Von Handwerk, Güggeln und Bier: Reto Eberhard braut auf dem Schwand ausgefallene Sorten
Statt auf ein Sockenabo setzt er auf ein Bierabo. Seit einem halben Jahr stellt Reto Eberhard in der Bierwerkstatt Eberhard auf dem Schwand in Münsingen Bier her und überrascht dabei mit ungewohnten Inhaltsstoffen.
„Ich finde es spannend, Sachen zu verwenden, die man so nicht im Bier vermutet“, sagt Reto Eberhard. Der 32-Jährige steht in der ehemaligen Autogarage auf dem Schwand neben einem silbernen Braukessel. Während er spricht, taucht er eine Holzkelle in die im Kessel enthaltene Maische. Der hohe Raum mit den weiss gefliesten Wänden füllt sich langsam mit einem angenehm malzigen Duft.
Ein Federvieh als Namensvetter
Seit Februar diesen Jahres braut Eberhard hier die Biere, deren Namensgeber er ist. Und auf dessen Etikett ein Güggel zu sehen ist. Wenn auch nicht irgendeiner. „Bei der Arbeit auf einem Biohof fanden die Besitzer, ich würde einem der Güggel ähnlich sehen“, erinnert sich der Jungunternehmer lachend. Das Federvieh wurde auf den Namen Eberhard getauft und für ein Hoffest wurden erstmals Bierflaschen mit einem passenden Logo hergestellt.
Nach einigen Jahren, in denen der Gümliger bei sich zu Hause Bier braute, brachte ihn ein Jobwechsel Anfang des Jahres dazu, die Idee wieder aufzunehmen. Eine Freundin setzte das Logo neu um und Reto Eberhard mietete besagte Autowerkstatt auf dem Schwand. „Ich brauche etwas, das ich selber herstelle“, benennt der Sozialpädagoge den willkommenen Ausgleich zu seiner 60-Prozent-Anstellung.
Eigener Hopfen als Option
Bei der Herstellung verzichtet er denn auch auf alles Industrielle. Nachdem die Maische die drei Temperaturstufen durchlaufen hat, schöpft er diese mit einem Maischebecher von einem Kessel in den nächsten. Und auch abgefüllt und etikettiert wird von Hand. „Die Ganzheitlichkeit ist mir wichtig“, erklärt der gelernte Polymechaniker. Und während er die Stammwürze misst und das Resultat auf einem Blatt vermerkt, verrät er mit einem Schmunzeln: „Ich spiele deshalb mit dem Gedanken, selber Hopfen anzubauen.“
Erst einmal beschränkt er sich jedoch darauf, bei der Auswahl der Zutaten auf gute Qualität zu achten und regelmässig auch ausgefallene Kreationen anzugehen. So sind neben den drei Hauptbieren – die „süffig, aber mit spezieller Note sind“ – bereits Spezialbiere etwa mit Salbei oder Holunder vom Biohof Obereichi oder mit Tee des Berner Teegeschäfts Länggasstee entstanden. „Ich möchte den Abonnenten immer wieder etwas Neues bieten“, spricht Eberhard das von ihm angebotene Bierabo an. Rund 40 Personen haben sich dafür bereits angemeldet und erhalten so alle zwei Monate eine Auswahl des Gebrauten.
Gärung läuft in der Flasche weiter
Bis zu 300 Liter Bier stellt Reto Eberhard in der Bierwerkstatt aktuell monatlich her. „Ich habe das Glück, dass kleine Brauereien aktuell boomen.“ Ohne gross Werbung zu machen, kämen die Leute auf ihn zu. Eine Vergrösserung sei deshalb gut möglich. „Das handwerkliche Brauen möchte ich jedoch auch dann beibehalten“, erklärt er. Und auch wenn er sich in den vergangenen Jahren einiges an Wissen angeeignet hat und beim Brauen vieles berechnet werden kann. Vor Überraschungen ist auch er nicht gefeit. „Das Spannende ist, dass das Bier in der Flasche weiterlebt – im besten Fall, wie geplant“, sagt er mit einem Lachen.
[i] Die Bierwerkstatt Eberhard ist am 26. und 27. August im Rahmen des Tags der offenen Tür auf dem Schwand-Areal geöffnet. Weitere Informationen im News-Bericht „Münsingen – Tag der offenen Tür auf dem Schwand-Areal“ sowie im Veranstaltungseintrag auf BERN-OST…