Wichtrach - Dem Wasser auf der Spur

Der neue Hochwasserschutz im Gebiet Gansgraben in Wichtrach besteht seit Mai. An der Begehung der SVP Wichtrach konnten Interessierte einen Blick darauf werfen.

Simon Zurbrügg, Berner Zeitung BZ
«Es sieht fast wie im Berner Oberland aus», erklärt Hansruedi Blatti (FDP). Tatsächlich, der Geschiebesammler, der sich über dem Wichtracher Gansgrabenbach erhebt, könnte ebenso Brienz zieren. Gemeindepräsident Hansruedi Blatti steht auf einem massiven Betonriegel. Zwei Rechtecke durchschneiden das Bauwerk oben und unten. Davor ragen Stahlträger in die Höhe. Die über 30 Teilnehmer an der Führung malen sich aus, welchen Kräften der Hochwasserschutz bei einer Jahrhundertflut trotzen muss. Im Hintergrund rauscht friedlich der Bach .

Wasserpegel stieg an

«Der Geschiebesammler soll Baumstämme, Sträucher und Geröll aufhalten, damit das Abflussrohr frei bleibt», sagt Blatti, der die Begehung leitet. Organisiert hat die SVP Wichtrach den Anlass. Der Zeitpunkt passt: Der regenreiche Frühling hat die Bachpegel steigen lassen, die erste Etappe des neuen Hochwasserschutzes ist beendet. Bis Ende 2017 sollen beim Lausegraben und Talibach die restlichen Bauten entstehen, darunter drei Rückhaltebecken. Die Kosten von 9,9 Millionen Franken tragen zu je rund einem Drittel Bund, Kanton und Gemeinde.

Bei der Fassung hält der Sammler Schlamm auf. Das Abflussrohr verfügt über einen Durchmesser von einem Meter, was einer Zunahme von 40 Zentimetern entspricht. «Die Kapazität verdoppelt sich, da die Fläche und nicht der Durchmesser massgebend ist», erklärt Blatti. Ob die Planer das Wasserstauverhalten in einem Modell simuliert hätten, fragt ein Anwesender. Nicht eins zu eins, sondern mit Simulationsrechnungen, so die Antwort.

Feuerweiher braucht Wasser

Unterhalb der Oberdorfstrasse tritt das Wasser erneut zutage. «Diese Stelle hat für rauchende Köpfe gesorgt», berichtet Hansruedi Blatti. Denn Gemeinde und Anwohner hätten den 20 Meter langen Abschnitt gerne gedeckt. «Bund und Kanton stellten sich dagegen.» Es ist gesetzlich nicht erlaubt, Bäche zu deckeln, wo sie oberirdisch fliessen. Nun kommen die Herausforderungen zur Sprache, die beim Bauen aufgetreten sind.

So tauschte sich die Gemeinde beim Wagnerweg mit den Anwohnern aus, weil das Abflussrohr dort bei privaten Grundstücken durchführt. Beim Chäsereiweg galt es, sicherzustellen, dass der Feuerweiher stets genug Wasser hat. Strassensperrungen gaben zu reden. Die Bauarbeiter stiessen auf TV-, Telefon-, Strom- oder private Wasserleitungen, die mal richtig, mal falsch, mal gar nicht eingezeichnet waren.

«Die Leute haben ein Anrecht darauf, zu sehen, was verbaut worden ist», begründet Hansruedi Bach­ofner, Präsident der SVP Wichtrach, die Motivation für die Begehung. Bevor sie beim Schulhaus am Bach endet, wo sich Baustellenfotos begutachten lassen, stoppt die Gruppe beim Lochweg. Hier finden sich eine Öffnung mit Froschtreppe – und ein Übergang zu einem 60 Zentimeter dicken Rohr, das in die Giessen führt.

Ist die Rohrkapazität überlastet, tritt das Hochwasser durch die Öffnung auf die Überflutungsfläche. Betroffene Landwirte erhalten dann eine Entschädigung. «Hoffentlich tritt dieser Fall möglichst selten ein», wünscht sich Blatti.

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Simon Zurbrügg, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 20.06.2016
Geändert: 20.06.2016
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