Walkringen - Reisen wie zu Zeiten der EBT
Mit ihrem Reisedienst haben Greti und Peter Streit ein Stück EBT bewahrt. Mittlerweile organisieren sie die Ausflüge auf eigene Rechnung.
Stephan Künzi, Berner Zeitung BZ
Diese Reisen gehören zu den Erinnerungen an die alten Zeiten der Emmental-Burgdorf-Thun-Bahn (EBT). Zwar waren sie auch unter dem Regionalverkehr Mittelland (RM) und sogar noch in den ersten Jahren der BLS fester Bestandteil dessen, was die Bahn vor Ort bot. Doch mittlerweile ist die BLS im Emmental richtig angekommen – und plötzlich war im Unternehmen kein Platz mehr für den Reisedienst von Greti und Peter Streit im Bahnhof Walkringen.
Das war vor anderthalb Jahren, doch die zwei wollten nicht klein beigeben. Kurzerhand beschlossen sie, auf eigene Rechnung weiterzumachen. So wurde aus dem Reisedienst EBT, RM und zuletzt BLS der Reisedienst Streit, und die Leute schätzen es: 270 Personen kamen mit an den Bodensee, als Greti und Peter Streit am Wochenende auf 35 Jahre Reisetätigkeit zurückblickten. Sie taten dies in einem alten EBT-Pendelzug in den Farben Grün und Creme. «Als wir anfingen, gehörten diese Fahrzeuge zum Alltag», sagt Peter Streit.
Defizitärer Start
Über 20 Reisen organisieren Peter und Greti Streit im Jahr, meist Tagesausflüge, ab und zu auch Ferienwochen. Dass solche Angebote im harten Reisemarkt kein Zuckerschlecken sind, haben die zwei im ersten Jahr ihrer Selbstständigkeit bereits erfahren. Zu sehr schwankte die Nachfrage: «Wir haben 2000 Franken Defizit gemacht», so Peter Streit.
Warum die beiden trotzdem nicht aufgeben? Und neben dem wirtschaftlichen Risiko gar noch weitere finanzielle Einbussen hinnehmen? Immerhin hat Peter Streit vor anderthalb Jahren sein Pensum reduziert. Früher war er bei der BLS vollzeitlich im Verkauf angestellt und konnte einen Teil des Pensums für den Reisedienst aufwenden. Heute arbeitet er noch zu 70 Prozent bei der BLS – «unsere Leute sind sehr dankbar», gibt er zur Antwort. Als bekannt geworden sei, dass die BLS den Reisedienst aufgeben wolle, seien viele, vor allem ältere Kunden sehr enttäuscht gewesen. Sie hätten Angst gehabt, kaum mehr von Haus zu kommen. Und: «Ein Hobby darf schliesslich etwas kosten.»
Ans Hafenkonzert
Unvermittelt leitet Peter Streit in die Anfänge seines Reisedienstes zurück. Er erzählt, wie er als junger Bauer 1977 die erste Reise ins Verkehrshaus Luzern organisierte. Dabei kam ihm zustatten, dass er den damaligen Bahnhofvorstand in Heimberg kannte. Es folgte die erste Extrafahrt ans legendäre Hafenkonzert am Bodensee. Dass auf Anhieb 240 Leute mitkamen, weckte das Interesse der damaligen EBT-Direktion. Mit ihrem Segen baute er den Reisedienst auf, derweil die SBB ähnliche Angebote schon wieder zurückfuhren.
In der gleichen Zeit sattelte Peter Streit beruflich um und machte bei der EBT eine Lehre. Er übernahm den Bahnhof Walkringen und führte diesen, bis der Schalter 2005 mangels Umsatz zuging. Schon damals sprangen die beiden in die Bresche. Greti Streit führte den Billettverkauf fortan auf eigene Rechnung weiter – bis heute.
[i] Weitere Infos unter www.rdsw.ch.
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