben sie untersucht, wie ein Ortsbusangebot aussehen könnte. Das "Ortsbuskonzept Worb" empfiehlt die Einführung eines Ortsbusses, der in zwei Ringen die Quartiere Sonnhalde und Lindhalde mit dem Bahnhof Worb Dorf verbindet.
Verkehrsproblem im Worblental
Den Anstoss, die Idee wieder aufzunehmen, gab die "Korridorstudie Worblental" des Kantons, mit der die Defizite auf den Strassen von Ostermundigen bis Worb erhoben wurden. "Wir haben im Worblental ein Problem mit dem motorisierten Individualverkehr. Eine Möglichkeit, diesen zu reduzieren, ist, die Gegend mit dem ÖV besser zu erschliessen", erklärt Urs Thöni, Leiter der Worber Bauabteilung. Er sass als Vertreter der Gemeinde in der Begleitgruppe zur Studie, gemeinsam mit Vertreter:innen der kantonalen Behörden, der Regionalkonferenz und der ÖV-Betriebe Bernmobil, RBS und Postauto. Vorgeschlagen ist ein vierjähriger Versuch, während dem die Gemeinde einen Teil der Kosten selbst tragen muss. Wird der Bus gut genutzt, geht er danach ins reguläre ÖV-Angebot über.
3000 Pendler:innen verlassen täglich Worb
Geplant ist, dass der Bus vorerst nur von Montag bis Freitag und nur zu den Hauptpendelzeiten verkehrt: Morgens von 6 bis 9 Uhr, abends von 16 bis 20 Uhr. Im Halbstundentakt soll ein Kleinbus auf dem zweiteiligen Ringkurs insgesamt neun Haltestellen bedienen. Zielgruppe sind vor allem die sogenannten "Wegpendler:innen": Rund 3000 Personen verlassen täglich ihren Wohnort Worb, um anderswo zu arbeiten. Schätzungsweise 650 "Wegpendler:innen" wohnen in der Lindhalde und 250 in der Sonnhalde. Davon müssten sich rund 8 Prozent (Lindhalde) und 14 Prozent (Sonnhalde) mit dem Ortsbus auf den Arbeitsweg machen, damit der Bus nach der Versuchsphase weiterfährt.
Um diese Zahlen zu erreichen, müsse die Gemeinde das Angebot "angemessen kommunizieren", heisst es im Ortsbuskonzept. Dazu habe man sich noch keine konkreten Gedanken gemacht, so Thöni. "Ich denke, wenn der Bus dann fährt, sehen die Leute, dass es ihn gibt."
Versuch soll Ende 2025 starten
Der Zeitplan sieht vor, den Bus ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2025 in Betrieb zu nehmen. Allerdings muss er dazu noch einige Hürden nehmen. Die grösste dürfte die Abstimmung im Worber GGR über die jährlich 150'000 Franken Kostenbeteiligung sein. Wann es dazu kommt, ist noch nicht klar. Auch ob es dazu kommt, ist noch nicht garantiert und hängt davon ab, wie das Projekt in der Mitwirkung beurteilt wird.
[i] Finanzielles zum Ortsbus:
Der Betrieb des Ortsbusses kostet in der Versuchsphase 285'000 Franken pro Jahr, davon fallen 150'000 Franken auf die Gemeinde Worb. Wird der Betrieb danach weitergeführt, gehen die Kosten in die allgemeine ÖV-Rechnung über. Heute gibt die Gemeinde jährlich rund 1,5 Millionen aus für den ÖV. Selbst bezahlen müsste die Gemeinde den Bau der Haltestellen. Die Kosten dafür seien "erheblich", so Thöni. Für den Versuchsbetrieb sei aber geplant, sie mit einem Schild und einer Strassenmarkierung nur minimal zu signalisieren.
[i] Mitwirkung:
Die Mitwirkung zum Worber Ortsbus läuft per elektronischen Fragebogen. Auf der Website der Regionalkonferenz Bern Mittelland sind das Ortsbuskonzept und der Fragebogen verlinkt. Die Mitwirkung läuft bis am 6. Januar.