Worb - Gegner und Befürworter bringen sich in Stellung

Wie soll sich die Gemeinde in den nächsten 10 bis 15 Jahren entwickeln? Darüber entscheiden die Stimmbürger am 15. Mai. Gegen die neue Ortsplanung formiert sich jedoch auf breiter Front Widerstand.

Christian Liechti, Berner Zeitung BZ

Worb steht vor einer der wichtigsten Abstimmungen seit Jahren. Am 15.Mai entscheiden die Bürger über die Ortsplanung (OP) und damit darüber, wie sich ihre Gemeinde in der Zukunft entwickeln soll. Eine zentrale Frage steht im Raum: Kann Worb neues Bauland einzonen, damit neuen Wohnraum schaffen und schliesslich neue Steuerzahler zum Zuzug bewegen?

Der Widerstand gegen die Einzonung von neuem Bauland ist – wie in den meisten Gemeinden in der Agglomeration Bern – riesig. Ein Referendumskomitee sammelte gegen die neue Ortsplanung innert kürzester Zeit über 1000 Unterschriften. Daraus ist die Bewegung «Worb bleibt grün – Rüfenacht bleibt grün» entstanden. Auslöser für das Referendum sind die neuen Bauzonen in Rüfenacht, allen voran jene im Hinterhus. Das Gelände stellte sich schon früh als Problemzone heraus, so betreffen 26 der noch immer unerledigten 27 Einsprachen die Parzelle. Weil das Referendum ohne Volksvorschlag eingereicht wurde, geht es am 15.Mai um alles oder nichts.

Keine Begeisterung

Gegner und Befürworter der Ortsplanung haben sich für den Abstimmungskampf bereits in Stellung gebracht. Für die neue Ortsplanung will ein überparteiliches Komitee aus SP, FDP, EDU, EVP und «Worber Gwärb» kämpfen. Neben einem gemeinsamen Flyer haben drei der fünf Partner auch noch ein eigenes Flugblatt für die Ortsplanung kreiert. In den nächsten Wochen werden die Briefkästen in Worb also zigmal mit Abstimmungspropaganda gefüllt. Dies zeigt, dass bei der neuen Ortsplanung ein Jahr vor den Gemeindewahlen auch Parteiinteressen eine wichtige Rolle spielen.

SVP und Grüne stehen offiziell abseits. Sie machen weder im Pro- noch im Kontra-Komitee mit. In der Parlamentssitzung vom Februar, als die Ortsplanung im GGR beraten wurde, lobten die Grünen die Entwicklungspläne noch. Im Abstimmungskampf sind sie jetzt aber ruhiger geworden. «Grundsätzlich befürworten wir die OP06+», sagt Roland von Arx, Fraktionspräsident der Grünen, um aber gleich nachzuschieben, «jedoch nicht mit Begeisterung.» Mühe bekunde seine Partei besonders mit den zahlreichen Einzonungen in den Aussenorten. Einzig im umstrittenen Hinterhus mache es Sinn, neue Häuser und Wohnungen zu bauen. Denn Rüfenacht sei mit dem öffentlichen Verkehr hervorragend erschlossen.

SVP hofft auf zweite Runde

Die SVP hat sich bereits bei der Beratung im Gemeindeparlament gegen die OP ausgesprochen. Es ist davon auszugehen, dass die Parteibasis bei der Parolenfassung am 18.April ihrem Vorstand und der Fraktion folgt. Die SVP macht auch kein Geheimnis daraus, dass sie das Komitee «Worb bleibt grün – Rüfenacht bleibt grün» inoffiziell unterstützt. Geld fliesse jedoch keines, erklärt Parteipräsident Martin Wälti. Jedoch werde seine Partei bei den Stand- und Flyeraktionen Support leisten.

Die SVP stösst sich besonders am Verlust des Kulturlands. Durch die Neueinzonungen ginge zu viel Fruchtfolgefläche verloren. Sollten die Bürger am 15. Mai die OP ablehnen, will sich die SVP dafür einsetzen, dass der Gemeinderat so schnell wie möglich eine abgespeckte Version vorlegt. «Die neue Ortsplanung ist nicht von Grund auf schlecht», so Martin Wälti, «eine höhere Ausnützungsziffer und die Weilerzonen in den ländlich geprägten Aussenbezirken sind auch in unserem Sinn.»

Das Komitee «Worb bleibt grün – Rüfenacht bleibt grün» plant eine breit angelegte Plakatkampagne sowie Standaktionen in Worb und in Rüfenacht. Gemäss Komiteesprecherin Maja Weiersmüller sollen die Bürger vor der Zubetonierung des Kulturlandes gewarnt werden. Im Internet hat das Komitee zudem eine Homepage aufgeschaltet und eine Facebookgruppe eingerichtet. Bisher gefällt die Gruppe im sozialen Netzwerk 32 Personen; weitere dürften folgen.


Das will die neue Ortsplanung

Die Planung beinhaltet Umzonungen von insgesamt 11 Hektaren in Worb Dorf, Rüfenacht und den anderen Aussenorten. Der Kanton würde eine Fläche von 18,6 Hektaren erlauben. Das will die neue Ortsplanung erreichen:

- Bestehende Bauten sollen besser genutzt werden (höhere Ausnützungsziffer, kleinere Grenzabstände).

- Die Landschaft mit Wäldern, Bachläufen, markanten Einzelbäumen und Hecken soll erhalten und geschützt werden.

- Neues Land soll eingezont werden, damit neue Häuser entstehen können.

- Neue Einzonungen liegen primär in Gebieten, die durch den

- öffentlichen Verkehr gut erschlossen sind. Ein Beispiel dafür ist die Einzonung im Hinterhus.

- Die Zahl der Einwohner soll steigen.

- Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben oder deren Zahl gar gesteigert werden.

Am 15. Mai stimmen die Bürger über den Zonenplan Siedlung, den Zonenplan Landschaft und über das Baureglement ab. Das Parlament genehmigte die Pläne mit 26 zu 9 Stimmen.


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Erstellt: 12.04.2011
Geändert: 12.04.2011
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