Vechigen - Die SP rief – und fast niemand kam
Die SP Vechigen wollte wissen, wie hoch die politische Bereitschaft der Bevölkerung ist. Die Ergebnisse sind enttäuschend.
«Geht Ihnen Vechigen am Arsch vorbei?» Diese Frage stellte die SP letztes Jahr auf einem Plakat. Um sie zu beantworten, erhielt jeder Haushalt der Gemeinde einen Fragebogen. Die Umfrage sollte zeigen, wie gross die politische Bereitschaft der Bevölkerung ist.
An einem Infoabend hat die SP Vechigen nun die Ergebnisse präsentiert. Dort lässt sich die Frage nach dem politischen Interesse rasch beantworten: Nur gut 20 Interessierte sind gekommen.
Von 2250 versendeten Fragebögen sind 292 zurückgekommen, 269 davon waren verwertbar. Etwas mehr als die Hälfte äusserte sich positiv über das politische Milizsystem, aber lediglich etwas mehr als ein Viertel wäre bereit, sich für die Gemeinde einzusetzen, beziehungsweise ein politisches Amt zu übernehmen.
Dementsprechend enttäuscht musste Franziska Müller, interimistische Präsidentin der SP Vechigen, eingestehen, «keine Patentlösung für die Stärkung des Milizsystems» gefunden zu haben. Doch sie hofft, die Menschen zumindest für das Thema sensibilisiert zu haben. Somit hat sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Die grössten Störfaktoren
Im Fragebogen ging es aber nicht nur um die Motivation, politisch tätig zu werden, sondern auch um die Frage, was die Anwohner an Vechigen störte. Die Umfrageteilnehmer nannten vor allem vier Probleme: Die Befürchtung, dass die Infrastruktur der Schulen, Kindergärten und Tagesschulen nicht mit der Bevölkerungsentwicklung mithalten kann.
Die Staus bei Bahnübergängen und Kreiseln sowie die nicht ausreichenden Fahrradwege in Richtung Bern. Das Schwinden der Grünflächen zugunsten vieler Neubauten, deren Aussehen fragwürdig sei. Oder auch die Attraktivität der Gemeinde für Jugendliche.
Nutzen der Umfrage
Ob die Umfrage der SP Vechigen letzten Endes geholfen hat oder nicht, zeigt sich an den Gemeindewahlen vom 27. November diesen Jahres. Für Gemeinderat Erich Bolz (SP) hat die Umfrage aber bereits jetzt einen Zweck erfüllt: «Sie dient als Bestätigung dafür, dass der Gemeinderat mit seiner Tätigkeit auf dem richtigen Weg ist.» So sei beispielsweise die Planung einer Fahrradbahn nach Bern schon lange im Gespräch.
Aber eine wirklich neue Erkenntnis durch die Umfrage scheint zu fehlen. Vielleicht war sie nicht repräsentativ genug. Ein Blick auf die Zahlen: Mehr als drei Viertel der Umfrageteilnehmer gaben an, über 40 Jahre alt zu sein. Dies lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass jeder Haushalt nur einen Umfragebogen erhielt, der in Familien vermutlich meist von einem Elternteil ausgefüllt wurde.
Die Umfrage selbst würde Parteipräsidentin Franziska Müller rückblickend nicht ändern. Aber, so sagte sie, es wäre möglicherweise sinnvoll gewesen, den Fragebogen online zu stellen, damit ihn mehr Jugendliche ausfüllten.