Verschwundenes Wasser in Arni: Ein Teil wurde gefunden
Die Gemeinde Arni ist bei der Suche nach verschwundenen 14 Millionen Litern Wasser einen Schritt vorangekommen. Ein Leck wurde gefunden. Wegen undichten Schiebern geht die Suche im Sommer weiter.
Fast 14 Millionen Liter Wasser, von denen man nicht wusste wohin sie fliessen (BERN-OST berichtete), ein vermutlich lange unentdecktes Leck und undichte Schieber, die die Suche nach dem verschwundenen Wasser in die Länge ziehen. Wie marode muss das Wasserleitungsnetz einer Gemeinde sein, damit so etwas passiert?
Kleines Leck hat grosse Folgen
Einen, sehr kleinen, Hinweis auf die Antwort gibt die Grösse des Lecks, das für den Verlust nötig wäre: Ein Löchlein von drei bis vier Millimeter würde laut dem zuständigen Gemeinderat Alfred Bolliger genügen, um jährlich 14 Millionen Liter versickern zu lassen. Vorausgesetzt, das Wasser kann abfliessen und macht sich nicht etwa durch Überschwemmungen oder Hangrutsche bemerkbar. Diese Information zeigt: Das Problem bewegt sich auf hohem Niveau.
Bemerkt wird ein derartiger Wasserverlust Anfang Jahr, wenn die Wasserrechnungen verschickt werden. 21'339 Kubikmeter Wasser flossen 2020 in die Arner Haushalte, die Gemeinde hatte bei der Wasserversorgung Arni-Landiswil-Lauperswil aber 35'172 m3 bezogen. Von 13'833 m3, das sind fast 14 Millionen Liter Wasser, fehlte jede Spur. Ähnliche Zahlen zeigten sich für das Jahr 2021.
Diebstahl "fast nicht durchführbar"
Nun hat jedes Wasserleitungnetz kleine undichte Stellen. Bis zu 20 Prozent Differenz zwischen bezogenem und verrechnetem Wasser gelten als normal. In Arni war die Differenz 2020 doppelt so hoch - mehr als die Gemeinde einfach so hinnehmen wollte.
Der Wasserverlust sei im Vergleich mit anderen Gemeinden schon länger etwas über dem Durchschnitt gelegen, schreibt Gemeindeschreiberin Stephanie Harvey auf Nachfrage. Von 2019 bis 2020 sei er aber noch einmal gestiegen, weshalb der Gemeinderat entschieden habe, etwas dagegen zu unternehmen.
Der Gemeinderat nannte bei Bekanntwerden des Verlustes auch Wasserdiebstahl als Möglichkeit. "In meinen Augen wäre das bei dieser Menge fast nicht durchführbar", sagt Bolliger heute. Nebst vermehrter Kontrolle der Hydranten liess der Gemeinderat deshalb auch das Leitungsnetz überprüfen (siehe unten).
Bei einer ersten Kontrolle des gesamten Leitungsnetzes ergaben sich laut Brunnenmeister Stefan Baumann zwei Erkenntnisse. Erstens wurde ein Leck gefunden in der Zuleitung zu einem leerstehenden Haus in der Hämmlismatt. Die nicht mehr gebrauchte Leitung und damit das Leck wurden geschlossen.
Schieber waren undicht
Zweitens zeigte sich aber, dass die Wasserschieber nicht alle genügend dicht waren für die Kontrolle. Sie werden nun ausgewechselt und die Kontrolle im Sommer zu Ende geführt. Die definitiven Zahlen werden sich erst Ende Jahr zeigen. Baumann geht aber davon aus, dass mit dem bereits gefundenen und geschlossenen Leck ein Grossteil des Problems gelöst ist und dass man auch den Rest weitgehend aufklären werde.
Sowohl Baumann wie auch Gemeinderat Bolliger gehen davon aus, dass das Leitungsnetz von Arni in einem insgesamt guten Zustand ist. „Wir haben im Netz ältere und neuere Leitungen aber alles im normalen Bereich“, so Bolliger. Die eher alten Wasserleitungen beim neuen Einbieger Arnisäge etwa wurden zwar ausgewechselt, weil die Strasse sowieso offen war. „Sie waren aber nicht in schlechtem Zustand und man hat nichts Besonderes gefunden.“
*1 Kubikmeter (m3) = 1000 Liter
[i] Bei einer Netzkontrolle werden Teile des Netzes mit Schiebern vom Rest abgetrennt. Das kann ein kurzer Strassenabschnitt, aber auch ein kleines Quartier sein. Insgesamt sind es in Arni rund zehn Teilgebiete. Die abgetrennten Gebiete werden über einen Hydranten und ein spezielles Fahrzeug mit Wassertank unter Druck gesetzt. Am Fahrzeug befindet sich ein Ventil, das misst, wieviel Wasser im kontrollierten Gebiet verloren geht.