Richigenstrasse Worb: Nicht alle  kriegen gleich viel Geld 

Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass die Sanierung der Richigenstrasse sich wegen Einsprachen verzögert. Einer der Einsprecher erklärt, warum er unzufrieden ist.

Anina Bundi, anina.bundi@bern-ost.ch

Das Haus von Peter und Pamela Grossenbacher steht verkehrstechnisch gut erschlossen aber etwas ungemütlich auf dem Spickel zwischen Richigenstrasse und Trimsteinstrasse ausgangs Worb.

 

Brauchts den Velostreifen?

Es ist das mittlere von drei Häusern hier. Allen will der Kanton einen 1,5 Meter breiten Streifen Land nehmen, um darauf einen Velostreifen zu bauen. Diesen brauche es, weil die Verkehrsbelastung auf der Richigenstrasse hoch sei, erklärt Adrian Gygli, Projektleiter beim zuständigen Oberingenieuramt II des Kantons Bern. "Eigentlich bräuchte es beidseitig Velostreifen, da dafür aber kein Platz ist, gibt es nur dorfauswärts einen, weil die Strasse in diese Richtung ansteigt."

 

Diese Notwendigkeit stellt Anwohner Peter Grossenbacher in Frage. Auf dem Teilstück zwischen Einmündung Trimsteinstrasse und dem Eigerkreisel habe es kaum Velofahrer. "Hier fahren zwei, drei Elektrovelos vorbei pro Tag und am Wochenende die Gümmeler. Schulkinder benutzen die Strasse nicht."

 

Direkt an der Strasse

Dass er und seine Frau direkt an der Strasse wohnen, störe sie nicht, betont Peter Grossenbacher. Auch dass es hier voraussichtlich bei Tempo 50 bleiben wird, sei in Ordnung. "Aber wir hatten immer wenigstens etwas Abstand zur Strasse." Vor fünf Jahren bauten Grossenbachers auf ihrem Vorplatz eine neue Garage. Dass sie Land geben müssen, davon hätten sie erst vor zwei Jahren erfahren. "Sonst hätten wir das Haus vielleicht verkauft, anstatt nochmal zu investieren."

 

Von ursprünglich acht Einsprachen ist die von Grossenbachers eine der beiden, die nach den Einspracheverhandlungen nicht zurückgezogen wurden. "Eigentlich wollte ich den Entscheid auch akzeptieren." Die Sache mit dem Geld habe ihn aber wieder umgestimmt. Wie wenig er für sein Land bekommen soll, macht Peter  Grossenbacher wütend - und dass es so viel weniger ist, als seine Nachbarn kriegen.

 

100 Franken für Bau-, sieben für Landwirtschaftsland

Grossenbachers wurden 100 Franken pro Quadratmeter (m2) angeboten,  insgesamt sind das 4000 Franken. Seine Nachbarn, die ihre Liegenschaften teilweise vermietet haben, bekämen Entschädigungen um die 10'000 respektive 32'000 Franken und hätten ihre Einsprachen zurückgezogen. "Ich hätte gedacht, das sei für alle gleich. "

 

Adrian Gygli erklärt die Ungleichbehandlung: "Die Nachbarn von Herrn Grossenbacher bekommen mehr, weil sie vermietete Parkplätze verlieren." Deren Wert sei von einem unabhängigen Immobilienexperten geschätzt worden. Die 100 Franken sei die gängige Entschädigung für das Vorgartenland. Für Landwirtschaftsland gäbe es vom Kanton gar nur 7 oder 8 Franken.

 

Gemeinde will vermitteln

Nach dem Entscheid der kantonalen Baudirektion, die beiden verbliebenen Einsprachen abzuweisen, haben die Betroffenen einen Monat Zeit, um beim Regierungsrat Beschwerde zu führen. Peter Grossenbacher hat den Brief am Montag bekommen und ist noch unentschlossen. "Wahrscheinlich ist da ja nichts mehr zu machen." Inzwischen habe er auch einen netten Brief bekommen von der Gemeinde Worb. Stephan Hauri, Tiefbauleiter, habe sich als Vermittler zwischen Grossenbacher und dem Kanton angeboten. "Dieses Angebot werde ich sicher wahrnehmen."

 

Wer die zweite Einsprachepartei ist, was die Gründe sind für deren Nicht-Zurückziehen und ob der ablehnende Entscheid akzeptiert wird, ist nicht bekannt.


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Erstellt: 10.04.2019
Geändert: 10.04.2019
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