Region - Ungebremster Plakatwildwuchs
Im Vorfeld der Wahlen hat der Plakatwildwuchs in der Region Bern wieder zugenommen. Im Oberaargau nimmt das Plakatieren teils groteske Formen an. Extremfälle werden aber von Jahr zu Jahr seltener.
Im Wahlkreis Mittelland-Süd dominiert bei den Wahlplakaten vor allem die Farbe Blau. Die FDP buhlt rund um grössere Ortschaften wie Münsingen, Konolfingen oder Oberdiessbach um die Aufmerksamkeit der Autofahrer. «Unsere Kandidaten sind derzeit wohl einfach aktiver als die Konkurrenz», sagt Hans Rudolf Vogt (FDP), Gemeindepräsident von Oberdiessbach und selber Kandidat für den Grossen Rat.
Bei den Gross- und Regierungsratswahlen 2010 hatte noch eine andere Partei die Hoheit über die Felder dieses Wahlkreises: die SVP. Dort hat man mittlerweile in Sachen Plakate die Meinung geändert. «Wir wollen keine enormen Plakatwälder mehr», sagt Ueli Augstburger, Präsident des SVP-Wahlkreises Mittelland-Süd. Darum seien die SVP-Kandidaten seines Wahlkreises heuer eher zurückhaltend mit Plakatieren. Man wolle die Bevölkerung schliesslich nicht belästigen.
Wildwuchs im Emmental und im Oberaargau
In anderen Wahlkreisen wie dem Oberaargau scheinen die Parteien eine andere Devise zu haben. Dort wird fleissig plakatiert. «Die vielen Wahlplakate am Strassenrand verschandeln die Landschaft und gefährden die Verkehrssicherheit», kritisiert BZ-Leser Urs Werthmüller aus Bützberg in einem Leserbrief die aktuelle Situation im Oberaargau.
Der Oberaargau ist bei weitem nicht die einzige Region, in der das Plakatieren bisweilen groteske Formen annimmt. Auch im Emmental ist derzeit, unmittelbar vor den Gross- und Regierungsratswahlen, an manchen Dorfeingängen vor lauter Plakaten die Wiese fast nicht mehr zu sehen. Ein Beispiel für einen wiederkehrenden Plakatwald ist die Wiese vor der Ilfis-Käserei eingangs Langnau. Über ein Dutzend Reklametafeln stehen dort am Strassenrand.
Plakate werden immer mehr, dafür weniger extrem
Nicht nur den Autofahrern, auch Stephan Breuer, stellvertretender Amtsvorsteher des kantonalen Tiefbauamts, ist der Plakatwald in der Region aufgefallen. Das Tiefbauamt hat die derzeitige Situation mit der vor vier und der vor acht Jahren verglichen und festgestellt: Grundsätzlich wird von Jahr zu Jahr immer mehr plakatiert. Erfreulich dabei sei aber, dass die Regeln von Jahr zu Jahr besser eingehalten würden, sagt Stephan Breuer. In vergangenen Wahlkämpfen sei es schon vorgekommen, dass Kandidaten ein riesiges Plakat direkt in einen Verkehrskreisel gestellt haben und auch noch versucht hätten, dieses zu beleuchten.
Tiefbauamt musste auch dieses Jahr intervenieren
Grundsätzlich sind die Standortgemeinden für das Plakatwesen verantwortlich. Nach dem bernischen Baubewilligungsdekret können Reklamen für Veranstaltungen oder Wahlen innerorts sechs Wochen vor dem Anlass bewilligungsfrei aufgestellt werden. Ausserorts ist immer eine Bewilligung nötig. Wer aber wiederholt gegen die Vorschriften verstösst, kann angezeigt und gebüsst werden.
Einige Unverbesserliche unter den Kandidaten und ihren Wahlhelfern scheint es auch dieses Jahr zu geben. «Ja, es kommen Extremfälle vor», sagt Breuer. Bei solchen Fällen hat das Tiefbauamt auch dieses Jahr schon intervenieren müssen. Wie zum Beispiel in Seeberg. Dort müssen einige Wahlhelfer ihre Wahlwerbung vorzeitig wegräumen. Der Grund: Ihre leuchtende Strassenreklame auf einem Anhänger verstösst gleich gegen mehrere Bestimmungen. «Wegen des grossen leuchtenden Bildschirms werden die Fahrzeuglenker abends und nachts stark abgelenkt», sagt Stephan Breuer vom Tiefbauamt. Auch der Ort des Anhängers, just bei der Ortseinfahrt, sei problematisch. Das Tiefbauamt und die Polizei haben die Firma darum aufgefordert, die Leuchtreklame zu beseitigen.