Münsingen - Postkartenidylle im Museum
"Trimstein - ein Porträt" heisst die neue Ausstellung im Schlossmuseum. Zu sehen sind Fotografien, Filme und Dokumente des Dorfes, das jetzt zu Münsingen gehört.
Laura Fehlmann, Berner Zeitung
Das Wort Postkartenidylle fasst zusammen, was die neueste Ausstellung im Museum Schloss Münsingen zeigt. Die Fotografien, Plakate und Texte sind als überdimensionierte Postkarten zu sehen. Die Ausstellung soll berühren und Fäden zwischen Stadt und Land knüpfen, zwischen Münsingen und Trimstein eben, die vor einem Jahr fusioniert haben. «Wir wollen Münsingen Einsichten in diesen ländlichen Teil der Gemeinde bieten. Gleichzeitig ist die Ausstellung eine Hommage an Trimstein», sagt Kuratorin Sarah Pfister.
Das Dorf mit den etwas über 300 Einwohnern wirkt noch heute sehr ländlich, «die Illusion eines Bauerndorfes, obschon es das längst nicht mehr ist», wie Sarah Pfister sagt. Die meisten Trim- steinerinnen und Trimsteiner sind heute Pendler und arbeiten auswärts. Es gibt keinen Laden mehr. Die Post wurde geschlossen und vor etwa zehn Jahren auch die Käserei. Hunde, die wie auf dem Bild mit Zweiräderkarren die Milch in die Käserei bringen, sind längst Geschichte.
Die Basis für die Exponate fanden sich im reichhaltigen historischen Archiv von Trimstein, das sich seit der Fusion in Münsingen befindet.
Eichi: Vom Hof zum Schlössli
Einen Schwerpunkt der Ausstellung bildet die Geschichte des Eichihofs, der im Jahre 894 erstmals in Dokumenten erwähnt wird. Damals ging das Bauerngut mit einer Schenkungsurkunde ans Kloster St. Gallen über. Es folgten zahlreiche Besitzerwechsel, wie Dokumente und Fotos zeigen. Der Hof wurde ein «Herrenstock», zeitweilig gar eine Ferienpension, die Gäste aus der Stadt Bern und dem nahen Ausland beherbergte. Ab 1934 wurde das Schlössli zum Alterssitz eines wohlhabenden Ehepaars: Friedrich Albert Geiser-Coenen und seiner englischen Ehefrau Mabel. Sie renovierten den Hof, bauten ein Gärtnerhaus und bezahlten nachweislich reichlich Steuern. Das Ehepaar führte in Trimstein ein herrschaftliches Leben mit Chauffeur, Gärtner, Koch und Gouvernante. Geisers waren im Dorfleben präsent und grosszügig. An Ostern und Weihnachten pflegten sie die Dorfkinder zu beschenken und luden die Bevölkerung zu Festlichkeiten ein. Geiser war zudem begeisterter Amateurfilmer. An der Ausstellung im Schloss sind mehrere seiner Filme zu sehen, die das damalige Dorfleben in Trimstein dokumentieren (siehe unten).
1993 wurde die Eichi abparzelliert. Das Gärtnerhaus und ein Stück Land wurden verkauft und dienen heute der Pferdehaltung. Das Schlössli ist in Privatbesitz, und den ehemaligen herrschaftlichen Hof bewirtschaftet die vierte Generation der Familie Reber.
Ein berühmter Burger
Obschon in Mirchel geboren, war Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen zeitlebens eng mit Trimstein verbunden. Er wurde 1959 zum Ehrenburger ernannt, was im Dorf mit einem Fest gefeiert wurde. Der mit der «Anbauschlacht» berühmt gewordene Agronom und seine Ehefrau korrespondierten regelmässig mit der Unterstufenlehrerin Alice Schär. Die Schulkinder schickten dem Bundesrat Zeichnungen und Geschenke, was dieser mit Briefen verdankte. Fotografien zeigen, wie er mit Mitgliedern ausländischer Regierungen Trimstein und die Käserei besuchte und im Dorf jeweils festlich empfangen wurde.
Die Ausstellung "Trimstein – ein Porträt"
Heute Freitag ab 18 Uhr ist Vernissage im Gemeindesaal Schlossgut Münsingen. Es singt der Gemischte Chor Trimstein. Ab 19 Uhr Apéro und Eröffnung im Museum. Ausstellung: Bis 13. April 2014 jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr, freitags von 18 bis 20 Uhr. Führungen: Jeden Freitag um 18 Uhr (gratis). Filme: Trimstein über Trimstein: Interviews; Trimstein 1937; Bauernleben einst und jetzt. Werner Gfeller erzählt; Der prominente Burger Friedrich Traugott Wahlen; «Ir Schmitte». Rundgang in Trimstein: Samstag, 9. November, 14 Uhr.
[i] Programm: www.museum-muensingen.ch