TdS 2014: Ein "goldener Drahtesel" für die Tour-Vermarktungsfirma

Worb streckt sich nach allen Seiten, um 2014 das Zeitfahren der Tour de Suisse durchführen zu können. Mit den Schwierigkeiten bei der Finanzierung ist die Gemeinde jedoch kein Einzelfall in der jüngsten Tour-de-Suisse-Geschichte.

Sven Allenbach, info@bern-ost.ch

„Die eigene Leistung ganz im Dienste des Patron.“ Das gilt für jeden sogenannten Wasserträger, der seine Brötchen im Radsport verdient. Nicht viel anders ist es bei den Etappenorten, welche sich jeweils zur Verfügung stellen für die Landesrundfahrt. Worb wie auch alle anderen Etappenorte haben eine Gebühr zu entrichten für die Austragung. Hinzu kommt ein umfangreicher Anforderungskatalog.
 

Viele Pflichten wenig Möglichkeiten für Worb
  

Im Regelwerk der zuständigen Sportvermarktungsfirma IMG ist beschrieben, was neben den Lizenzgebühren sonst noch für Leistungen zu erbringen sind. So ist der Zielort, in diesem Falle Worb, beispielsweise für die Bereitstellung der Infrastruktur der VIP-Zone und des Medienzentrums verantwortlich. Auch bei den Einnahmen gibt es Vorschriften: Die regionalen Sponsoren des Start- oder Zielortes dürfen nicht in Konkurrenz zu den Sponsoren der Tour de Suisse stehen. Viele Pflichten, wenig Handlungsspielraum für das Organisationskomitee der Tour de Suisse in Worb.
 

Oder in der Sprache der Radsportler: „Der Wasserträger Worb versauert im Wind.“
 

„Jeder Etappenort erhält im Vorfeld der Tour de Suisse von uns umfangreiche Informationen und Dokumente, was sowohl organisatorische als auch finanzielle Rahmendaten angeht. Die Umsetzung erfolgt durch das OK vor Ort“, so Christoph Arnold, Marketing Verantwortlicher der Firma IMG.
  

Oder in der Radsportsprache: „Spital oder Pokal für Worb.“
  

Seit dem 30. Oktober steht auf der Tour de Suisse Homepage: „Die Etappenplanung für die Tour de Suisse 2014 ist vollständig abgeschlossen und der letzte ausstehende Etappenort nun bekannt.“

  

Oder: „Der Patron versteckt sich im Windschatten des Feldes - Strampeln müssen jetzt die Wasserträger wie Worb."

  

Die Gage des „Patron“

  

Worb ist in der jüngsten Geschichte der Tour de Suisse kein Einzelfall. Die Appenzeller Gemeinde Gais war als Etappenort für 2013 geplant zog sich jedoch Ende Dezember 2012 zurück: „Der grosse finanzielle Aufwand und der Ertrag des sportlichen Events stehen in einem wesentlichen Missverhältnis“, schrieb der Gemeinderat Gais in der schriftlichen Begründung.

  

Die Zürcher Gemeinde Rümlag war für den 16. Juni 2014 als Etappenort vorgesehen. Die Finanzen - auch hier ein grosses Thema. Laut dem Sprecher der Gemeinde hätte Rümlang 60'000 Franken für die Zielankunft und 20'000 Franken für den Start an die Vermarktungsfirma IMG zahlen müssen.

  

Die Gage des „Patron“, wenn es sich um ein Zeitfahren handelt wie in Worb, ist jedoch noch höher. Meiringen und Innertkirchen liessen sich in diesem Jahr die 3. Etappe der Tour de Suisse 164'000 Franken kosten – dies jedoch in der Tourismusregion-Haslital.

 

Fakt ist: Durch die unzähligen Doping-Geschichten in den letzten Jahren hat das Radsport-Image gelitten. Auch die Tour de Suisse geniesst nicht mehr den Stellenwert wie vor zwanzig Jahren. Es stellt sich also die Frage, ob ein übermächtiger Patron noch zeitgemäss ist. Christoph Arnold verteidigt sich: „Die Etappenorte erhalten von uns verschiedene Hilfestellungen. Sämtliche Sektorenleiter der offiziellen Tour de Suisse-Organisation sind in einem stetigen Austausch mit den Etappenorten und planen mit den lokalen Verantwortlichen die Durchführung.“ Dies rechtfertige auch den Preis, welcher beispielsweise Worb für die Durchführungsrechte bezahlen muss.

 

Die Sportvermarktungsagentur IMG organisiert die Tour 2014 zum letzten Mal. Danach wird die Agentur Infront-Ringier für die Vermarktung der Landesrundfahrt zuständig sein. Oder in der Radsportsprache:
 
Der „goldene Drahtesel“ für den Patron muss spätestens dann überdenkt werden.


Autor:in
Sven Allenbach, info@bern-ost.ch
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Erstellt: 20.11.2013
Geändert: 20.11.2013
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