Walkringen - Kathrin Schneider «höchste» Berner Bio-Bäuerin

Seit einem Jahr präsidiert Kathrin Schneider die Organisation «Bärner Bio Bure». Es ist die zweitgrösste Sektion innerhalb der Bio-Suisse und vielfältig wie der nationale Verband selbst.

Bruno Zürcher / Wochen-Zeitung
Es ist ein typischer Emmentaler Bauernhof, jener namens Enetbiglen, etwas ausserhalb von Walkringen. Das bewirtschaftete Land ist zum Teil steil, im Stall stehen 18 Milchkühe, vor dem Haus sonnen sich die Katzen. Kathrin und Andreas Schneider sowie ein Lehrling bewirtschaften den Hof nach biologischen Richtlinien. Vor 15 Jahren haben sie auf Bio umgeschwenkt.

Kathrin Schneider unterrichtet als Primarlehrerin und gehört weiter dem Gemeinderat Walkringen an. Seit Januar 2010 amtet sie als Präsidentin der «Bärner Bio Bure», zuvor hatte sie im Vorstand mitgewirkt. Der Mitgliederorganisation gehören rund 1100 bernische Bauernfamilien an, die nach biologischen Richtlinien produzieren.

Wochen-Zeitung: Frau Schneider, seit gut einem Jahr muss alles Futter, das Bio-Bauern ihren Tieren geben, biologisch hergestellt sein. Einige drohten deswegen mit dem Ausstieg.
Kathrin Schneider: Diese Regelung sorgte vor allem im Oberland und im Emmental für Probleme, weil höher gelegene, stotzige Betriebe kaum selber Futtergetreide, Kartoffeln oder Rüben anbauen können. Die Bauern mussten wählen zwischen Bio-Futter und dadurch hoher Glaubwürdigkeit oder dem Ausstieg. Insgesamt sind weniger Bio-Bauern ausgestiegen als wir erwartet hatten.

Wie haben Sie das Problem auf Ihrem Betrieb gelöst?

Wir bauen Gerste an, die dann zu Futter verarbeitet wird. Weiter werden die Kartoffeln, die nicht als Speisekartoffeln verkauft werden, den Tieren gefüttert. Ergänzendes Futter kaufen wir zu.

Was sind die Hauptaufgaben der Organisation «Bärner Bio Bure»?

Wir stellen für Bio-Suisse die Verbindung zur Basis her. Dabei können wir beispielsweise zu geplanten Änderungen der Produktionsrichtlinien von Bio-Suisse Stellung nehmen.
Wobei es manchmal gar nicht so einfach ist, sich auf einen Nenner zu einigen.

Was erschwert die Meinungsfindung?

Die «Bärner Bio Bure» sind sozusagen eine kleine Bio-Suisse. Wir vereinen Seeländer Gemüsebauern, Oberaargauer Obstproduzenten und Emmentaler Milchbauern. Hinzu kommt, dass die Richtlinien immer komplexer werden.

Sind Bio-Produkte wirklich besser?

Ich bin überzeugt, dass der Kunde einen Mehrwert erhält, wenn er Bio-Produkte einkauft. Dieser Meinung waren – als wir den Betrieb umstellen wollten – offenbar auch ein paar Mäuse: Wir lagerten damals in unserem Keller konventionelle und gleichzeitig Bio-Saatkartoffeln. Die Mäuse haben nur die Bio-Kartoffeln angeknabbert (lacht).

Beispielsweise Getreide für Mehl wird in der Schweiz zu wenig angebaut und aus diesem Grund importiert. Ist das noch bio?

Wir versuchen Bauern zu überzeugen, vermehrt Getreide und Gemüse zu produzieren, um möglichst wenig importieren zu müssen. Lebensmittel tausende von Kilometern zu transportieren finde ich nicht sinnvoll. Ich kaufe lieber ein IP-Suisse-Rüebli aus dem Seeland als ein Bio-Rüebli von irgendwoher. Zumal im Ausland teils nach anderen Richtlinien produziert wird als hier für das «Knospe»-Label.

Was ist die grösste Differenz?

In der Schweiz ist ein Betrieb entweder ganz oder gar nicht bio. Im Ausland können einzelne Betriebszweige biologisch geführt werden. Das ist unserer Meinung nach nicht konsequent.

Auch wenn Bio-Produkte in der Schweiz gefragt sind, handelt es sich lediglich um eine Nische.

Der Bio-Markt der Schweiz wächst zwar, ist aber immer noch eine Nische. Die Schweiz als reines Bio-Land sehe ich persönlich weniger.

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Erstellt: 17.02.2011
Geändert: 17.02.2011
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