Schule Wichtrach: So klar sind die Fronten
Die Bevölkerung von Wichtrach stimmt im Juni über die Zukunft der Schule ab. Der Gemeinderat legt zwei Projekte zur Abstimmung vor. Er tendiert dazu, das Schulhaus am Bach zu schliessen. Jetzt bringt sich die IG Wichtrach in Position.
Ende Januar hat der Gemeinderat drei Varianten für die künftige Schule vorgestellt. Über zwei dieser drei Varianten kann die Bevölkerung im Juni abstimmen. Eine Variante geht von einem zentralen Standort der Schule im Stadelfeld aus. Die zweite Variante will beide Schulhäuser erhalten, wobei das Schulhaus am Bach abgerissen und neu gebaut werden soll.
Darum geht es
Es geht um zwei Schulhäuser für die Unterstufe. Vor 20 Jahren wurden Niederwichtrach und Oberwichtrach fusioniert. Das Schulhaus am Bach befindet sich im ehemaligen Niederwichtrach. Niederwichtrach war der Dorfteil um die Hauptstrasse zwischen Bern und Thun. Das zweite Schulhaus Stadelfeld liegt im damaligen Oberwichtrach, dem Dorfteil rund um den Bahnhof. Der Gemeinderat möchte den Schulstandort am Bach aufgeben, sodass die Kinder nur noch im Schulhaus Stadelfeld zur Schule gehen.
Vorschlag Schule am Bach
Von Abriss und Neubau des Schulhauses am Bach war im Januar noch keine Rede. Deshalb erstaunt es, dass über diese Variante im Juni abgestimmt werden soll. Gemeindepräsident Bruno Riem sagt: «Dieser Vorschlag kam als Meldung aus dem Publikum bei der Infoveranstaltung. Wir wollen bei beiden Schulhäusern denselben Standard bieten.» Die Gemeinde lege Wert darauf, die Vorgaben des Kantons zum Lehrplan21 umzusetzen. «Eine Sanierung des Schulhauses am Bach reicht nicht, deshalb schlagen wir einen Abriss und Neubau vor.»
Besser als nichts
Die IG Wichtrach hat vergangene Woche eine eigene Infoveranstaltung zum Schulraum durchgeführt. Die IG setzt sich für den Standort am Bach ein. Felix Hosner von der IG Wichtrach äussert sich zu einem Abriss und Neubau der Schule: «Wir wissen noch gar nicht, worüber wir im Detail abstimmen. Aber, lieber das Schulhaus am Bach als dezentralen Standort behalten, als nur noch einen Schulstandort.» Noch nicht klar ist, wie teuer ein Abriss und ein Neubau des 1830 gebauten Schulhauses kommen würde. «Die Kosten müssen massiv gesenkt werden. Es darf nicht sein, dass wir Schuldenberge für Generationen anhäufen», so Hosner.
Kein Wort zu den Kosten
Für Gemeindepräsident Riem ist wichtig, dass noch nicht über den Preis der künftigen Schulvarianten diskutiert wird. «Klar ist, eine Zentralisierung der Schule im Stadelfeld kommt günstiger als zwei Schulstandorte.» Bei der Infoveranstaltung im Januar sprach die Gemeinde von Kosten zwischen 33 bis 40 Millionen Franken. «Bei der Abstimmung geht es nicht darum was gebaut wird, sondern wo die Schule einst stehen soll. Je nach Entscheid kommen danach die Bauprojekte. Auch darüber wird das Stimmvolk entscheiden können. Wir sprechen von einem Zeitraum von zehn Jahren», sagt Riem.
IG kämpft für Erhalt Schule am Bach
Die IG Wichtrach setzt sich für den Erhalt des Standorts am Bach ein. Dieser befindet sich im ehemaligen Dorfteil Niederwichtrach. Sollte die Wahl auf den zentralen Schulstandort Stadelfeld fallen, müssten etliche Kinder aus dem oberen Dorfteil einen längeren Schulweg auf sich nehmen. Felix Hosner kritisiert: «Dies ist für die Schulwegsicherheit und für den Strassenverkehr eine Zumutung. Das führt dazu, dass durch Elterntaxis und Busbetrieb Mehrverkehr entsteht, besonders im Stadelfeld. Es müssten Unterführungen oder Ampeln eingerichtet werden, davon spricht im Moment niemand. Der pädagogisch wichtige, selbständig zu bewältigende Schulweg, geht für einen Teil der Kinder verloren.»
Einseitiges Problem
Gemeindepräsident Riem antwortet: «Die Bernstrasse ist eine Kantonsstrasse. Eine Unter- oder Überführung gibt es laut Kanton nicht, das will man nicht mehr. Auch eine Ampel ist kein Thema.» Riem schlägt vor: «Bei einer Zentralisierung der Primarschule im Stadelfeld werden die jüngeren Kinder mit einem Schulbus transportiert. So wie in anderen Gemeinden auch üblich. Die Mitglieder der IG sehen dieses Problem nur bei ihren Kindern, die von oben nach unten müssen.»
Bach oder Stadelfeld
Die Fronten sind klar, bereits bevor der Abstimmungskampf in Wichtrach lanciert ist. Ein Teil der Einwohnerinnen und Einwohner aus dem ehemaligen Niederwichtrach setzt sich für den Erhalt des Standorts am Bach ein. Der Gemeinderat spricht sich klar für die Aufgabe dieser Schule aus und setzt auf den Standort Stadelfeld. Anzufügen ist noch, es geht lediglich um die Schulstandorte für die Unterstufe. Die Oberstufenschüler sind davon nicht betroffen. Abgestimmt wird am 18. Juni an der Urne.
[i] Die Bevölkerung von Wichtrach entscheidet am 18. Juni 2023 darüber, wie sich die Schullandschaft in Wichtrach entwickelt. Folgende Varianten stehen zur Auswahl:
1. Zentralisierung der Primarschule (1.- 6. Klasse) und Realisierung des fehlenden Schulraumes – ohne Kindergärten – im Areal Stadelfeld
Das Schulhaus am Bach (vier Klassen) wird aufgehoben, der Ersatzbau und der zusätzlich fehlende Raum im Areal Stadelfeld neu erstellt. Die bestehenden Kindergärten bleiben dezentral.
2. Rückbau und Neubau der Schulanlage (vier Klassen) am Bach inkl. Mehrweckgebäude und Realisierung des fehlenden Schulraumes im Areal Stadelfeld
Das Schulhaus am Bach inkl. Mehrzweckgebäude wird neu aufgebaut. Damit die aktuellen Bedürfnisse gemäss Lehrplan 21 erfüllt werden können, gibt es circa 450 m3 neuen Schulraum. Die Mehrweckhalle wird nach den neuen Anforderungen gebaut und hat somit auch grössere Dimensionen. Ergänzend wird im Areal Stadelfeld der nachgewiesene fehlende Schulraum gebaut.