Rubigen - Atomkraftgegner schlagen die Zelte auf

Während zweier Wochen campieren neben der Mühle Hunziken Umweltschützer und Atomkraftgegner aus der ganzen Schweiz. Sie fordern die Energiewende und organisieren auch ein Festival.

Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ
Peter Scholer hat ein kleines Problem. «Bis jetzt haben wir immer Nein gesagt.» Es begann mit dem Nein zum Atomkraftwerk Kaiseraugst, Scholer führte den Protest erfolgreich an, 1988 kam das Aus für das Projekt. Dann ging es jahrelang weiter mit Anti-Kampagnen.

«Jetzt aber sagen wir Ja», sagt der Basler gut gelaunt und verhehlt nicht, dass ihm das eigentlich besser gefällt. «Ja zur Energiewende», sagen die Teilnehmer des zweiwöchigen Camps, das gestern in Rubigen begonnen hat (siehe Infobox). Scholer ist ihr Pressesprecher.

Der erstmalige Anlass ist aus den Aktionen «Menschen-Strom gegen Atom» und «Klimacamp» entstanden. Er wird von rund 80 Gruppierungen getragen, vor allem Umweltorganisationen und linken Parteien. Die Organisatoren fordern etwa den sofortigen Atomausstieg, den Verzicht auf Importe von Gas-, Atom- oder Kohlestrom, eine vielfältige dezentrale und erneuerbare Energieproduktion.

Strom mit Sonne und Holz

Gestern haben die ersten Teilnehmer ihre Zelte auf der idyllischen und grosszügigen Wiese neben der Mühle Hunziken aufgeschlagen. Die Dr.-Werner-Siedler-Stiftung stellt das Gelände gratis zur Verfügung. Dabei ist der Ostschweizer Theo Gubler, der gerade beim Aufbau mithilft. «Mit Sonne und Holz produzieren wir selber Strom», sagt er. Vielleicht auch noch mit einem Windrad.

In den ersten Tagen werde wohl ein Überschuss resultieren, aber am grossen Festivalwochenende werde man Strom aus erneuerbarer Energie dazukaufen, sagt Gubler. Noch gibt es viel zu tun. Ein Empfangspavillon wird aufgerichtet, Zelte für Workshops aufgestellt, zwei Bühnen für Referenten und Musiker, biologische Toiletten, eine Bar und natürlich die Küche.

Drei Küchenkollektive mit etwa 25 Personen und weiteren Helfern werden in den nächsten Tagen kochen. Eines aus Bremgarten AG, eines aus Liechtenstein und eines aus Freiburg im Breisgau. «Wir kochen mit regionalen Produkten, mit Biogemüse und vegan», sagt der Liechtensteiner Sacha Schlegel. «Es ist schön, dass wir so einen Beitrag leisten können.» Die Energie liefert in erster Linie Holz.

Die vegane Küche habe auch den Vorteil, dass 95 Prozent der küchenhygienischen Regeln hinfällig würden. «Das macht es für uns einfacher.» Wer isst, bezahlt eine freiwillige Spende. Während der Woche werden jeweils um die 500 Personen erwartet. Für das übernächste Wochenende rechnen die Organisatoren mit 3000 Besuchern. «Darauf sind wir vorbereitet.»

Der persönliche Atomausstieg

Rund um die Uhr in Rubigen anwesend sein wird Iris Frei. «Es ist ein wunderschöner Platz hier», sagt die erfahrene Aktivistin aus dem Kanton Aargau, und sie freut sich auf das Zusammenleben mit den anderen Teilnehmern. Frei hat auch bei der Organisation mitgeholfen und beispielsweise die Referenten engagiert.

Zudem wird sie nächste Woche einen eigenen Workshop anbieten. «Mein ganz persönlicher Atomausstieg.» Es sei gar nicht so schwierig, sagt sie, es gebe unzählige Möglichkeiten. Frei beispielsweise hat «ein wunderbares Solarmobil». Nach Rubigen hat sie es nun aber nicht mitgenommen.

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Johannes Reichen, Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 05.09.2014
Geändert: 05.09.2014
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