Vechigen - Walter Schilt, SVP, Exot
Bern erneuerbar: Walter Schilt ist der einzige SVPler, der sich offiziell für die kantonalen Energievorlagen am 3. März einsetzt. In der falschen Partei fühlt sich Vechigens Gemeindepräsident trotzdem nicht.
Die Frage hatte ja kommen müssen. Kein Wunder, als SVPler und Befürworter zweier grüner Abstimmungsvorlagen nimmt er in der Tat eine exotische Position ein: Walter Schilt, Besitzer einer Zimmerei und Gemeindepräsident von Vechigen, tritt als Einziger seiner Partei im Unterstützungskomitee für die Initiative «Bern erneuerbar» auf. Das Geschäft kommt am 3. März an die Urne – gleichzeitig mit einem Gegenvorschlag des Grossen Rates, der den Kanton Bern bis Mitte des Jahrtausends ebenfalls nur noch mit erneuerbaren Energien versorgen will, aber auf verbindliche Zwischenziele verzichtet.
Moderator Mike Bucher staunte jedenfalls nicht schlecht, als er Schilts Namen bei den Befürwortern fand. Auf einem Podium liess es sich daher nicht nehmen, den SVPler keck zu fragen: «Sind Sie im falschen Komitee oder in der falschen Partei?»
Auch andere denken wie er
Nichts von beidem. Sein Einsatz für die erneuerbaren Energien habe nichts mit der Partei zu tun, stellte Schilt klar. Sondern «mit unseren Lebensgrundlagen», mit dem Boden und der Luft: Beides gelte es für die nächsten Generationen zu bewahren, und dafür sei die Energiewende nötig. Nicht irgendwann, sondern jetzt.
Klar, hatte Schilt schon vor dem Podium offen zugegeben: Diese von der offiziellen SVP abweichende Meinung habe zu reden gegeben, doch er lasse sich seine Meinung nicht vorschreiben. Trotz allem sei er überzeugt, der richtigen Partei anzugehören. «In vielen Themen passe ich sehr gut in die SVP.» Beispiel dafür sei der Familienartikel auf Bundesebene, eine weitere Vorlage vom 3. März. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Verfassung festzuschreiben, sei überflüssig, «was wir heute haben, reicht völlig».
Zu seinem Ja zur Energiewende hielt Schilt auch auf dem Podium fest: «Ich gehe davon aus, dass ich einen schönen Anteil der SVP vertrete.. Die Basis trete nicht so geschlossen für ein Nein ein, «das ist positiv für die Partei».
Erwartungen an die Politik
Auf dem Podium trat als Befürworterin auch die grüne Nationalrätin Regula Rytz auf, FDP- Kollege Christian Wasserfallen warb für ein Nein. Die beiden stritten über die Frage, inwieweit es nötig sei, mit einer höheren Grimselstaumauer Speicherkapazität für umweltfreundliche Sonnenenergie zu schaffen. Dass man in dieser Frage auch nach Jahren noch nicht weiter sei, «ist ein klares Versagen der Politik», sagte Schilt dazu. Und machte deutlich, dass er nach einem Ja zu den Energievorlagen am 3. März mehr erwarten würde. Immerhin müsste der Grosse Rat erst dann konkret ausformulieren, wie der Umstieg anzupacken wäre.
Lebbar müsse die Wende sein, betonte Schilt noch. Und doch: «Der Druck der beiden Vorlagen ist wichtig.»