Rubigen - Ghüderhaufen im neuen Paradies
Vor fünf Jahren hat der Kanton den Aarelauf bei Rubigen exemplarisch renaturiert. Die Kehrseite der Medaille: Die vielen Erholungssuchenden lassen tonnenweise Abfall liegen.
150 Lastwagen voll Abfall
Auch andere Nutzer der Hunzigenau stören sich am unschönen Bild, welches das Naturschutzgebiet an manchen Montagmorgen bietet. «Der Abfall stört schon sehr», betont die Rubigerin Beatrice Marti, die mit ihren beiden Zwillingen Chiara und Noël auf den Steinen am Flussufer das Sommerwetter geniesst. Bei den Abfallsündern handle es sich häufig um Jugendliche, die zu wenig dafür sensibilisiert seien, ihre Hinterlassenschaften wegzuräumen. Ihr Ehemann Markus Marti glaubt, es seien oft die Bötler, die ihren Dreck liegen liessen. Seit der Neugestaltung des Aareraums vor fünf Jahren (siehe unten) sind es manchmal Hunderte oder gar Tausende, welche die Hunzigenau zur Erholung nutzen. Nicht dass Gemeindepräsident Krähenbühl etwas dagegen hätte, dass seine Gemeinde über eines der schönsten Naherholungsgebiete um Bern verfügt. «Wir haben Freude an dieser Gegend und sind auch bereit, etwas dafür zu tun.» Dies hat allerdings seinen Preis. Der Abfall, der zwischen Thun und Bern entlang der Aare anfällt, füllt rund 150 grosse Lastwagen und verursacht jährliche Kosten von etwa 300 000 Franken. Davon entfallen auf die 3000-Seelen-Gemeinde Rubigen mehrere 10 000 Franken, wie Krähenbühl sagt. Nicht zuletzt wegen des Drecks entlang der Aare musste sie ihre Reinigungsequipe verstärken – obschon im Bereich der Aarebrücke mehrere Abfallcontainer darauf warten, gefüttert zu werden.
Keine Autos – weniger Abfall
Ein zweites Problem war bis vor einiger Zeit die ungeordnete Parkiererei rund um die Hunzigenau. Inzwischen ist das Strässchen, das zum Aareufer führt, mit einem Parkverbot belegt worden; den Besuchern stehen Parkplätze bei der Mühle Hunziken sowie auf der anderen Aareseite zur Verfügung. Dabei haben die Rubiger Behörden eine interessante Feststellung gemacht: Mit dem Verschwinden der Autos nahm auch die Abfallmenge ab. Möglicherweise schrecken die paar Meter Fussmarsch eine gewisse Klientel ab, die für besonders viel Abfall sorgte. Beim Kanton wisse man um das Ghüderproblem und sei deswegen mit den Gemeinden im Gespräch, bestätigt Kreisoberingenieur Adrian Fahrni. Im Augenblick sei es aber noch gerade etwas zu früh, um Massnahmen vorzustellen.
Mehr Platz für Natur und Mensch
Bis vor einigen Jahren war die Aare weitgehend in ein relativ enges Bett gezwängt. Spätestens die Überschwemmungen von 1999 und 2005 haben gezeigt, dass der Schutz der umliegenden Wohn-, Gewerbe- und Landwirtschaftsgebiete sowie der Verkehrswege so nicht mehr gewährleistet ist. Der Kanton Bern geht deshalb neue Wege: Die Aare soll wieder mehr Platz erhalten und sich ihren Weg selber suchen. Damit sollen mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. So wird damit der Hochwasserschutz verbessert, die Natur erhält mehr Platz, die Sohlenerosion und damit das Absinken des Grundwasserspiegels werden vermindert, und Erholungssuchende erhalten romantische Plätzchen. Entstanden ist so ein Naturschutzgebiet von nationaler Bedeutung.
www.aarewasser.ch