Von Alterswohnungen bis Gastronomie: Rubigen plant die Zukunft des Krone-Areals
An die hundert Interessierte begrüsste Gemeindepräsident Daniel Ott Fröhlicher am Dienstagabend in der Aula in Rubigen. Sie wollten sich über die Entwicklung des «Krone»-Areals informieren lassen. Roger Eberhard, der das Projekt begleitet, versprach: «Heute Abend lassen wir die Katze aus dem Sack.»
Klar war, die Krone Rubigen muss sich weiterentwickeln. Für die Weiterentwicklung des Areals standen vier Themen zur Debatte: Gastronomie, Wohnen, Gewerbe und Freizeit. Seit Februar 2023 haben sich vier Arbeitsgruppen intensiv mit je einer dieser Nutzungsoptionen auseinandergesetzt.
Diese Woche präsentierten sie ihre Erkenntnisse an einem Info-Anlass. Wie es Roger Eberhard von der Reflecta AG formulierte: Die Katze wurde aus dem Sack gelassen.
Idee Wohnen
Als erstes stellte Franziska Woodtli das Nutzungskonzept ihrer Gruppe vor: Diese hatte sich über mögliche Alterswohnungen schlau gemacht. Umfragen hätten gezeigt, dass das Bedürfnis nach Alterswohnungen schon lange vorhanden sei, sagte sie.
«Wir haben das Angebot und die Nachfrage auch in der Region abgeklärt: Es gibt keinen Leerstand.» Um zu visualisieren, was in der Krone möglich wäre, zeichnete die Gruppe einen möglichen Grundriss für 1.5- bis 3.5-Zimmer-Wohnungen. «Es gibt kaum kleine Wohnungen in Rubigen, und die Krone wäre ein optimaler Standort», so Woodtli.
Die Idee der Gruppe ist, das Erdgeschoss wie auch das Dachgeschoss anders nutzen und so ein neues Dienstleistungsangebot zu schaffen. Ein Vorteil wäre, dass die Erträge sicher seien und es eine treue Mieterschaft gäbe.
Option Gastronomie
Auch die Option Gastronomie wurde von einer Gruppe unter die Lupe genommen. Durch eine Umfrage wollte die Gruppe in Erfahrung bringen, was die Einwohner:innen, Firmen und Vereine von einem Gastrobetrieb erwarten. Dabei kam heraus, dass Drinks und Snacks sowie Essen à la carte am meisten erwünscht sind. Preislich sollte das Angebot im mittleren bis günstigen Bereich liegen, und es würde vermutlich vor allem am Wochenende genutzt.
Obwohl sich der errechnete Jahresumsatz und der benötigte Umsatz eine Differenz von 100’000 Franken aufweisen, ziehen sowohl die Arbeitsgruppe wie auch die Spezialisten ein positives Fazit: Es sei möglich, einen Gastronomiebetrieb nachhaltig und langfristig zu betreiben. Jedoch sei die Berechnung eine «Schönwetter-Prognose» und sehr abhängig vom Angebot und den Gastgebern.
Möglichkeit Treffpunkt
Eine weitere Möglichkeit wäre, die Krone als Treffpunkt für die Bevölkerung zu öffnen, kombiniert mit einem Gastroanbieter. «Es soll ein Treffpunkt werden, ohne Konsumationspflicht», erklärten Olaf Gerwig und Kasper Losli. Denkbar wäre, die Räumlichkeiten für Mutter-Kind-Treffen oder Mittagstische zu öffnen, oder sie für Sitzungen, für Vereine und Gewerbe oder auch für Co-Working zu nutzen. Es solle fixe Events geben, aber auch die Möglichkeit, die Räume zu reservieren.
Die Knacknuss wäre die Organisation. Eine Möglichkeit wäre, dass die Gemeinde dies übernimmt oder in Zusammenarbeit mit der Gastronomie. Bei öffentlicher Nutzung sollten die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung gestellt werden können, bei privater Nutzung sollen die Kosten je nach Nutzungsgruppe unterschiedlich sein.
Nutzung für Gesundheitspraxis
Auch eine gewerbliche Nutzung wäre vorstellbar, als Gesundheitszentrum oder durch eine Arztpraxis. Auch da wurden zwei Optionen geprüft: Eine Zusammenarbeit mit der PraxaMed Center AG oder mit dem Dorfarzt Andreas Born-Stein. Erstere zieht die Arbeitsgruppe aufgrund der hohen Kosten «eher weniger» in Betracht. Einen Umzug der Praxis von Dorfarzt Born-Stein bewerteten sie hingegen rundum positiv.
Angestrebt: Gemischte Nutzung
Die nichtständige Kommission Entwicklung Kroneareal (KEK), bestehend aus Martin Bichsel (Vorsitz), Martin Christen, Karl Hossmann und Hans Schweri, fasste die verschiedenen Möglichkeiten zusammen und beurteilte alle Optionen als geeignet. Gemeinderat und KEK streben eine gemischte Nutzung der grossen «Krone»-Liegenschaft an, komplett mit Gastro, altersgerechtem Wohnen, Treffpunkt/Freizeit und Gewerbe, und zwar auf der Basis der erarbeiteten Nutzungskonzepte. «Unser Ziel ist, einen sozio-kulturellen Treffpunkt für Jung und Alt zu schaffen» erklärt Martin Bichsel.
Was die Trägerschaft betrifft, stehen noch alle Varianten offen: Es könnte die Gemeinde sein, sofern die Gemeindeverwaltung in die Krone integriert würde oder sich sonst irgendwie damit verbunden wäre. Es könne aber auch eine Publikumsgesellschaft daraus werden mit möglichst vielen Aktionär:innen, oder eine private Trägerschaft, die das Nutzungskonzept übernehmen würde.
Machbarkeit und Kosten abschätzen
Als Nächstes werde nun eine Machbarkeitsstudie und Kostenschätzung gemacht für die Weiterentwicklung, sagte Ott Fröhlicher. Diese sei unabdingbar und dauere mindestens ein halbes Jahr. «Anschliessend werden wir anhand des Ergebnisses die Bevölkerung mit einer Umfrage einbeziehen.»
Weiter betonte der Gemeindepräsident, dass die derzeitigen Eigentümer finanziell abgesichert werden müssen und zusätzliche Finanzierungsoptionen geprüft werden. Ausserdem braucht die angestrebte Mischnutzung eine ortsplanerische Umzonung, die noch weiterverfolgt werde.
Und damit ist die Katze erst halb aus dem Sack, noch muss vieles abgeklärt werden, bevor konkrete Pläne daraus entstehen können. Viele Besucher hätte sich konkretere Informationen gewünscht und eine zeitnahe Umsetzung, was jedoch in der heutigen Zeit wohl kaum möglich ist.