Rubigen - Rückkehrer mit Schweizer Pass
Byron Schmid, Nachfahre von Schweizer Auswanderern, kämpfte viele Jahre für einen Schweizer Pass. Nun hat er ihn erhalten.
Byron Schmid hat es geschafft. Pünktlich zur 750-Jahr-Feier des Dorfs besuchte der Amerikaner am Samstag Rubigen – mit einem Schweizer Pass. Glücklich sagt Schmid: «Das ist der Höhepunkt meiner langjährigen Suche nach dem Schweizer Zweig meiner Familie.» Dabei war er bis zum Alter von 22 Jahren bereits Schweizer, ohne es zu wissen. Seine Vorfahren kommen aus Rubigen.
Der Urgrossvater Benedicht Schmid, geboren 1820, war 37 Jahre lang Gemeindeschreiber von Rubigen gewesen. Nach seinem Tod wanderte seine Witwe Magdalena 1889 mit ihren Kindern nach Amerika aus. Nur zwei Kinder aus der ersten Ehe Benedichts blieben in der Schweiz, und so finden sich heute etwa 160 Nachfahren in der Schweiz und ungefähr 700 in den USA.
Diplomatisch und pünktlich
Erhielt sein Vater aufgrund dieser Verwandtschaftsverhältnisse noch automatisch das Schweizer Bürgerrecht, musste sich Byron Schmid um Wiedereinbürgerung bewerben: Zu weit lagen die Schweizer Ursprünge mittlerweile zurück. Er ist aber sehr stolz auf seine Schweizer Wurzeln. «Die USA sind ein junges Land und haben so wenig Geschichte», sagt er und fügt hinzu:«Das Wissen um meine Schweizer Familiengeschichte gibt mir ein anderes Verständnis davon, wer ich bin. Es gibt mir eine Vergangenheit.»
In den letzten 28 Jahren war Schmid 19-mal in der Schweiz, um das Land besser kennen zu lernen. Mittlerweile spricht er auch etwas Deutsch und sein «Grüezi» klingt bereits ziemlich schweizerisch. «Ich bin ebenfalls diplomatisch, sparsam, pünktlich und arbeite hart», lächelt er im Hinblick auf typische Schweizer Eigenschaften. Sehr viel Zeit und Arbeit hat der ehemalige Professor für Politikwissenschaften in die Rekonstruktion seiner Familiengeschichte gesteckt. Die Arbeit glich einer Schnitzeljagd. «Ich wusste, dass ich Familie hier hatte, ich wusste nur nicht, wo.»
Er begann mit seinen Nachforschungen 1987, noch bevor es das Internet gab, und durchsuchte Gemeinderegister und Kirchenbücher. Die Gemeinde Rubigen und andere offizielle Stellen lieferten ihm Kopien von Einträgen. 1988 gelang es ihm, den Kontakt zu einem Grosscousin in Zürich herzustellen. So besuchte er im folgenden Jahr die Schweiz und lernte viele Familienmitglieder kennen.
Stolz auf einen Präsidenten
Viele Tausend Seiten Familiengeschichte sind nun das Ergebnis der Nachforschungen. «Für Benedichts Familie waren die USA ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten», sagt er. Heute sei die Situation schwieriger. Mit Präsident Trump ist er überhaupt nicht glücklich, doch der Schalk blitzt durch, wenn er sagt: «Ich habe jetzt zwei Präsidenten, doch einen, auf den ich stolz sein kann.»
Mit seinen neuen Bekannten und Verwandten aus Rubigen frotzelt er über Pässe, doch Rührung und Stolz auf die neue alte Staatsbürgerschaft sind ihm überdeutlich anzumerken. Was ihn persönlich mit Rubigen verbindet? «Rubigen war einfach fantastisch», freut sich Byron Schmid, «ich wurde so herzlich aufgenommen.» Dann hält er einen Moment inne und sagt: «Vor allem ist Rubigen meine Heimat.»
Etwas mehr als hundert Jahre nachdem Benedichts Familie ausgewandert ist, hat sein Urenkel nun wieder zurückgefunden.
[i] Zur Bildergalerie des Jubiläumsfestes