Trimstein - "Es bricht keine Welt zusammen"

Heute Abend findet die allerletzte Gemeindeversammlung statt. Gemeindepräsident Peter Baumann schaut zurück auf die Zeit vor der Fusion mit Münsingen und auf das, was danach kommt.

Interview: Laura Fehlmann, Thuner Tagblatt
Peter Baumann, vor fast zwei Jahren sagten Sie, auf Trimstein kämen «bewegte Zeiten» zu. Hat sich das bewahrheitet?

Peter Baumann: Damals waren noch zwei Optionen offen: Fusion oder Selbstständigkeit. Letztere hätte beispielsweise mit einer zukunftsorientierten Ortsplanung funktionieren können.

Sie sagten auch, dass noch die «eine oder andere Differenz» mit Münsingen ausdiskutiert werden müsse. Wo gab es Differenzen?

Ausser im Bezug auf die Schule in Trimstein zeigten sich bei den Verhandlungen kaum Differenzen. Aber auch hier: Münsingen war sofort einverstanden, dass die Schule in Trimstein mindestens fünf Jahre lang bestehen bleibt. Etwaige Ängste, dass Trimstein Münsingens Baulandreserve wird, erwiesen sich ebenfalls als unbegründet.

Die Abstimmung für eine Fusion war eindeutig. Gab es nachträglich noch Reaktionen?

82 Prozent der Gemeindeversammlung stimmten dafür. Die, die dagegen sind, sind es sicher noch immer. Aber die Tatsache, dass nicht alle gleicher Meinung sind, zeugt von einem lebendigen Dorf.

Was macht die Identität von Trimstein aus? Was tut man inskünftig, um sie zu erhalten?

Die Verwurzelung mit einem Wohnort hat nur beschränkt mit Politik zu tun. Trimstein wird als Dorf seine Identität behalten. Wichtig dafür sind die Vereine und die Schule. Wir überlegen auch, ob wir eine Art Quartierverein gründen wollen.

Eine zentrale Frage war, welche Rolle Trimstein in der Gemeinde Münsingen einnehmen wird. Haben Sie heute eine Antwort darauf?

Ich persönlich bin überzeugt, dass Trimstein gewisse Besonderheiten einbringen kann, etwa das ländliche, bäuerliche Element. Es ist ein Experiment, zu erfahren, wie Städtisches und Ländliches zusammenwächst, wie zum Beispiel in der Gemeinde Köniz.

Wie ist Ihre Prognose: Wird Trimstein zum Agglomerationsort oder zu einem Quartier von Münsingen?

Wir wissen nicht, was in 20 Jahren ist. Statistisch gesehen ist Trimstein schon heute mehr Agglomerationsort als ein Bauerndorf. Die Fusion mit Münsingen kann den Agglomerationscharakter fördern. Schon heute arbeiten die meisten Leute auswärts.

Sie ergriffen die Initiative, Trimstein an den öffentlichen Verkehr anzubinden. Wie sieht es nach der Fusion aus mit ÖV?

Wir sind dort, wo wir vorher waren. Der Kanton wollte keinen Busversuchsbetrieb bewilligen. Wir haben noch einmal nachgehakt. Es ist eine Frage, die Münsingen wird anpacken müssen.

An der Gemeindeversammlung am 19. November wird Trimstein einen Gemeinderat wählen, der in der Exekutive von Münsingen Einsitz nimmt. Sie stellen sich zur Verfügung.

Ja. Vom Gemeinderat hat sich sonst niemand gemeldet. Es ist für ein Jahr, bis zu den Gesamterneuerungswahlen 2013. Ob ich da kandidieren werde, habe ich noch nicht entschieden.

Welche Interessen von Trimstein wollen Sie in den Münsinger Gemeinderat einbringen?

Da gibt es Einiges: ÖV und Ortsplanung etwa und der Individualverkehr, beispielsweise einen Veloweg, sowie die Integration der Trimsteiner Bevölkerung in Münsingen.

Gab es Momente, wo Sie die Fusion infrage stellten?

Ja, immer wieder. Ich hätte mir auch eine Eigenständigkeit von Trimstein vorstellen können. Doch bin ich auch überzeugt, dass der Zusammenschluss mit Münsingen eine gute Lösung ist.

Was bewegt Sie, wenn Sie daran denken, dass die nächste Gemeindeversammlung die allerletzte sein wird?

Es ist schon etwas Besonderes. Ich machte meinen Job als Gemeindepräsident gern, aber es bricht keine Welt zusammen. Zudem ist die letzte Gemeindeversammlung ja auch ein Aufbruch zu etwas Neuem und eine Chance.

Autor:in
Interview: Laura Fehlmann, Thuner Tagblatt
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Erstellt: 19.11.2012
Geändert: 19.11.2012
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