Wichtrach - Von einst sieben Restaurants sind nur noch vier offen

Das kann schon Beizensterben genannt werden: Von sieben Restaurants im Dorf sind bald nur noch vier geöffnet. Anstelle der Linde könnte dereinst wieder eine Beiz entstehen.

Laura Fehlmann, Thuner Tagblatt

Die Pizzeria Romano an der Stadelfeldstrasse ist die letzte von drei Beizen, die in Wichtrach dichtgemacht haben. Inhaber Mehmet Öz hat im April Konkurs angemeldet, im Juni war Schluss. Seit Wochen stehen die Gartenstühle zugedeckt in einer Ecke der Terrasse. Das Telefon läutet, aber niemand geht ran. Gemäss Angaben auf der Website sollte diese Pizzeria täglich offen sein. Aber sie ist wegen Konkurses geschlossen.

 

Damit reiht sich das Lokal ein in die Serie von etwa fünf Gastrobetrieben, die im Erdgeschoss des Mehrfamilienhauses an der Stadelfeldstrasse 21 eröffnet und wieder geschlossen haben. Daraus zieht Gemeindepräsident Hansruedi Blatti folgenden Schluss: «Diese Lage in einem Wohnquartier ist alles andere als optimal. Ob hier jemals wieder jemand wirten wird, ist offen.»

 

Blatti hat gehört, dass in den Räumlichkeiten der ehemaligen Pizzeria eine Wohnung eingebaut werden könnte. Damit würde der Block zu einem reinen Wohnhaus. Aber bis jetzt wurde noch kein Baugesuch eingereicht.

 

Linde seit drei Jahren leer

 

2011 ist das Restaurant Linde auf behördliche Verfügung hin geschlossen worden. Der Grund: Der Pächter hatte kein Wirtepatent und unternahm nichts, um zu einem solchen zu kommen. 2012 ging das langsam verlotternde Restaurant in Besitz der Swisscarwash SA über (wir berichteten). Seither ist das gemäss Denkmalpflege «erhaltenswerte» Haus am Dorfplatz 1 ungenutzt, der ist Parkplatz leer.

 

Ein Mitbesitzer der Swisscarwash SA, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, verrät seine längerfristigen Pläne: Nicht etwa eine Autowaschanlage, sondern «bezahlbare Alterswohnungen, ein Einkaufszentrum und ein Restaurant» möchte er in der Linde einbauen. Bis es allerdings so weit ist, dürfte es noch eine Weile dauern, denn: «Leider blockiert der kantonale Denkmalschutz solche Projekte. Wir kommen im Moment keinen Schritt weiter», klagt der Mann. Wenigstens stehe die Gemeinde seinen Plänen positiv gegenüber.

 

Derzeit arbeiten drei verschiedene Architekten Möglichkeiten aus, wie und was auf der Linde-Parzelle gebaut werden und mit den Ansprüchen der Denkmalpflege vereinbar sein könnte.

 

Stockeren schliesst bald

 

Das Restaurant Stockeren am Stockerenweg 2 ist der dritte Wichtracher Gastrobetrieb, der demnächst seinen Betrieb einstellen wird. Ende Juli wird das Wirtepaar Silvia und Kurt Rothenbühler das Restaurant schliessen und nach fast neun Jahren wegziehen. Das Haus wird abgerissen. An seiner Stelle werden zwei Mehrfamilienhäuser mit je sieben Wohnungen erstellt. Rothenbühler wird eine Stelle als Koch antreten.

 

«Nicht besonders viel»

 

Somit werden im Dorf noch vier Restaurants verbleiben: das Bahnhöfli, der Löwen, das Kreuz und der Sagibach. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl von gut 4100 Personen seien vier Beizen nicht besonders viel, meint Gemeindepräsident Hansruedi Blatti und vergleicht mit anderen Gemeinden der Region Aaretal, beispielsweise mit Seftigen. Dort stehen den fast 2000 Einwohnern fast viermal so viele Lokale zur Verfügung wie in Wichtrach. Darunter auch zwei Pizzerias.


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Laura Fehlmann, Thuner Tagblatt
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Erstellt: 03.07.2014
Geändert: 03.07.2014
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