Worb - "Bund" und BZ verlangen Konsequenz

In ihren Kommentaren zum Ausgang der Worber Wahlen zeigen sich "Der Bund" und die "Berner Zeitung BZ" skeptisch, was das Funktionieren des gewählten Gemeinderats angeht. "Der Bund" verlangt unmissverständlich den Verzicht von Peter Hubacher (SVP), Guy Lanfranconi (FDP) und Hanspeter Stoll (FDP) auf ihre Sitze.

Res Reinhard, res.reinhard@bern-ost.ch
Herbert Rentsch, "Berner Zeitung BZ": Die Gegner müssen verzichten
 

Die Rechnung ist nicht aufgegangen. Worbs grosse Parteien haben vergeblich versucht, Gemeindepräsident Niklaus Gfeller aus dem Amt zu drängen. Sein Rückhalt im Volk war zu gross. Trotz engagiertem Wahlkampf fehlten Jonathan Gimmel 300 Stimmen.

 
Für den Wahlkampf hatten SP, SVP und FDP gemeinsam Gimmel portiert. Zugleich stellten sich die vier Gemeinderäte Hanspeter Stoll (FDP), Guy Lanfranconi (FDP), Jürg Kaufmann (SP) und Peter Hubacher (SVP) geschlossen hinter Gimmels Kandidatur und kritisierten Gfellers Amtsführung. Von vielen wurde dies als Affront gegenüber dem Gemeindepräsidenten empfunden. Sicher gab es deswegen Protestwähler, die für Gfeller einlegten.
 
Die vier Ratskollegen und auch Gimmel haben hoch gepokert – und verloren. Jürg Kaufmann wurde abgewählt. Gimmel, Stoll, Lanfranconi und Hubacher dagegen haben die Wiederwahl geschafft. Es ist jedoch schwer vorstellbar, wie unter diesen Bedingungen ein Gemeinderat als Kollegium funktionieren soll. Und wie die vier Abtrünnigen nach ihrer Kritik gegenüber Gfeller je wieder mit ihm zusammenarbeiten können.

Fazit: Konsequent wäre nun, wenn die vier Gemeinderäte auf ihre Sitze verzichten würden. So bestünde die Chance, dass sich das politische Klima in Worb endlich verbessert.


Simona Benovici, "Der Bund": Jetzt ist Konsequenz gefragt
 
Er hatte nicht die besten Karten, um wiedergewählt zu werden, und doch: 53,9 Prozent der Worber Wähler haben Gfeller ihre Stimme gegeben und ihn im Amt bestätigt. Dem bisherigen Gemeindepräsidenten gelang es damit nicht nur, seinen Herausforderer Jonathan Gimmel (SP) um 299 Stimmen zu distanzieren, sondern auch der breiten Allianz aus SP, FDP, SVP und Worber Gwärb die Stirn zu bieten. Diese hatten im Wahlkampf gegen eine zweite Legislatur von Gfeller votiert.
 
Die drei Grossparteien machten bereits vor der heissen Phase der Kampfwahl keinen Hehl daraus, dass sie auf Gfeller als Gemeindeoberhaupt keine grossen Stücke halten: Im April wurde Gfeller auf Drängen von SP, FDP und SVP das Planungsdepartement entzogen. Im Juni legten die drei Parteien Gfeller den Rückzug seiner Kandidatur nahe. Im August sodann vollzogen sogar die Gemeinderäte Hanspeter Stoll (FDP), Guy Lanfranconi (FDP), Peter Hubacher (SVP) und Jürg Kaufmann (SP) offen den Bruch mit Gfeller. Die vier Gemeinderäte kündeten ihm das Vertrauen auf – und machten deutlich, dass für sie eine Zusammenarbeit mit Gfeller als Chef keine Option mehr ist.
 
Mit der jetzigen Ausgangslage finden sich die wiedergewählten SP-, FDP- und SVP-Gemeinderäte in einer misslichen Lage. Sie, die betont haben, dass Vertrauen, Transparenz und ein politisches Miteinander Grundvoraussetzungen für eine funktionierende Gemeinde sind, stehen nun mit dem Rücken zur Wand. 

Den tiefen Graben, den sie zwischen sich und Gfeller haben aufreissen lassen, bleibt bestehen. Können die Verlierer von SP, FDP und SVP jetzt einfach über jegliche Animositäten hinwegschauen? Wahrscheinlich nicht.

Die Chance, dass sich die Gemeinderäte angesichts der unschönen Ereignisse der Vergangenheit wieder zusammenraufen, ist gering. Sie, die im Sinne eines Neuanfangs einen Wechsel in der Gemeindeführung herbeiführen wollten, müssen sich jetzt ernsthaft überlegen, ob sie die Wahl unter diesen Voraussetzungen annehmen und ihrem Amt gerecht werden können. So oder so: Jetzt ist Konsequenz gefragt.

Autor:in
Res Reinhard, res.reinhard@bern-ost.ch
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Erstellt: 26.11.2012
Geändert: 26.11.2012
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