Vechigen - Solarstrom aus dem Dorf weckt Interesse

Die Gemeinde hat seit Montag eine Genossenschaft, die mit Solaranlagen möglichst viel Strom im Dorf produzieren will. Nun werden Anteilscheine für ein erstes Projekt verkauft.

Ursula Grütter, Berner Zeitung BZ
«Wollt ihr?» Diese kurze Frage stellte Gemeindepräsident Walter Schilt (SVP) am Montag sieben Personen. Und diese wollten. Damit waren die Gründungsmitglieder der Genossenschaft «Vechigen Solar» gewählt. Und damit ist ein wichtiges Etappenziel erreicht worden. Denn Vechigen will in Sachen Solarenergie ein Vorbild für andere Gemeinden werden. Bereits vor einem Jahr wurden in der Gemeinde Dächer erfasst, die sich für die Installation einer Solaranlage eignen. Das Potenzial: 20 600 Quadratmeter nutzbare Fläche. Damals war auch die Idee zur Gründung einer Genossenschaft aufgekommen. Als Beispiel hatte die Solargenossenschaft Wohlen gedient. Nicht die Gemeinde, sondern eine private Organisation betreibt dort eine Solaranlage auf dem Schulhausdach.

Mit 500 Franken ist man dabei

Anders als in Wohlen will die neu gegründete Genossenschaft in Vechigen aber ihre Mitglieder nicht am Gewinn beteiligen. «Was wir nicht als Rückstellung für den Betrieb brauchen, wollen wir gleich in nächste Anlagen investieren», sagte der frisch gewählte Präsident Hanspeter Steiner. 500 Franken kostet ein Anteilschein für ein Panel von einem Quadratmeter. Damit bekennen sich die Käufer zu ökologisch produziertem Strom aus dem Dorf. «Es ist eine Herzenssache», sagte Steiner. Bei den grossen Verteilern wie der BKW könne man auch freiwillig einen Aufpreis für Ökostrom leisten. Der von der Genossenschaft produzierte Strom stamme aber ausschliesslich von Solaranlagen aus der Gemeinde, und das sei ein grosses Plus.

Dass in Vechigen viele Leute an Solarenergie aus dem Dorf interessiert sind, zeigte sich am Publikumsandrang: Gegen 80 Personen nahmen an der Gründungsversammlung teil. Doch es gab auch kritische Stimmen. Wenn man eine Solaranlage auf das eigene Dach montiere, sei das auch eine gute Sache, dazu brauche es keine Genossenschaft, wurde argumentiert. Einige störten sich auch daran, dass sie bei einem Gewinn kein Geld zurückerhalten. «Habt ihr daran gedacht, dass in Zukunft wohl keine Dächer mehr gratis zur Verfügung gestellt werden?», fragte ein Anwesender. Damit sei Geld zu verdienen, und das sei Besitzern von grossen Dächern bewusst.

Die Vision des Präsidenten

Vorläufig brauchen sich die Genossenschafter allerdings keine Gedanken um die Standorte zu machen. Der Gemeinderat will die Dächer des Oberstufenzentrums zur Verfügung stellen. Insgesamt sind dies über 700 Quadratmeter Fläche. In einem ersten Schritt möchten die Genossenschafter nun die Turnhalle mit Panels versehen. So könnten sie bei einer Investition von 158 000 Franken künftig 43 211 kWh Strom produzieren. Sind genügend Zertifikate verkauft worden, will die Genossenschaft das Projekt umsetzen. Kommt nicht genug Geld zusammen, werden die Zertifikate in zwei Jahren zurückerstattet. Das wäre gar nicht im Sinne des Gemeindepräsidenten, denn er hat eine Vision: «Vechigen soll irgendeinmal seinen gesamten Strombedarf selber abdecken können.»

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Ursula Grütter, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 31.10.2012
Geändert: 31.10.2012
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