Peter Bernasconi, Worb: "Es gab auch schlaflose Nächte"
Nach 20 Jahren im Amt hat gestern Gemeindepräsident Peter Bernasconi (SP) sein Büro geräumt. Im Interview sagt er, wieso er nie Regierungsrat werden wollte und warum er ab Neujahr drei Velos in der Garage stehen hat.
Christian Liechti, Berner Zeitung BZ
Herr Bernasconi: Welchen Tipp geben Sie Ihrem Nachfolger Niklaus Gfeller?
Peter Bernasconi: Es liegt nicht an mir, ihm einen Tipp zu geben. Er weiss selbst, was er will. Man muss sich als Gemeindepräsident aber immer bewusst sein, dass der Gemeinderat nur dann funktioniert, wenn er gegen aussen geschlossen auftritt. Das Schlimmste ist, wenn die Exekutive zerrieben ist. Nach der Ausmarchung hinter verschlossenen Türen gilt es, Einheit zu demonstrieren.
War Ihr Gemeinderat auch ab und zu uneins?
Zu einer solchen Situation ist es nur einmal gekommen. Damals hatten wir ein nicht ganz einfaches Mitglied der Autopartei im Gemeinderat.
Sollte Niklaus Gfeller Rat benötigen, sind Sie aber für ihn da?
Sollte mich Niklaus einmal anrufen, werde ich bestimmt nicht den Hörer auflegen. Dazu wird es wohl kaum kommen. Denn das Fachwissen ist in der Verwaltung konzentriert, und Niklaus kennt als Gemeinderat die Geschäfte.
Wie fühlt es sich an, wenn man nach 20 Jahren das Büro räumt?
Es werden viele Erinnerungen wach. Ich habe aber ein gutes Gefühl. Ich habe meinen Ausstieg aus der Lokalpolitik selbst gewählt und diesen Entscheid bisher nicht bereut.
Sind Sie rückblickend zufrieden mit den vergangenen 20 Jahren?
Mit der Gesamtbilanz bin ich sehr zufrieden, und die Arbeit war sehr interessant. Ein vollamtliches Gemeindepräsidium ist eine spannende Angelegenheit. Wenn man das Vollamt mit einem Grossratsmandat kombinieren kann, wird die Arbeit um ein Vielfaches abwechslungsreicher. Diese Verbindung habe ich als spannender empfunden als ein Regierungsratsmandat. Durch die Kombination der beiden Ämter profitiert man von vielen Synergien. Weil man so nahe an der Basis arbeitet, erlebt man hautnah mit, welche Auswirkungen die Entscheide im Kantonsparlament haben. Als Nationalrat kann ein Gemeindepräsident jedoch nicht tätig sein. Dieses Amt ist zu zeitaufwändig und kann gegenüber dem Bürger nicht begründet werden.
Was würden Sie im Nachhinein anders machen?
Ich bin nicht zufrieden damit, dass die Verkehrssanierung stockt. Das wurmt mich. Hätten wir das Geschäft anders aufgegleist, wären wir heute möglicherweise weiter. Ansonsten fällt mir spontan nichts ein, womit ich unzufrieden bin. Die Schulden haben wir abgebaut, die erste Ortsplanung ist vollzogen und die Ortsplanungsrevision auf gutem Weg. Jetzt hoffe ich, dass das Stimmvolk im Mai auch die Überbauung Hofmatt und die Kredite für die Sportanlagen gutheisst.
Was war Ihnen wichtig?
Der Kontakt mit der Bevölkerung.
Im Wahlkampf hat man Ihnen aber vorgeworfen, zu wenig auf die Bürger zugegangen zu sein.
Ich würde die vier Kandidaten gerne in fünf Jahren an ihren Versprechen messen. Als Gemeindepräsident stösst man schnell an Grenzen. Ich war an vier Abenden pro Woche sowie jedes zweite Wochenende unterwegs. Neben all den Terminen müssen Familie und Erholung auch noch Platz haben.
Was war für Sie schwieriger: ein Geschäft im Parlament durchzubringen oder beim Volk?
Der Gemeinderat hat während meiner Amtszeit von den weit über hundert Abstimmungen nur einzelne verloren. Während der Debatten im Parlament hatte ich aber ab und zu bedenken, wenn die Parlamentarier nachträglich an einem Geschäft herumbastelten und dieses deshalb eher schlechter wurde.
Wie tief sind die politischen Gräben in Worb?
Die politische Linientreue gehört zum Spiel. Das ist auf kantonaler Ebene nicht anders. Aber es wäre wünschenswert, dass nicht immer stur an der Parteilinie festgehalten würde.
Ist es auch vorgekommen, dass Sie wegen Ihrer Arbeit schlecht geschlafen haben?
Schlaflose Nächte hat es gegeben. Meist vor Wahlen, wenn mich ein Gegenkandidat herausforderte. Denn ich hatte eine Familie zu ernähren, das Gemeindepräsidium war unser Brotkorb. Auch im Vorfeld von Abstimmungen über Sachgeschäfte, wie zum Beispiel beim Bau des Bärenzentrums, habe ich schlecht geschlafen, weil es viele Gegner gab.
Die Ihnen vorwarfen, Sie würden sich ein Denkmal errichten.
Das war nur eines der vielen Gegenargumente. Für die Gemeinde war es aber ein lukratives Geschäft. Mit dem Verkaufserlös haben wir uns die neue Verwaltung, inklusive Saal, finanziert.
Kritik gabs auch bei den Aussenschulen: Wegen der Abstimmung ist Worb gespalten.
Bei der Abstimmung über die Schliessung von Aussenschulen hat es Gräben gegeben. Im Vorfeld im Gemeinderat, später auch in der Bevölkerung. Das Verhältnis wird sich aber mit der Zeit wieder bessern.
Wie sehen Sie die Zukunft der Aussenschulen?
Der Druck auf die Aussenschulen wird zunehmen. Die Gemeinden werden künftig vermehrt zur Kasse gebeten, wenn sie trotz kleiner Schülerzahlen die Klassen nicht anpassen. Worb hat diesbezüglich seine Hausaufgaben noch nicht gemacht. In Worb sind die Klassengrössen tendenziell zu klein. Wir werden deshalb vermehrt Klassen schliessen müssen.
Wird es für Aussenschulen eng?
Das würde ich so nicht sagen. An den Aussenschulen wird so lange festgehalten, wie es die Schülerzahlen erlauben. Künstlich dürfen die Strukturen aber nicht aufrechterhalten werden. Die Schule ist nicht dafür da, um in einem Aussenort Identität zu stiften, sondern um die Bildung sicherzustellen.
Das braucht Sie nicht mehr zu kümmern. Lehnen Sie sich nun zurück?
Die Hände in den Schoss zu legen würde meinem Charakter nicht entsprechen. Ich habe bereits viele Termine bis weit ins kommende Jahr hinein: zum Beispiel für den Grossen Rat, für den Staatspersonalverband, für die Justizkommission oder für den Verwaltungsrat der Kraftwerke Oberhasli (KWO). Möglicherweise werde ich auch als Verwaltungsratspräsident der Kehrichtentsorgung Worblental und Umgebung (Kewu) gewählt. Ich werde mit meinen neuen Aufgaben ausgelastet sein; einfach auf einem tieferen Level als bisher.
Was machen Sie mit der gewonnenen Freizeit?
Am Samstag liess ich mir eine Offerte für ein Rennrad ausarbeiten. Ein Mountainbike besitze ich bereits. Zudem plane ich, mir auch einen Flyer anzuschaffen. Ich habe mir vorgenommen, wieder mit dem Fahrrad zu den Sitzungen zu fahren und so die Autokilometer zu reduzieren. Das habe ich schon gemacht, als ich neu im Amt war. Weil der damalige Berner Stapi Klaus Baumgartner aber jedes Mal Sprüche klopfte, wenn ich verschwitzt in Bern eintraf, habe ich das Fahrradfahren dann bleiben lassen.
Ende einer Ära: Grossprojekte realisiert
Peter Bernasconi ist 1948 in Grenchen geboren und hat im Kanton Solothurn die Schulen besucht. Seit 1980 wohnt er mit seiner Frau Verena in Worb. Bernasconi ist Vater von zwei erwachsenen Kindern. Er ist Bauingenieur und absolvierte ein Nachdiplomstudium als Raumplaner. Nach einigen Jahren in der Privatwirtschaft wechselte er als wissenschaftlicher Adjunkt ins Bundesamt für Forstwesen und Landschaftsschutz.
Am 1. Januar 1989 trat er das Gemeindepräsidium von Worb an. In seiner Amtszeit sanken die Schulden von 55 (1991) auf heute rund 13 Millionen Franken. Unter seiner Leitung wurden das «Bären»-Areal, die katholische Kirche, das Altersheim, der neue RBS-Bahnhof und auch die Migros gebaut.
Ein Artikel aus der
www.peterbernasconi.ch
www.worb.ch
Peter Bernasconi: Es liegt nicht an mir, ihm einen Tipp zu geben. Er weiss selbst, was er will. Man muss sich als Gemeindepräsident aber immer bewusst sein, dass der Gemeinderat nur dann funktioniert, wenn er gegen aussen geschlossen auftritt. Das Schlimmste ist, wenn die Exekutive zerrieben ist. Nach der Ausmarchung hinter verschlossenen Türen gilt es, Einheit zu demonstrieren.
War Ihr Gemeinderat auch ab und zu uneins?
Zu einer solchen Situation ist es nur einmal gekommen. Damals hatten wir ein nicht ganz einfaches Mitglied der Autopartei im Gemeinderat.
Sollte Niklaus Gfeller Rat benötigen, sind Sie aber für ihn da?
Sollte mich Niklaus einmal anrufen, werde ich bestimmt nicht den Hörer auflegen. Dazu wird es wohl kaum kommen. Denn das Fachwissen ist in der Verwaltung konzentriert, und Niklaus kennt als Gemeinderat die Geschäfte.
Wie fühlt es sich an, wenn man nach 20 Jahren das Büro räumt?
Es werden viele Erinnerungen wach. Ich habe aber ein gutes Gefühl. Ich habe meinen Ausstieg aus der Lokalpolitik selbst gewählt und diesen Entscheid bisher nicht bereut.
Sind Sie rückblickend zufrieden mit den vergangenen 20 Jahren?
Mit der Gesamtbilanz bin ich sehr zufrieden, und die Arbeit war sehr interessant. Ein vollamtliches Gemeindepräsidium ist eine spannende Angelegenheit. Wenn man das Vollamt mit einem Grossratsmandat kombinieren kann, wird die Arbeit um ein Vielfaches abwechslungsreicher. Diese Verbindung habe ich als spannender empfunden als ein Regierungsratsmandat. Durch die Kombination der beiden Ämter profitiert man von vielen Synergien. Weil man so nahe an der Basis arbeitet, erlebt man hautnah mit, welche Auswirkungen die Entscheide im Kantonsparlament haben. Als Nationalrat kann ein Gemeindepräsident jedoch nicht tätig sein. Dieses Amt ist zu zeitaufwändig und kann gegenüber dem Bürger nicht begründet werden.
Was würden Sie im Nachhinein anders machen?
Ich bin nicht zufrieden damit, dass die Verkehrssanierung stockt. Das wurmt mich. Hätten wir das Geschäft anders aufgegleist, wären wir heute möglicherweise weiter. Ansonsten fällt mir spontan nichts ein, womit ich unzufrieden bin. Die Schulden haben wir abgebaut, die erste Ortsplanung ist vollzogen und die Ortsplanungsrevision auf gutem Weg. Jetzt hoffe ich, dass das Stimmvolk im Mai auch die Überbauung Hofmatt und die Kredite für die Sportanlagen gutheisst.
Was war Ihnen wichtig?
Der Kontakt mit der Bevölkerung.
Im Wahlkampf hat man Ihnen aber vorgeworfen, zu wenig auf die Bürger zugegangen zu sein.
Ich würde die vier Kandidaten gerne in fünf Jahren an ihren Versprechen messen. Als Gemeindepräsident stösst man schnell an Grenzen. Ich war an vier Abenden pro Woche sowie jedes zweite Wochenende unterwegs. Neben all den Terminen müssen Familie und Erholung auch noch Platz haben.
Was war für Sie schwieriger: ein Geschäft im Parlament durchzubringen oder beim Volk?
Der Gemeinderat hat während meiner Amtszeit von den weit über hundert Abstimmungen nur einzelne verloren. Während der Debatten im Parlament hatte ich aber ab und zu bedenken, wenn die Parlamentarier nachträglich an einem Geschäft herumbastelten und dieses deshalb eher schlechter wurde.
Wie tief sind die politischen Gräben in Worb?
Die politische Linientreue gehört zum Spiel. Das ist auf kantonaler Ebene nicht anders. Aber es wäre wünschenswert, dass nicht immer stur an der Parteilinie festgehalten würde.
Ist es auch vorgekommen, dass Sie wegen Ihrer Arbeit schlecht geschlafen haben?
Schlaflose Nächte hat es gegeben. Meist vor Wahlen, wenn mich ein Gegenkandidat herausforderte. Denn ich hatte eine Familie zu ernähren, das Gemeindepräsidium war unser Brotkorb. Auch im Vorfeld von Abstimmungen über Sachgeschäfte, wie zum Beispiel beim Bau des Bärenzentrums, habe ich schlecht geschlafen, weil es viele Gegner gab.
Die Ihnen vorwarfen, Sie würden sich ein Denkmal errichten.
Das war nur eines der vielen Gegenargumente. Für die Gemeinde war es aber ein lukratives Geschäft. Mit dem Verkaufserlös haben wir uns die neue Verwaltung, inklusive Saal, finanziert.
Kritik gabs auch bei den Aussenschulen: Wegen der Abstimmung ist Worb gespalten.
Bei der Abstimmung über die Schliessung von Aussenschulen hat es Gräben gegeben. Im Vorfeld im Gemeinderat, später auch in der Bevölkerung. Das Verhältnis wird sich aber mit der Zeit wieder bessern.
Wie sehen Sie die Zukunft der Aussenschulen?
Der Druck auf die Aussenschulen wird zunehmen. Die Gemeinden werden künftig vermehrt zur Kasse gebeten, wenn sie trotz kleiner Schülerzahlen die Klassen nicht anpassen. Worb hat diesbezüglich seine Hausaufgaben noch nicht gemacht. In Worb sind die Klassengrössen tendenziell zu klein. Wir werden deshalb vermehrt Klassen schliessen müssen.
Wird es für Aussenschulen eng?
Das würde ich so nicht sagen. An den Aussenschulen wird so lange festgehalten, wie es die Schülerzahlen erlauben. Künstlich dürfen die Strukturen aber nicht aufrechterhalten werden. Die Schule ist nicht dafür da, um in einem Aussenort Identität zu stiften, sondern um die Bildung sicherzustellen.
Das braucht Sie nicht mehr zu kümmern. Lehnen Sie sich nun zurück?
Die Hände in den Schoss zu legen würde meinem Charakter nicht entsprechen. Ich habe bereits viele Termine bis weit ins kommende Jahr hinein: zum Beispiel für den Grossen Rat, für den Staatspersonalverband, für die Justizkommission oder für den Verwaltungsrat der Kraftwerke Oberhasli (KWO). Möglicherweise werde ich auch als Verwaltungsratspräsident der Kehrichtentsorgung Worblental und Umgebung (Kewu) gewählt. Ich werde mit meinen neuen Aufgaben ausgelastet sein; einfach auf einem tieferen Level als bisher.
Was machen Sie mit der gewonnenen Freizeit?
Am Samstag liess ich mir eine Offerte für ein Rennrad ausarbeiten. Ein Mountainbike besitze ich bereits. Zudem plane ich, mir auch einen Flyer anzuschaffen. Ich habe mir vorgenommen, wieder mit dem Fahrrad zu den Sitzungen zu fahren und so die Autokilometer zu reduzieren. Das habe ich schon gemacht, als ich neu im Amt war. Weil der damalige Berner Stapi Klaus Baumgartner aber jedes Mal Sprüche klopfte, wenn ich verschwitzt in Bern eintraf, habe ich das Fahrradfahren dann bleiben lassen.
Ende einer Ära: Grossprojekte realisiert
Peter Bernasconi ist 1948 in Grenchen geboren und hat im Kanton Solothurn die Schulen besucht. Seit 1980 wohnt er mit seiner Frau Verena in Worb. Bernasconi ist Vater von zwei erwachsenen Kindern. Er ist Bauingenieur und absolvierte ein Nachdiplomstudium als Raumplaner. Nach einigen Jahren in der Privatwirtschaft wechselte er als wissenschaftlicher Adjunkt ins Bundesamt für Forstwesen und Landschaftsschutz.
Am 1. Januar 1989 trat er das Gemeindepräsidium von Worb an. In seiner Amtszeit sanken die Schulden von 55 (1991) auf heute rund 13 Millionen Franken. Unter seiner Leitung wurden das «Bären»-Areal, die katholische Kirche, das Altersheim, der neue RBS-Bahnhof und auch die Migros gebaut.
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