Münsingen - Präsident Feller rätselt über die vielen Langzeitkranken
Auf der Gemeindeverwaltung von Münsingen ist es zu einer eigenartigen Häufung von Absenzen etwa wegen Burn-outs gekommen. Nun will der Gemeindepräsident reagieren.
Münsingens Gemeindepräsident Erich Feller (Freie Wähler) war doppelt erleichtert am Montagabend. Das Parlament hatte es sich gerade noch verkneifen können, einen Antrag der bürgerlichen Parteien zum Finanzplan anzunehmen. Das war zum einen ein Vertrauensbeweis für Feller und den gesamten Gemeinderat.
Zum anderen bewahrte das Parlament mit diesem Entscheid die Münsinger Gemeindeangestellten vor neuer Arbeit. Denn angesichts zahlreicher Ausfälle in der Verwaltung, sagte Feller, lägen zusätzliche Aufgaben derzeit nicht drin.
Tatsächlich hat die Gemeinde als Arbeitgeberin ein ungemütliches Jahr hinter sich mit mehreren Fällen von Krankheiten und Burn-outs, mit zahlreichen Abgängen sowie mit weiteren Absenzen, etwa wegen Unfällen. Erich Feller sagt: «Für mich ist das ein Rätsel.»
Elf Langzeitkranke
Die Gemeinde ist eine wichtige Arbeitgeberin in Münsingen, sie beschäftigt 135 Personen (Stand Ende 2012). Die Angestellten arbeiten in den fünf Abteilungen Präsidiales, Finanzen, Bildung und Kultur, Bau sowie Soziales. Viele von ihnen arbeiten Teilzeit, zusammen füllen sie etwas mehr als 100 Vollzeitstellen aus – im Idealfall.
Im letzten Jahr allerdings konnte fast jeder zehnte Angestellte nicht durchgehend Arbeiten. Laut der Personalabteilung gab es 2012 elf Langzeitkrankheitsfälle. In etwa der Hälfte dieser Fälle war ein Burn-out die Ursache. Laut Feller sind alle Abteilungen betroffen. Umgekehrt gibt es keine Abteilung mit einer auffälligen Häufung. Feller – höchster Personalverantwortlicher der Gemeinde – kann sich die Häufung von Langzeitkranken und Burn-outs nicht erklären. Auch deshalb nicht, weil er die Gründe der einzelnen Betroffenen nicht genau kennt. Immerhin: «Sie fühlen sich nicht überfordert, und sie sagen, dass sie gerne bei uns arbeiten.» Mit anderen Worten: «Es liegt nicht nur am Betrieb.»
Zahlreiche Abgänge
In den einzelnen Abteilungen wird die Situation als weniger dramatisch beurteilt als von Feller, der den Überblick über alle Abteilungen hat. Aber selbst dort, wo Burn-outs oder Krankheiten bisher kein grosses Thema waren, gibt es Auffälligkeiten. Beispiel Sozialabteilung: Kürzlich hat die gesamte Leitung der Münsinger Kindertagesstätte die Kündigung eingereicht. Die vier Personen konnten sich mit einer Reorganisation auf der Führungsebene nicht anfreunden. «Jetzt sind wir daran, die Stellen wieder zu besetzen. Zudem haben wir die Führungsstruktur geändert», sagt Gemeinderat Jakob Hasler (EVP).
Beispiel Bauabteilung: Zwei wichtige Posten sind vakant. Gesucht werden ein Fachbereichsleiter Verkehr und – seit einem halben Jahr bereits – ein Bereichsleiter Tiefbau. «Es gibt nicht einmal Bewerbungen, da Fachkräfte wie etwa Bauingenieure überall sehr gefragt sind», sagt Abteilungsleiter Martin Niederberger. Die Folgen für die anderen Mitarbeitenden liegen auf der Hand: «Sie haben mehr Arbeiten zu bewältigen, der Druck steigt», sagt Niederberger. Die Situation ist für ihn unbefriedigend. «Denn wir müssen Sorge tragen zu unseren Angestellten.»
Schulung für Mitarbeitende
Das sieht auch Feller so. Zusammen mit der Krankentaggeldversicherung der Gemeinde hat er das Problem an die Hand genommen. «Wir verstärken jetzt die interne Schulung.» In einem ersten Schritt wird nun das oberste Kader darin geschult, gesundheitliche Probleme bei Angestellten zu erkennen und zum Thema zu machen. «Wenn ein Mitarbeiter sich verändert, muss man frühzeitig auf ihn zugehen.» Später soll das mittlere Kader unterrichtet werden. Feller: «Mir schwebt vor, das gesamte Personal miteinzubeziehen.»