Worb - Ein alter Bahnhof mit bunten Bildern

Peter Merz erzählt voller Begeisterung von seinem Malatelier: Nach der sanften Aussenrenvoation sei der Bahnhof Worb SBB endgültig zum Bijou geworden.

Stephan Künzi / Berner Zeitung BZ

Einmal den Hebel ziehen – und flugs macht der Drehteller eine halbe Runde. Wer immer schon mal gerne die Rolle des Billette verkaufenden Bähnlers erlebt hätte, ist bei Peter Merz im alten Bahnhof Worb SBB richtig.


Der pensionierte Kommunikationschef der SBB hat sich im 150-jährigen Gebäude häuslich niedergelassen. Er hat Wände gestrichen, Böden neu verlegt – und vor allem den alten Billettschalter erhalten.

Mit dem originalen Plattenboden in der kleinen Schalterhalle zum Bahnhofplatz hin. Mit dem originalen Korpus im Büro des Schalterbeamten und den originalen Anschriften an den Schubladen, die nach wie vor den richtigen Ort der «Fahrplänli» und «Kontrollmarken» kennzeichnen. Und eben mit dem originalen Drehteller, der das Billett unter der trennenden Glasscheibe hindurch vom Beamten zum Kunden und das Fahrgeld vom Kunden zum Beamten beförderte.

Dabei ist der Schalter eigentlich gar nicht das, was Peter Merz seinen Besuchern zeigen will. Vor drei Jahren hat er den alten Bahnhof von den SBB zur Miete übernommen und ihn in eine Galerie mit Atelier verwandelt. Seither reist er fast täglich von Trubschachen, wo er zu Hause ist, her und malt an seinen Bildern. Hin und wieder öffnet er die Türen für eine Ausstellung – so, wie auch wieder an diesem Wochenende.

Dennoch kommt der Bähnler, der er zeitlebens war, immer wieder in ihm hoch. Zwar liess er sich nach der Schule erst zum Schriftsetzer ausbilden und besuchte später die Kunstgewerbeschule. Weil sein Vater und sogar schon sein Grossvater bei der Bahn waren, schien sein Weg aber vorgegeben zu sein. So stiess er als 30-Jähriger zur Werbeabteilung der SBB, nach 10 Jahren wechselte er in die Kommunikation.

Auch in der aktuellen Ausstellung ist sein Thema allgegenwärtig. Im ehemaligen Wartsaal, wo die alte Sitzbank noch immer zu einer Pause einlädt. Im ehemaligen Stellwerk, wo die alte Store mit den kleinen Lamellen noch immer vor der Sonne schützt.

Und schliesslich gar oben, in der ehemaligen Wohnung, wo er malt: Direkt bei seiner Staffelei steht ein umgebautes Minibuffet. Die Schubladen mit den vielen nützlichen Malutensilien scheppern noch immer vor wie zu den Zeiten, in denen Angestellte das Gefährt mit Kaffee, Gipfeli und vielen anderen Kleinigkeiten von Abteil zu Abteil stiessen.

Ein Bijou sei das Bahnhofgebäude geworden, schwärmt Peter Merz. Er denkt dabei nicht nur an seine Arbeiten im Innern, die ihn ein paar Tausender sowie fünf Wochen Arbeit gekostet haben. Sondern ebenso an die SBB, die letztes Jahr mit einer sanften Renovation nachgezogen haben. Ein neuer Anstrich verleiht der Fassade ein frisches Aussehen.

Das Postauto fehlt noch

Peter Merz verliert doch noch ein paar Worte zu seinen Bildern, die mit ihren kräftigen Farben an die Pop-Art-Kultur erinnern. «Ich sehe die Welt halt anders, nicht einfach schwarzweiss oder grau», stellt er fest.

Um vor einem aktuellen Werk doch wieder auf seine Leidenschaft zurückzukommen: Im Auftrag des Bundesamts für Verkehr malt er gegenwärtig an einem Vierteiler. Das Bild zeigt jedes Verkehrsmittel in einer anderen Jahreszeit, die Eisenbahn, das Schiff, die Luftseilbahn – und bald auch das Postauto.

[i] Ausstellung im Bahnhof Worb SBB, noch heute und morgen, von 14 bis 18 Uhr.

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Erstellt: 10.11.2012
Geändert: 10.11.2012
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