Wichtrach - Produktionsmängel schuld an Notlandung

Die Unter­suchung zu einer Helikopter­notlandung im Aaretal 2013 brachte Konstruktionsmängel bei diesem Helityp zutage.

hus, Berner Zeitung BZ
Die Probleme begannen auf dem Rückflug. Der Flugschüler und sein Lehrer bewegten sich vom Berner Oberland in Richtung ­Basis Bern-Belp. Sie machten noch Landeübungen, als es einen Knall gab. Danach roch es im Cockpit wie beim «Einsatz einer Trennscheibe auf Metall», wie es im Schlussbericht der Schwei­zerischen Sicherheitsunter­suchungsstelle (Sust) heisst. Der Fluglehrer übernahm das Steuer und landete den Helikopter sicher. Anzeigen und Steuerung funktionierten normal.

High Noon über Wichtrach

Der Fluglehrer öffnete die Verschalung zum Motorraum und kontrollierte alles, stellte aber keine Auffälligkeiten fest. Er telefonierte mit einem Mechaniker in Belp und überprüfte weitere Teile. Weil er einen abgenützten Zahnkranz entdeckte, kam der Mechaniker selbst vor Ort.

Es folgten weitere Tests und zwei Kontrollflüge. Der Geruch trat zwar wieder auf, wurde aber auf eine angesengte Beschichtung des Schaumstoffs zurückgeführt. Schliesslich wurde entschieden, mit dem Helikopter nach Bern-Belp zu fliegen.

Kurz nach Mittag an diesem 13. Juli 2013 hob der Helikopter im Eriz ab. Zwischen Wichtrach und Münsingen begann das Unheil: Geruch im Cockpit, gräulicher Rauch aus dem Motor, ein ratterndes Geräusch, Vibrationen, Aufleuchten der Warnlampe und schliesslich der Ausfall des Motors. Der Fluglehrer konnte den Heli im Gebiet Neuhaus notlanden. Die Besatzung blieb unverletzt, der Heli vom Typ Cabri G2 war schwer beschädigt.

Um die Ursache herauszufinden, hat die Sust das fragliche Teil im Kühlsystem, ein Gebläserad, untersucht und einer materialtechnischen Prüfung unterzogen. Die Experten fanden heraus, dass die Konstruktion des Gebläserads für die auftretende Belastung ungenügend war und ein einzelner Bestandteil Produktionsfehler aufgewiesen hatte.

Im Schlussbericht der Sust heisst es weiter, dass die vom Hersteller in ihren Service-Bulletins publizierten Massnahmen nicht ausreichend seien, «um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten».

Massnahmen unterlassen

In ihrem Bericht kritisiert die Sust neben dem Hersteller des Helis auch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (Easa). Obwohl Anfang 2014 erste Ergebnisse der Untersuchung vorlagen, seien keine Massnahmen bezüglich des einzelnen Bestandteils getroffen worden, das sei unverständlich. Im Sommer 2014 kam es in Schweden zu einem praktisch identischen Zwischenfall.

Die Sicherheitsempfehlung der Sust an die Easa ist unmissverständlich: Die Agentur solle sicherstellen, dass der Hersteller das Kühlsystem in diesem Helityp sofort überprüft, Massnahmen trifft und ein Inspektionsprogramm erstellt.

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hus, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 21.10.2016
Geändert: 21.10.2016
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