RBS - Neue Schilder und schon ist der Bahnübergang saniert
So simpel kann ein unbewachter Bahnübergang sicherer gemacht werden: Man hänge das Andreaskreuz ab und bringe ein Gefahrensignal Tram an.
Das Signal an der kleinen Quartierstrasse wirkt relativ neu. Mit seinem Glanz hebt sich das dreieckige Schild – roter Rand, weisse Innenfläche, schwarzes Tram – klar vom matten Rot-Weiss der Stange ab, an der es angebracht ist. Kein Wunder: Bis im Dezember hing an der gleichen Stange ein doppeltes Andreaskreuz. Es hielt die Autos zum vorsichtigen Überfahren der beiden Gleise an. Der Bahnübergang an der Haltestelle Langenloh des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS) galt damit vor dem Gesetz als unbewacht, als Gefahrenquelle, als Sanierungsfall.
Voller Stolz
Mit dem neuen Schild ist das ganz anders. Das suggeriert eine Medienmitteilung, die das Bahnunternehmen zum Jahresende verschickt hat. Darin teilten die Verantwortlichen mit, dass sie nun alle Bahnübergänge saniert hätten. Sie taten dies unübersehbar stolz – immerhin hatten sie das Ziel in der vom Bund anfänglich gewährten Frist bis Ende 2014 erreicht. Und nicht erst in der nachträglich beschlossenen Verlängerung von einem Jahr.
Ohne Schranke
In der Mitteilung hielt der RBS zwar fest, er habe sein Ziel allem voran dank der Schliessung dreier privater Übergänge erreicht. Auf Nachfrage bestätigt er nun aber, dass Umsignalisationen wie jene im Langenloh das Ihre dazu beigetragen haben. Passiert sei dies bei insgesamt sieben Übergängen an der vom legendären blauen Bähnli befahrenen Linie 6 zwischen Worb Dorf und dem Melchenbühl.
So einfach geht es also. Man hänge ein altes Schild ab, bringe ein neues Schild an – und schon ist der Bahnübergang wie vom Gesetz befohlen saniert, die Gefahr gebannt. Ob Autos und Züge nun tatsächlich besser aneinander vorbeikommen? Immerhin blinkt nach wie vor keine Warnleuchte, ertönt nach wie vor kein Warnsignal, wenn ein Zug auf den Übergang zufährt. Schranken, die sich in diesem Moment senken und den Gleis- vom Strassenbereich trennen, gibt es erst recht nicht – und doch betont Caspar Lösche mit Nachdruck: Die Wirkung der neuen Schilder dürfe nicht unterschätzt werden.
Der RBS-Sprecher erinnert an das, was den Unterschied zwischen der alten und der neuen Signalisation ausmacht: Auf einem Übergang, der mit dem Andreaskreuz gesichert ist, herrscht für die Autos ein absolutes Halteverbot. Auf einem Übergang dagegen, der mit dem Gefahrensignal Tram gesichert ist, darf angehalten werden, solange kein Zug kommt.
An Orten wie dem Langenloh, wo eine Quartierstrasse gleich hinter dem Übergang in eine Hauptachse münde, mindere dies das Gefahrenpotenzial erheblich, so Lösche. «Die Autos aus dem Quartier müssen nicht mehr an den Gleisen anhalten und dann in einem Schwung in die Hauptstrasse einbiegen. Sie können auf dem Übergang warten, bis sich eine Lücke im Verkehr auftut.»
Nach dem Halt
Auch das Zugpersonal muss sich umgewöhnen. Auf den paar Metern rund um den Übergang verwandeln die neuen Schilder die Gleise nämlich in ein Tramtrassee. Die Züge geniessen so zwar nach wie vor Vortritt, allerdings gilt dieser nicht mehr uneingeschränkt. Die Lokführer dürfen nur noch auf Sicht fahren und werden in die Mitverantwortung genommen – wobei: Weil die betroffenen Übergänge an Haltestellen liegen, sind die Geschwindigkeiten im Alltag ohnehin tief. Die Züge machen in beiden Richtungen vor der Strasse halt und queren die Fahrbahn dann im Anfahren.
Eines ist den Verantwortlichen des RBS wichtig: Sanierungen auf so günstige Art sind nur auf Strecken mit tramähnlichem Betrieb möglich. Nicht aber auf klassischen Überlandlinien wie etwa im Worblental, wo die Züge von vornherein schneller unterwegs sind.