Münsingen - Votum für ein Kulturgut

Hans Fischer hat nicht nur das Bilderbuch von Pitschi, dem Kätzchen, geschaffen, sondern auch zwei Wandbilder am Altbau der Schulanlage Schlossmatt in Münsingen. Diese sollen auch nach dem Umbau sichtbar bleiben, fordert das Parlament.

Stephan Künzi / Berner Zeitung BZ

Sein Name mag nicht sehr vielen geläufig sein, umso bekannter ist dafür sein Schaffen. Hans Fischer war ein Berner Grafiker und Maler, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit seinen Bildern, Illustrationen und Kulissen weitherum von sich reden machte. Mit dem Bilderbuch über das eigensinnige Kätzchen Pitschi erlangte er gar Weltruhm – dieser Hans Fischer also hat mit zwei Wandbildern auch am Altbau der Schulanlage Schlossmatt in Münsingen unübersehbar seine Spuren hinterlassen.


Und damit dem dortigen Parlament Stoff für eine lebendige Debatte geliefert. Denn der Gemeinderat wollte nichts weniger als die Bilder abhängen und im Depot verschwinden lassen.

Anlass dazu bot den Behörden das anstehende Sanierungsprojekt, das den erhaltenswerten Bau aus dem Jahr 1954 auf den heutigen Stand bringen soll. Gut 700 000 Franken werden die Arbeiten verschlingen, geplant ist vor allem eine bessere Isolation von Fassade und Dach. Vorgesehen ist weiter eine Fotovoltaikanlage, das Süddach, so steht es in der Vorlage, eigne sich dafür «von seiner Ausrichtung und Neigung optimal».

Für die Restaurierung von Fischers Werken dagegen, auch das stand im Papier, sei im Kostenvoranschlag kein Geld vorgesehen. Der Gemeinderat zeigte sich aber offen, die Bilder bei Bedarf wieder zu montieren.

Dem Parlament war das zu wenig. «Ich bin erstaunt, dass dieses Kunstwerk wegsoll», liess sich zum Beispiel Martin Schweizer (Freie Wähler) vernehmen. Hans Fischer sei ja «nicht irgendwer, der irgendetwas gezeichnet hat». Die Bilder seien «ein Kulturgut, das zu einem Schulhaus passt». Entsprechend müssten sie aufgefrischt und anschliessend der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden.

Eine satte Mehrheit

Einen ähnlichen Antrag hatte zuvor schon die SP formuliert. Als es zur Abstimmung ging, zeigte sich, dass sie von links bis rechts eine satte Mehrheit hinter sich scharen konnte. 18 Parlamentarier verpflichteten den Gemeinderat, Fischers Werk nach Abschluss des Umbaus an den alten Ort oder allenfalls auch in die Pausenhalle zurückzubringen. Nur 4 waren dagegen.

Zweifel an Fotovoltaik

Gestritten wurde auch über die Fotovoltaikanlage. Während die Linke neben dem Süddach auch das Dach der Pausenhalle mit Panels bestücken wollte, zweifelte die SVP grundsätzlich am Sinn und vor allem an der Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage. Nach längerer Debatte schwenkte das Parlament mit 19 Ja gegen 3 Nein auf die Linie des Gemeinderates ein. Die SP behielt sich aber ausdrücklich vor, die zweite Anlage mit einem Vorstoss später noch einzufordern.

Die Vorlage wurde schliesslich mit 21 Ja und 1 Enthaltung gutgeheissen.

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Stephan Künzi / Berner Zeitung BZ
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Erstellt: 20.06.2012
Geändert: 20.06.2012
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